Eine ehemalige Nonne, die inzwischen Erotik-Geschichten schreibt, kümmert sich um einen Mann, der durch einen Sturz sein Gedächtnis verloren hat. Sie lernen eine Pornodarstellerin kennen, die über die brutale Vergangenheit des Mannes Bescheid weiß. Darüber hinaus werden sie von Killern gejagt, die zwei Floppy-Disks mit brisanten Informationen in ihren Besitz bringen wollen.
Es ist vorher schwer abzuschätzen, mit was für einer Sorte von Film man es hier zu tun hat. Die Kriminalhandlung bietet Möglichkeiten für komödiantische Anteile sowie spannungsreiche Sequenzen, überraschend ist es allerdings, dass der Film einen eher melancholischen Grundton anschlägt, auf dessen Basis sich der desolate Humor nach und nach entfaltet. Melancholie, Humor und Spannung werden zu passenden Anteilen in den richtigen Zeitpunkten eingestreut und geben dem Film eine erstaunliche Ausgewogenheit. Schließlich sind es gerade die Stimmungs-Ambivalenzen, die den Film vom Durchschnitt abheben.
Dabei ist der Plot doch zunächst enttäuschend – die Kriminalhandlung (Verbrecher hat sein Gedächtnis verloren und wird von Killern gejagt) ist wenig originell und in ähnlicher Weise schon aus anderen Filmen bekannt.
Doch die skurrilen Figuren bewahren das Werk davor, in der Gewöhnlichkeit zu versinken. Isabelle Huppert als vom Weg abgekommene Nonne und Martin Donovan als ehemaliger Fiesling, der durch seinen Gedächtnisverlust die Chance auf ein neues Leben und eine sympathischere Persönlichkeit bekommt, liefern sich herrliche Dialoge („Was siehst du dir da an?“ – „Auf der Kassette steht ‚Massenvergewaltigung’.“) – sie reden nicht übermäßig viel, wissen aber – in ihrer Situation, dass sie sich beide zu völlig neuen Menschen entwickelt haben – durch lakonische Kommentare stets zu amüsieren. Beide spielen ihre Rollen glaubwürdig, besonders Donovan gelingt es durch subtile Darstellung, sehr viel aus seiner durch die Amnesie beinahe charakterlosen Figur herauszuholen.
Dazu gesellen sich interessante Nebenfiguren, besonders Damian Young darf in der Rolle eines Steuerberaters nach einer Elektroschock-Folter so richtig schön durchdrehen und beschert uns einige makaber-witzige Szenen, die beinahe im Stil von „Pulp Fiction“ daherkommen.
Gegen Ende hat man schon fast vergessen, dass es sich hier nicht ausschließlich um eine schwarzhumorige Gangsterkomödie handelt, sodass einen der Schluss doch überraschen und nachdenklich stimmen kann.
„Amateur“ ist eigentlich ein trauriger Film, nur dass man dank der schrägen Figuren und witzigen Dialoge über den Großteil der Laufzeit davon abgelenkt und bestens unterhalten wird. Den Kultstatus von „Leon – Der Profi“ oder „Pulp Fiction“ wird er sicherlich nie erreichen, doch als Geheimtipp ist er besonders Freunden der makaberen Kriminalunterhaltung absolut zu empfehlen.