Review

Wer bei Underground Fighter einen simplen und hirnlosen Klopperstreifen erwartet, der wird wohl schon sehr früh ausgebremst werden, denn dieser Film hat ein bisschen mehr zu bieten als nur Hau-drauf-Szenen.

Anders als bei Ong Bak oder anderen Genrevertretern, wird die Geschichte hier nicht als eine Art Alibi für sinnloses Eindreschen auf "Bösewichte" benutzt. Damit will ich nicht sagen, dass Ong Bak ein schlechter Film ist, nein, ich liebe diesen Film, aber die Geschichte ist natürlich totaler Humbug. Anders sieht es bei Underground Fighter aus: die Figuren stammen allesamt aus armen Verhältnissen und sind quasi auf der Suche nach sich selbst und streben nach einem besseren Leben, außerhalb der Armut Hongkongs. Nicht die beste Story, aber immer noch wesentlich einfallsreicher, als die Hauptfigur loszuschicken, um "Buddha's" Kopf wiederzuholen.

Die Asiaten verstehen es ja bekanntlich viele kitschige und anrührende Elemente in jeglicher Form und in jedem Genre einzubinden, aber was sie hier teilweise verzapft haben, ist schon ein wenig zu viel des Guten. Grundsätzlich habe ich ja nichts gegen das Drücken auf die Tränendrüse, aber nicht alles passt hier rein. Ganz besonders die eingestreuten Szenen um "Tin's" Freundin, die als Prostituierte geendet ist, will nur bedingt in das Gesamtbild passen. Hier hätte man sich meiner Meinung nach komplett auf das Schicksal der drei Hauptakteure konzentrieren sollen, denn diese zusätzliche "Nebengeschichte" ist ohne Seele dahingeklatscht worden. Ebenfalls recht unnötig ist der teils übertriebene Humor, der hier in einigen Szenen aufgefahren wird. Da fällt mir als Beispiel die Szene mit dem Bettler ein: "Kong", "Tin" und der "Colonel" sitzen in einem Lokal am Tisch und essen, der "Colonel" steht auf, um ihnen einen Trick zu zeigen (Er führt gerne irgendwelche schwachsinnigen Tricks vor). Dazu holt er sich einen Blechdeckel, auf dem der Bettler herumtrommelt. Dann fällt ihm ein, dass er noch einen braucht und geht wieder zurück...Das Ganze zieht sich gefühlte zehn Minuten hin, ohne dass man wirklich weiß, was dieses Theater soll. Total unlustig!

Neben der doch recht gelungenen Story, kann der Film vor allem mit seinen Kampfszenen punkten. Obwohl diese rar gesät sind, überzeugen sie durch tolle Choreografie und sie bleiben ständig übersichtlich, ohne viele schnelle Schnitte. Zudem wurde sehr darauf geachtet, dass sie realistisch ausfallen und keiner der Kämpfer plötzlich anfängt übersinnliche Kicks, Sprünge oder Schläge an den Tag zu legen. Bei einem der Kämpfe (Nägel unter den Schuhen und in den Handschuhen) muss man hin und wieder wirklich die Zähne zusammenbeißen, denn das sieht schon extrem schmerzhaft aus, was Wu Jing da einstecken muss - aua!

Was Wu Jing (Jacky Wu) an kämpferischem Talent mitbringt, muss er im Hinblick auf sein schauspielerisches Können noch mächtig zulegen. Vieles wirkt bei ihm zu aufgesetzt oder deplatziert, sodass man manchmal das Gefühl bekommt, er wisse nicht recht, was er tun soll.

Trotz einiger Kritikpunkte ist Underground Fighter aber ein Film, den ich der Kampfsport-Fangemeinde und allen anderen Filmfreunden wärmstens empfehlen kann. Die Kämpfe sind hart, brutal und ein ums andere Mal auch ziemlich blutig - zudem sind sie sehr realistisch und übersichtlich gehalten. Wer sich am asiatischen Humor nicht allzu stark stören lässt (Ich bin einiges aus dieser Ecke gewöhnt) und wem die Tränendrüsendrück-Sequenzen nicht zu sehr missfallen, wird an diesem Film sehr wahrscheinlich Gefallen finden. Aber nicht wundern, denn der härteste Schlag kommt zum Schluss!

7,5/10 (mit Wu Jing-Bonus, weil er einfach ein sehr sympathischer Kerl ist)

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