Review

Erster von zwei Langfilmen, die als Serienspecial zur damals noch vergleichsweise jungen und ebenso relativ allein auf weiter Flur befindlichen Serie Die Rosenheim-Cops, Start 2002 fungierten. Gefolgt wird dieser Ausflug in die primetime trotz eher noch steigenden und im Bekanntheitsgrad durch Präsenz stärkenden Erfolges nur noch durch Eine Leiche on the Rocks (2005) und darüber hinaus, gerade auch durch weiterhin stabil anhaltende Popularität und viel Spielraum nicht, obwohl die Möglichkeiten zum Ausbau des sonstigen Serienschemas hier durchaus seinen Reiz haben und so auch vornehmlich das Interesse an der sonst recht konventionellen Verbrecherhatz erwecken. Ein Versuch der materiellen und formellen Aufrüstung, anfangs gewöhnungsbedürftig und gerade im Rückblick auf eine alte Fernsehära auch mit eher bieder einnehmenden 'Herrgottsakra' - Charme. Hier läuft noch der Ramazotti zum ersten privaten Date:

Bei einer frühmorgendlichen Skiabfahrtsfahrt in den Bergen wird Hotelier Max Lang erschossen; als Erster in Verdacht gerät sein Begleiter, Bauunternehmer Karl Schuster [  Michael Roll ], der auch als einziger Spuren hinterlassen hat, aber kein Motiv vorweisen kann und alsbald ebenfalls mehrfach in Gefahr gerät. Als sich die Kommissare Ulrich Satori [  Markus Böker ] und Korbinian Hofer [ Josef Hannesschläger ] in die private Umgebung sowohl von Opfer als auch dem Zeugen begeben, treffen sie auf Schusters Ehefrau Verena, die ein Verhältnis mit dem Verstorbenen hatte und die so auch allen Grund zur Eifersucht haben könnende Witwe Anja Lang. Währenddessen versucht sich Korbinian in der Abwesenheit seiner Schwester Marie [ Karin Thaler, die parallel zum Dreh auf Das Traumschiff weilt und von dort aus phone-ins macht ] am Kitten der zerrütteten Familie, nimmt er doch vermehrt Kontakt zum zerstrittenen Onkel Paul Hofer [ Toni Berger ] auf. Dessen junge und den alten Mann zahlreich unterstützende Nachbarin Daniela Neumayer [ Jule Ronstedt ] wirft dafür rasch ein Auge auf den nicht abgeneigten Satori.

Ohne weiteren Vorlauf, der sich aus der Kenntnis der vorangegangenen fast Dreißig Folgen und für den Neuling aus im Grunde genreaffinen Zügen ergibt, wird auch hier die Leiche und der Mord im Mittelpunkt des Geschehens bereits in den ersten Minuten präsentiert. Mit dem Eintreffen der beiden von Herkunft und Charakter an unterschiedlichen Kommissare als miteinander verschweißtes Team wird die ewige Konstante der Serie fundamentiert; hier der Eingeborene mit Wurzeln in die Generationen zurück und gleich mehreren Verwandtschaftsgraden in enger Nachbarschaft, und dort der Neuling aus der Stadt, der mit mehr Geld, mehr Weltmännigkeit und auch besserem Aussehen (und Schlag bei den lokalen Frauen) gesegnet. De facto der Waldschrat, der spricht, wie ihm der Mund gewachsen ist und seine Erfahrungen mit dem Volke nutzt, und der Sonnyboy, der zwar fremd am Platz ist, aber dadurch prägnant in Erscheinung tritt und über den nötigen Batzen Charme verfügt. Während die beiden seit Episode 1 "Der Tote am See" gesetzten Figuren Hofer und Satori auch hier wieder anwesend sind, und Hofer dies (ausgenommen von Krankheitsausfällen des Darstellers) auch bis einschließlich Heute als Refugium bleibt, wurde der Zugang aus der Stadt immer wieder verjüngt, verschönt oder in das noch mehr Kantige und so in das positiv Signifikante als ebenbürtige Kraft im Zweierteam ausgetauscht.

