Treffen der Giganten Belmondo und Delon, nicht das erste Mal in der Karriere, hier aber bei beiderseitigem Höhepunkt und so zum Nutzen des Produzenten (und Initiatoren Delon) und Konsumenten, ungewöhnlicherweise für beide auch in einem Period Piece Gangsterfilm, in einem 'historischen' Actiondrama, in einem Ganovenstück, mit Tanz im Kugelhagel, mit Machismo. Präsentiert von Paramount, inspiriert von Eugène Saccomanos "Bandits à Marseille", die Figuren frei erfunden, die Ähnlichkeit (zu Paul Carbone und François Spirito un)beabsichtigt, Regie führt wie beim Nachfolger Jacques Deray:
Frisch aus dem Gefängnis entlassen macht Roch Siffredi [ Alain Delon ] aufgrund des gemeinsamen Interesses an Lola [ Catherine Rouvel ] Bekanntschaft mit dem ähnlich denkenden und in der Zwischenzeit auch einige Geschäftsbeziehungen übernommen habenden François Capella [ Jean-Paul Belmondo ], mit dem er sich schnell anfreundet und beide sich auch die restliche Kumpanei wie Fernand [ Lionel Vitrant ] teilt. Da beide Männer nicht ohne Ehrgeiz sind, gehen sie bald zusammen den Gangster Poli [ André Bollet ] an, der allerdings vorgewarnt bereits eine Verteidigungslinie aufgebaut hat.
'Marseille 1930' ist der Arbeitstitel und der Schauplatz, es wird sich in Schale geschmissen, es wird sich schick gemacht, im Spiegel bewundert, viel durch die Gegend bewegt. Die Haare voll mit Pomade, frisch aus dem Knast, zwei Monate geschenkt wegen guter Führung; die guten Manieren bleiben nicht lange erhalten, grob ist das Geschäft. Schnell ist das Geschehen am Lodern, ein Laden brennt, die Kriminalität brummt, jeder will verdienen, Gewalt als Mittel der Wahl, als Motto der Politik.
Das erste Aufeinandertreffen kommt nach nicht einmal zehn Minuten, Schuld hat natürlich eine Frau, Einer will, dass sie kommt, der andere, dass sie bleibt, ein Zwiespalt, ein Streitgespräch. “Der Knabe braucht frische Luft.“, es kommt, wie es kommen muss, erst wird gegrinst, die Fäuste fliegen. Die Szene ist nicht für die Ewigkeit, sie aber der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, im (mehrfach wegen Politik und Finanzen in Schwierigkeiten steckenden) Film zumindest, beruflich also, privat wahrscheinlich nicht. Ein Männerbündnis, geteiltes Leid ist halbes Leid, die Zusammenarbeit ist gemeinsam leichter, erst wird ein Pferd entführt.
Eine Teilhaberschaft wird hier geboten, zwei Darsteller, die alleine einen Film tragen, hier sich aber ergänzen und miteinander harmonieren, die sich nichts schenken, eine Freundschaft lancieren. “Ich hab da jemand kennengelernt.“, der Film variantenreicher als die grob-effektive Fortsetzung, hier noch mit Charme und Schabernack und Schalk, dort mit blutigen Stößen aus dem Maschinengewehr, hier mit Lug und Trug, mit gezinkten Pferderennen und unlauteren Boxkämpfen, mit flotten Sprüchen und lockerem Mundwerk, ein Wo Gangster um die Ecke knallen. Belmondo macht dabei seine übliche Rolle, den Hansdampf in allen Gassen, den Filou, Delon (mit stechendem Blick) läuft erst nur mit, dann nebenbei, dann wird sein eigenes Ding gedreht. Es wird sich erst erkundet, das Terrain spioniert, man arbeitet noch von unten, aus dem Halblegalen, der Kleinkriminalität. Man arbeitet als Problemlöser für Andere, als Die Losleger (Alternativtitel), die Regie filmt unauffällig mit. Offen ist das Geschehen hier, das Szenario spielt an allen möglichen gesellschaftlichen Orten, es herrscht viel Sonne und viel Licht, es wird geflirtet, nicht geflucht, es wird das Leben, die Jugend-, die Lümmel- und die Flegeljahre genossen und die Gelegenheiten beim Schopfe genommen. Hier wird eine gelackmeierte Welt aufgebaut, dort nur zerstört.
Zwischendurch wird einmal mittendrin das Ketchup vergossen, eine Festnahme der Polizei mit Waffengewalt, eine kurze Unterbrechung und ein Vorgeschmack des Kommenden. Denn nach und nach steigt man auf in die höheren Kreise, und man weiß, die Luft wird dünner ganz oben, die Warnungen bleiben ungehört. Eine Szene in einem Schlachthof als Umkehr des Bisherigen, eine grobe Schießerei zwischen hängenden und teils brennenden Tierkadavern, mit Waffen aus Marokko plant man die Revanche, ein Gangsterkrieg mit vielen großen Löchern im Leibe entspinnt. Das Tempo wird schleichender, die Augen müder und trüber, man wird einsamer, das Dasein übler.