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Die grandiose Eröffnungsszene ist ja fast schon legendär! Ein irrer Killer mit Imkermaske und Tarnklamotten jagt ein Pärchen durch den Wald, und mit einem gezielten Schuß aus seinem Gewehr streckt er gleich mal den männlichen Part nieder. Dann läuft, turnt (!), hüpft (!!) und tänzelt (!!!) er ausgelassen der panisch kreischenden Flüchtenden hinterher, die nun mit einem Bein in eine aufgestellte Bärenfalle tritt. Doch die Unglückliche ist ein Mädel schneller Entschlüsse, da gibt es kein langes Zaudern. Sie zückt die Machete und hackt sich ihren feststeckenden Fuß tapfer ab! Auf dem verbliebenen Bein hüpft sie weiter, der Rettung entgegen, bis es wieder "klapp" macht und sie ungläubig nach unten starrt. Miss Pechvogel ist prompt in die nächste Falle gehopst. Kein Grund aufzugeben, denkt sie sich, und macht sich wieder an die Arbeit. Die handliche Machete kommt erneut zum Einsatz, das Blut spritzt, und weiter geht's auf Händen und Knien, kriechend. Leider nicht für lange, tappt sie doch mit der linken Hand punktgenau in die nächste - na? - Bärenfalle. Einmal mehr weiß sich die Frau zu helfen, nach dem Motto "besser Arm ab als arm dran". Kurz darauf wird ihre Flucht jäh gestoppt, als sie gegen den seelenruhig auf sie wartenden Killer krabbelt. Herrje, all die Anstrengungen, all die Schmerzen, all das vergossene Blut, sollte das alles umsonst gewesen sein? Jupp. Der Mörder lädt das Gewehr durch, visiert sie an und... aus die Maus!

Matt Cunninghams Decampitated ist eine von Michael Herz und Lloyd Kaufman mitproduzierte und von Troma Entertainment vertriebene Parodie der allseits beliebten Backwoods-Camp-Slasher-Movies à la Friday the 13th (1980), The Burning (1981) und Sleepaway Camp (1983), um nur einige wenige zu nennen. Und trotz des spottbilligen Homemade-Flairs und der teils wild grimassierenden (Amateur-)Schauspieler ist der in Colorado entstandene Spoof nicht nur recht gelungen, er ist auch ungemein vergnüglich. Cunningham (The Mangler Reborn) und seine Drehbuchautoren orientierten sich offensichtlich an ZAZ-Klassikern wie Airplane! (1980), Top Secret! (1984) oder The Naked Gun: From the Files of Police Squad! (1988) und versuchten, in jede Szene so viele Gags wie irgend möglich zu packen. Und erstaunlicherweise macht dieses irre Bombardement richtig Laune, erstens, weil es weit mehr Treffer als Rohrkrepierer gibt, zweitens, weil die ganze Chose mit viel Energie, viel Engagement und ohne Rücksicht auf Verluste präsentiert wird, und drittens, weil das Gag-Stakkato auch noch sehr sympathisch und charmant daherkommt und nur selten unter die Gürtellinie flutscht. Die Macher scheinen nicht nur große Genrefans zu sein, sie haben auch ihre Hausaufgaben gemacht und die Filme, die sie auf die Schippe nehmen, gut studiert. Es ist einfach toll, wie gewisse, immer wiederkehrende Klischees schonungslos übersteigert und so der Lächerlichkeit preisgegeben werden.

Ein Beispiel: Da gelingt es einem Tölpel doch tatsächlich, den Killer zu überwältigen, welcher daraufhin ohnmächtig zu Boden sackt. Anstatt ihm aber den Rest zu geben oder ihn wenigstens zu fesseln, läßt er seine Waffe, einen motorbetriebenen Rasentrimmer, fallen und läuft wie ein aufgescheuchtes Huhn davon. Dann macht er abrupt kehrt und kommt zurück, ignoriert den Bewußtlosen jedoch abermals und stellt stattdessen den laufenden Motor des Trimmers ab. Anschließend nimmt er die Beine in die Hand und gibt endgültig Fersengeld. Szenen dieser Art gibt es in Decampitated einige, und sie sorgen für so manchen Lacher. Und auch sonst geht die Post ordentlich ab (abgesehen vom Ende, welches ich etwas mißlungen finde). Es wird munter kalauert, daß sich die Balken biegen, die sieben Protagonisten, die sich den falschen Platz zum Campen ausgesucht haben, sind teils grotesk überzeichnete Karikaturen, die billigen Splatter-Einlagen erklimmen phasenweise absurde Höhen, und es gibt einen köstlichen Running Gag, wo die hingekritzelten Mitteilungen eines der Sprache nicht mehr mächtigen Typen ständig falsch interpretiert werden. Klar, der Horroranteil dieser albernen Horrorkomödie liegt bei null, da alles, was geht, auf witzig getrimmt wurde. Fast wähnt man sich in der Realverfilmung eines irren Cartoons, nicht zuletzt, weil unsere Chaotentruppe unfaßbares einzustecken imstande ist. Denn merke: Klafft das Fleisch und spritzt das Blut, mach Klebeband drauf und alles ist gut!

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