Review

"Ein andalusischer Hund" als Snuff-Alptraum.

Grafisch, visuell überragend, "Ringu" als avantgardistischer Psychoschocker, in der Tradition japanischer Cyberpunk- und Experimentalfilme, surrealer CAT III-Schocker wie "Dream Home" oder "Crazed Fruit", "Audition", traditioneller "Ebola Syndrome" und "Untold Story", nicht wie sein Nachfolger an "Guinea Pig" und "All Night Long".

"Evil Dead Trap" reiht sich damit auch in die Chronik experimentellerer, avantgardelastiger Horror wie "The Headless Eyes" oder "Intruder" ein. "Centipede Horror" hat aufgrund massiver Längen den Anschluss als experimenteller oder organischer Psychoschocker verpasst, auch wenn hier sichtliches Potential da gewesen wäre ...

Durch den recht verstörenden, in seiner Bildsprache allzu signifikanten Auftakt wird der Zuschauer geradewegs in die abtrünnige Welt von "Evil Dead Trap" katapultiert, wie einst Raimi in seine verlassene Waldhütte. Parallelen zum Namensvetter und großen Bruder "Evil Dead" dürfte man ansonsten jedoch vergeblich suchen.

Dessen bahnbrechende Neuinterpretation des Nekronomikon, frei nach Lovecraft, voller Hexen und Schwarzer Magie, durchleben wir hier auf fernöstlichem Boden, vor industriellem Hintergrund und modernistisch geprägtem Brutalismus-Ambiente mit Cybergoth-Anleihen, auch Darkroom-/Industrial-Look, Suspense der sich später auch psychoschockende Blockbuster wie "Panic Room" oder "House in Haunted Hill" zunutze machten. Psychoschocker mit Geisterbahn-Flavor inklusive ...

Während japanische, auch gerade etwas ältere Produktionen, was Gewaltdarstellung/Sickness/Gore, auch Sexploitation, sich immer schon auf einem etwas anderen Niveau bewegten ("Tokugawa", "Men Behind The Sun" ...), haben wir es hier zudem mit einem recht anspruchsvollen Schlitzer zu tun. Einige gelungene Psychoschocks, visuelle Spielereien/Bilderfluten, industrielle Passagen und düstere "Doom"-Videospielatmosphäre werten "Evil Dead Trap" als mechanischen Horror sichtlich auf.

Der Schauplatz eines verlassenen Fabrikgebäudes tut der flächendeckend doch sehr drückenden Atmosphäre keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, nur das Tempo nimmt mit der Zeit einbisschen ab, was wiederum einer beklemmende Grundstimmung zuträglich sein dürfte. Letztendlich fügt sich "Evil Dead Trap" zu einem recht außergewöhnlichen und spannenden/experimentellen Schocker zusammen.

Auch der japanische Mystery- und Gruselfilm keimte innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte ja ungemein auf. Hier haben wir es mit einem sehr extravaganten, zuteil recht derben Vertreter zu tun, (der auch spätere Vertreter wie "The Eye", womöglich unbeabsichtigt, auf überragende Weise vorwegnahm.)

Da wo "Das Schweigen der Lämmer", frei nach Thomas Harris, als psychologischer Krimi neue Maßstäbe setzte, oder zumindest die breite Masse für sich begeistern konnte, und nicht zuletzt durch den Oscar entsprechend viele Lorbeeren einkassierte, entführt uns "Evil Dead Trap" in ein verworrenes, teils bizarres Stück von einem Psychothriller, der mit blutigen, wie Ekelfaktor anregenden Passagen schockt, geht dabei stets sehr originell und keineswegs subtil vor, dürfte allerdings auch gleichermaßen polarisieren.

Abstrakte Bilder, teils verwackelt und verworren, stilistisch keinem Argento ähnlich, wenn auch handwerklich nicht weniger anspruchsvoll.

"Evil Dead Trap" wirkt vielerorts wie ein alptraumhaftes Stück Zelluloid, das stets von einer makaberen Aura umgeben wird, und dabei sogar weitestgehend ohne Klischees auskommt.

Da wo ein "Eraserhead" uns noch in eine völlig diffuse Traumwelt entführte und den Surrealismus ganz eigenständig interpretierte, an Groteske sicherlich kaum noch zu übertreffen, reiht sich "EDT" auch in der Chronik weiterer so genannter Mitternachtsfilme oder "Midnight Movies" ein ("El Topo", "Night of the Living Dead") und auch wenn "Evil Dead Trap" im Großen und Ganzen etwas weniger surreal daherkommt, dürfte er zumindest ein ähnliches Publikum ansprechen.

Die japanische "Speed"-Mentalität tritt zum Schluss noch einmal überdeutlich zutage. Ein "Tetsuo" vs. "Braindead"-lastiges Finale setzt dem Ganzen die Krone auf. Auch werden die letzten Ungereimtheiten wieder ausgemerzt.

Alles in allem: Keine leichte Kost, künstlerisch aber durchaus anspruchsvoll. Kann sich sehen lassen!

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