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„Boah ey!“

Ab Ende der 1980er waren Witze über Manta-Fahrer en vogue, ab 1990 wurden sie verstärkt popkulturell aufgegriffen. Zudem beinhaltete die frühe Nachwendezeit eine Art Renaissance des Autofilms (nicht zu verwechseln mit dem Autorenfilm). So inszenierte der gebürtige Ostberliner Peter Timm, der zuvor bereits in seinen Filmen die DDR aufgegriffen hatte, die Roadmovie-Komödie „Go Trabi Go“ um das populärste DDR-Vehikel, den Trabant. 1991 arbeiteten gleich zwei deutsche Produktionsfirmen an Manta-Komödien. Peter Timms „Manta – Der Film“, der nun keine ostdeutschen Themen mehr besetzte, sondern sich dem Ruhrgebiet zuwandte, hatte letztlich die Nase vorn und kam zwei Wochen vor Wolfgang Bülds ähnlich gelagertem „Manta, Manta“ in die Kinos. Timm gilt damit als Wegbereiter von „Prollkomödien“ à la „Voll normaaal“ und Konsorten.

„Du fährst wirklich wie 'n GTI'ler!“

Der 17-jährige Lehrling Manfred „Fred“ Grabowski (Sebastian Rudolph, „Stalingrad“) macht gerade seinen Führerschein bei Fahrlehrer und Manta-Fan Theo (Jochen Nickel, „Spieler“) und träumt von einem Golf GTI, um seinen Freund Sven (Christoph Zapatka, „Der Strand von Trouville“), vor allem aber seinen Schwarm Tina (Nadeshda Brennicke, „Kanak Attack“) – beide Mitglieder eines Golfclubs – zu beeindrucken. Zwar kommt er auch ohne einen GTI mit Tina zusammen, doch als er in einem Preisausschreiben ausgerechnet einen Opel Manta gewinnt, beginnt Tina, sich für ihn zu schämen und sich dem schmierigen Aktfotografen und Golfclub-Mitglied Phil (Jophi Ries, „Go Trabi Go“) zuzuwenden. Doch die Mitglieder des Manta-Clubs greifen Fred unter die Arme und bereiten ihn und sein Gefährt auf ein halsbrecherisches Wettrennen zwischen Opel Manta und Golf GTI vor…

„Mantafahren is wie wenne fliegst, hömma!“

NDW-Protagonist Andreas Dorau war zusammen mit Tommi Eckart für die Musik zuständig und platzierte den Manta-Song der Ulktruppe Norbert & Die Feiglinge als Titellied. Rasante Jagdszenen im Parkhaus entpuppen sich als ein Tagtraum Freds in der Fahrschule, „reale“ Verfolgungsjagden und Stunts werden aber auch im weiteren Verlauf zur Handlung bzw. vielmehr zu deren Schauwerten zählen und dem Film einen nicht ungefähren Action-Anteil bescheren. Aber „Manta – Der Film“ beschert noch einiges mehr: Nadeshda Brennicke als Love Interest debütierend, Dieter Pfaff (im Unterhemd; „Zabou“) und Brigitte Janner („Walter Bockmayer's Geierwally“) als Freds Eltern, Ralf Richter („Verlierer“) und Trio-Schlagzeuger Peters Behrens als Bullen (!), Dieter Thomas Heck („Das Millionenspiel“) als Autohändler im ZDF-Hitparadenmodus, Mario Irrek („Verlierer“) als cooler Hotte, Helge Schneider, „Ladiladiho“ singend. Unmögliche Klamotten und Frisuren. Und natürlich Manta-Witze en masse.

„Ein Manta ist kein Auto!“

Was oberflächlich betrachtet als sich kräftig in Klischees suhlendes Golf- versus Mantaprolls-Duell daherkommt, hat viel von einer Klassenkampfgeschichte, die durch ihre Verortung im Ruhrpott mit reichlich Lokalkolorit voller Malocher-Romantik steckt. Bei allem Spott ist die Manta-Fraktion hier diejenige, der alle Sympathie gilt, während man den Golf-Yuppies wünscht, an ihrer Arroganz zu ersticken. Ganz recht, Golf-Fahrer werden hier wie Golf-Spieler typisiert. Damit vermittelt der Film zudem ein enorm vereinfachtes Weltbild, in der eine Welt außerhalb dieser beiden Automobilistenclubs quasi gar nicht existiert – beinahe, als müsse sich jeder irgendwann in seinem Leben für den Opel-Manta- oder Golf-GTI-Lebenswandel entscheiden, worin wiederum eine Persiflage auf die für Außenstehende heillos übertriebene Leidenschaft von Autoliebhabern und -tunern erkennbar wird. Dem Humor ist die Brechstange natürlich nicht fremd; wie aus Fred nach und nach ein richtiger Mantafahrer-Manni wird, während die Handlung auf ein finales Duell zwischen einem aufgemotzten Mega-Monster-Manta hinausläuft, ist aber urkomisch. Der rockige bis punkige Soundtrack macht ebenfalls Laune.

„Manta – Der Film“, Timms bis dahin vielleicht kommerziellste Arbeit, ist eine dieser eigentlich recht albernen Komödien, die es aber verstehen, Lokal- und popkulturelles Zeitkolorit so fulminant wie kurzweilig zu mischen und deren Qualitäten sich einem mitunter erst in der Retrospektive und mit einem gehörigen Schuss Nostalgie erschließen.

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