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Die so genannte Achse des Bösen bezeichnete im Zweiten Weltkrieg an sich die Achsenmächte Deutschland und Italien und wurde im Irakkrieg politisch mäßig korrekt auf diverse islamische Staaten angewendet. Als Untertitel dieses direct to video Sequel ist die Bezeichnung aber definitiv deplaziert.
So gibt es hier nur einen Gegner, Nordkorea, und damit keine Achse, zum anderen ist „Im Fadenkreuz II“ politisch deutlich korrekter als der Untertitel. So beginnt die Chose mit einem Zitat, das besagt, dass auch diejenigen an einen Krieg schuld sind, die ihn nicht verhindern. Anschließend wird folgendes Szenario durchgespielt: In Nordkorea wird ein Raketensilo mit einer möglichen Nuklearrakete entdeckt und der Präsident spielt mit seinem Beraterstab alle möglichen Szenarios durch, vom Fliegerangriff bis zur Geheimoperation, wobei sich „Im Fadenkreuz II“ als ziemlich bedacht und realistisch erweist.
Ein Team Navy Seals soll in einer verdeckten Operation das Silo ausschalten, doch beim Absprung befiehlt man einen Abbruch der Aktion, da sich die Lage geändert hat. Doch vier von ihnen sind bereits über Feindesland abgesprungen...

Was nun folgt, ist der übliche Überlebenskampf hinter feindlichen Linien, inklusive Warten auf Rettungskommandos und Schleichen durch den Busch, aber auch die obligatorische Gefangennahme darf nicht fehlen. Das Seal-Quartett besteht aus einem jungen Leader, einem Familienvater, einem schwarzen Sprücheklopfer und einem etwas tumben Rookie, da kann man schon an der Figurenkonstellation ersehen, wer wohl überlebt. Aufgrund der bekannten Elemente ist „Im Fadenkreuz II“ dann auch teilweise sehr vorhersehbar geworden, die lange Einführung (der Absprung kommt erst nach rund 30 Minuten) nimmt auch Tempo raus, sodass der Film leider nur gelegentlich spannend ist.
Gänzlich unnötig für die Story, aber eine nette, Atmosphäre schaffende Beigabe sind die Rückblenden zur Seal-Ausbildung, die immer mal wieder verdeutlichen, an was die Soldaten bei dieser oder jener Tätigkeit denken. Auch sonst ist „Im Fadenkreuz II“ von der Inszenierung her recht stimmig, statt in Korea wurde mal wieder im Ostblock gedreht (ging ja auch nicht anders), doch diese Tatsache kann „Im Fadenkreuz II“ besser verdecken als manch andere direct to video Produktion der letzten Jahre.
Auch beim politischen Unterbau ist man recht umsichtig, zumal das Ganze auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahre 2004 beruht, wie man im Abspann erklärt, als man in Nordkorea eine starke Explosion wahrnahm und sowohl die USA als auch Nordkorea fix erklärten, es sei bloß ein Unfall gewesen. „Im Fadenkreuz II“ zeigt dabei sowohl politisch rechte Hardliner im amerikanischen Stab als auch hilfsbereite nordkoreanische Militärs, die auch nicht immer mit den Handlungen ihres Anführers konform gehen. Auch die Folgen von Befehlsverweigerung, die in vergleichbaren Filmen oft übergangen werden, werden hier nicht ausgeblendet.

Leider vergisst „Im Fadenkreuz II“ bei seinen Bemühungen um political correctness die Tatsache, dass es sich hierbei trotzdem um einen Actionthriller handelt, und spart an Action. Insgesamt werden hier nur drei mehr oder weniger lange Feuergefechte geboten, die sich alle ausschließlich in der zweiten Hälfte des Films befinden. Diese bieten dann ordentliche Action, wenngleich „Im Fadenkreuz II“ viel zu hektisch mit Wackelkamera arbeitet, was leider nicht als Realismus förderndes Stilmittel durchgeht, sondern den Zuschauer öfters den Überblick verlieren lässt.
Die Riege der jungen Darsteller schlägt sich insgesamt auch ziemlich ordentlich, nicht herausragend, aber ordentlich. Peter Coyote reißt seine Präsidentenrolle routiniert, aber etwas ausdruckslos herunter, während die Nebendarsteller immer mal wieder Anlass zur Freude geben. Bruce McGill („Exit Wounds“, „Collateral“) als energischer General, Glenn Morshower, dank seiner Rolle als Aaron Pierce in „24“ gerade im Aufwand, als Admiral und Keith David („The Thing“, „Sie leben“) als Ausbilder der Navy Seals überzeugen auf ganzer Linie.

Alles in allem ist „Im Fadenkreuz II“ ein passables direct to video Sequel mit etwas einfallsloser Story, aber überzeugender Machart. Zudem bemüht man sich um einen politisch korrekten Unterbau, lässt leider dabei die Action etwas außer Augen.

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