Das Abheben von der gewohnten Struktur der Serie ist dennoch auffällig und wird auch durchgezogen im weiteren Sinn, fehlen die Titelmelodie und der Vorspann und wird in der Eröffnung, ein Treff am Gipfel und die Abfahrt den Hang hinab eher wie beim Der Bergdoktor und seine Touren in den Fernsehfilm hinein agiert. Auch weiterseits wird sich im Veränderungen und die Anpassung an die doppelt verfügbare Laufzeit orientiert, sind die Füllszenen wie viel Liebes- und Familienkram und Bewunderungen von Flora und Fauna gleichsam deutlicher spürbar wie theoretisch auch gleichzeitig störend und durch die ungewohnte Nutzung bis zum Novum dennoch angenehm.

Wo ansonsten die Hektik im Büro herrscht und man sich durch ein Gewimmel an Nichtigkeiten, dem Alltag einer Amtsstube und dem Hinein- und Hinauslaufen unterschiedlich aneinander vorbei Redender wie den Polizeidirektor, die Finanzcontrollerin, die Pathologie, die Polizisten, der Sekretärin usw. usf. bemüht, wird hier die vergleichsweise ruhige Kugel ohne jegliche Eile geschoben. Sowieso ist das Büro hier wie fast zu Urlaubszeiten leer, und dann noch im vermehrt rustikalen und nicht dem neuerdings nahezu modisch aufgeräumten Stil. Auch der Rest der Szenerie ist fernab von Schickimicki und Bussi-Gesellschaft und wird wohl aus deswegen sehenden Auges begangen und bei Gelegenheit abgefahren, führen Die Spuren im Schnee zu einer alten Wirtshausschänke, einer Hütte auf dem Berg und einem relativ pompösen Gutshaus auf der anderen Seite nebendran, ohne dass man sich bloß im Abfragen der Alibis und der Beziehungen zueinander und den Motiven und Feinden und auffällig gewordenen Besonderheiten vor und zu dem Tatzeitraum ergibt.    

So richtig knifflig und Agatha Christie - like ist der vom festen Kreativeam Thomas Letocha und (Heimatkrimibestseller) Andreas Föhr geschriebene Fall natürlich nicht, wird die übliche Anzahl Verdächtiger aufgeboten und ein wenig Dramatik durch Emotionalität und diverse Attentate sowie einen politischen bzw. ökologischen Hintergrund geschürt. Selbst dem Ungeübten unter dem Publikum, welches die Mischung aus Kriminal- und Heimatfilm mit ein klitzebißchen Humor zur Zeit der Produktion und nicht zur heutigen Inflation an genauso angelegten und stets wiederholenden Erzeugnisse, darunter die der Kopie Die Garmisch-Cops (ab 2012) konsumiert, fallen die Rätsel und Wendungen lange vor den ermittelnden Figuren auf, und wird so das Geschehen weniger verfolgt, als vielmehr aus dem Blickwinkel des Bereits Wissens kommentiert.

Wenigstens ist die Szenerie wunderschön und lag der Schnee damals, in der guten alten Zeit noch wirklich bis zum letzten mit strahlendem Weiss bedeckten Fleck. Eine scheinbare Unberührtheit in ebenso scheinbarer Idyll', die das Fremdenverkehrsamt freut, in der aber hinter den schweren und dunklen Eichentüren Keiner dem Anderen so richtig grün ist, weder das Geld noch die Pläne noch die Angetrauten gönnt und somit irgendwie Jeder Jeden nötigt, belügt und betrügt. Außerdem wird neben den Gefühlen von Liebe und Hass frisch aus dem Groschenroman auch Einiges an größeren Aktionsszenen, wie Hubschrauberflüge, herabstürzende Baumstämme bzw. Mauerziegel im versuchten Attentat und gleich mehrere Anschläge auch per Gewehr verübt. Dazu Stunts wie aus dem Willy Bogner - Skifascination - Archiv, getoppt noch von einem Lawinenabgang, der die ungleichen Polizisten für eine Nacht auch zum Aufenthalt in einer gemeinsamen Suite zwingt.

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