Review

Viel wurde im Vorfeld spekuliert über diesen Seagal-Streifen, es werde der schlechteste Seagal-Film aller Zeiten und würde selbst Gurken wie „The Foreigner“ unterbieten. Ob das stimmt werde ich in meinem Review noch eingehen, aber erstmal alles von vorne:
Ursprünglich sollte Marshall Lawson (Steven Seagal) gegen Aliens in Gestalt von Menschen kämpfen und so die Welt vor einem Untergang retten.
Als Seagal und sein Team den Drehort verliessen, dachte sich das Studio, sie müssen die Story von Grund auf neu schreiben, weil sie dachten, die Fans würden eine derart neue Story (Seagal gegen Aliens) nicht akzeptieren.
Deshalb kämpft Lawson nun gegen Drogendealer, die eine derart harte Droge erfunden haben, dass man gar übernatürliche Kräfte davon bekommen kann. Lawson steckt nun voll im Kampf gegen diese Droge, diesen übernatürlichen Gestalten und deren Hintermänner.

Naja, meiner Meinung nach hätte man diese Alien-Thematik wirklich lassen können, denn einen so grossen Unterschied gibt’s da ja doch nicht, wie ich finde.
Wie auch immer: Der Film fängt recht cool und explosiv an: In einer Militärbasis kommt es zu Auseinandersetzungen: Blutige Schiessereien, ein Auto fliegt in die Luft, Hubschrauber ballern auf fliehende Motorradfahrer. Seagal fährt mit einem Hummer vorbei und rammt einem sein Messer in den Schädel.
Das alles ist nicht besonders genial inszeniert, macht aber wenigstens Laune und durchaus Lust auf mehr. Auf die Action komm ich aber nachher noch eingehender zu sprechen.

Was erst einmal EXTREM unangenehm auffällt und zugleich die grösste Verarsche beim ganzen Film ist: Seagal wird sicher etwa astronomische 70 % im ganzen Film von einem anderen Synchronsprecher, der nicht annähernd die Stimme vom Meister hat, synchronisiert. Dagegen ist das bisschen in Submerged und Shadow Man geradezu nicht erwähnenswert. Diejenigen die auf die deutsche Fassung zurückgreifen werden, können diesen Schwachpunkt dann allerdings übergehen.

Nach dem durchschnittlich amüsanten Anfang verliert sich der Film leider mal wieder in Endlosdialogszenen, die so spannend und mitreissend sind wie meiner Grossmutter beim Hundegassiführen zuzusehen.
Gott sei Dank ist das Geschehen dann doch nicht so langweilig wie beim bisher langweiligsten Seagal-Film „Foreigner – der Fremde“. Spannend ist der Film natürlich trotzdem nicht.
Während ich mich weiter über Seagals „Stimme“ aufrege, passiert hin und wieder doch mal wieder was, aber insgesamt ist der erste Teil des Films ärgerlich schlapp inszeniert.
Wer allerdings sehen will, wie der Hauptdarsteller sogar beim Handy-Telefonieren gedoubelt wird, bekommt hier was geboten.
Michael Keusch, dem ich mittlerweile eh kein Inszenierungs-Talent mehr bescheinigen kann, schafft es auch immer wieder hervorragend, Seagals Double so zu inszenieren, dass es selbst ein Blinder erkennen kann, dass das nicht Seagal sein kann. Beispielsweise wenn eine Gestalt durch das Bild läuft, wo der Kopf oben einfach abgeschnitten ist. Tolle Sache...

Mal abgesehen von einigen blutigen Hinrichtungen gibt’s im ersten Teil des Films nur eine kurze „Kampfszene“ zwischen Seagal und dieser durch harte Drogen zum „Monster“ mit blinkenden Augen mutierten (ursprünglich ein Alien in der alten Story-Fassung) Frauengestalt. Auffällig ist dabei der armselig schlechte Schnitt. So was hab ich echt noch nie gesehen. Unterhaltsam ists zwar schon, aber einfach nicht gut.

Später dann formiert Seagal seine neue Kampftruppe. Und endlich will halbwegs so etwas wie Tempo in die Geschichte kommen. Seagal wird mit zwei Buttlerfly-Messern ausgerüstet, die er in seinen Armen versteckt und darf später damit dem ein oder anderen den Hals aufschlitzen oder den Kopf zerhacken.
Allgemein ist der Film durchaus blutig geraten. Scheinbar hat Keusch eine Vorliebe für Kopfschüsse mitten auf die Stirn (wie schon in Shadow Man), davon hat’s hier reichlich.

Es folgen ein paar Schiessereien in einer alten Villa, die aber nur „nett“ ausfallen. Der Showdown ist dann eigentlich ganz nett geraten, hat in dieser dunklen, düsteren und heruntergekommenen Kirche sogar so was wie Atmosphäre zu bieten. So richtige Ballereien gibt’s aber nicht, nur ein paar blutige Hinrichtungen wenn wieder so n’ Monster durch das Bild läuft. Lustig ist, dass gerade gegen den Schluss so gut wie keine Story mehr vorhanden ist. Es wird mal kurz geschossen, mal läuft die Truppe durch den Gang, dann wird wieder kurz geschossen, usw. Vermutlich ist’s aber eh immer derselbe Raum, durch den sie laufen, ein schöner Bluff imo, schliesslich sollte das ganze ja eigentlich wie ein Labyrinth wirken. Dann endlich darf auch der Seagal mal wieder kurz handgreiflich werden, nur sind die „Kämpfe“ wiederum derart schwach geschnitten und teilweise mit nerviger Zeitlupe versehen, dass das Zusehen einfach nicht wirklich Spass macht. Immerhin ist alles hübsch blutig geraten, aber das rettet nicht viel.

Was gibts sonst noch zu sagen? Es gibt immerhin fast kein Stock Footage und keine billigen Effekte, aber vielleicht hätten ein paar entlehnte Actionszenen ein bisschen mehr Pepp in die ganze Geschichte gebracht.
Wir haben hier eigentlich nicht mehr als einen hinlänglich bekannten typischen neuen Seagal-Film, nur leider einfach noch ein bisschen schlimmer als schon bekannt. Noch mehr Doubles, noch mehr Langweile, noch weniger Action und noch mehr Voice-Dubbing.
Schon klar, haben Kollegen wie Dolph Lundgren teilweise noch viel miesere B-Movies in ihrer Filmografie, da kann man Attack Force dagegen immer noch ganz gut weggucken, aber von einem guten B-Movie geschweige denn von einem guten Seagal-Film sind wir hier meilenweit entfernt. Vielleicht ist der Film etwas besser als Ticker oder Foreigner, aber ein guter Film sieht anders aus.

Fazit: Ein Seagal-Streifen wie üblich vom Laufband, mit nur durchschnittlicher Story, megamiesem Voice-Dubbing, den üblichen Doubles, lächerlich geschnittenen Kämpfen und viel zu wenig (guter) Action. Da reissen die nette Atmosphäre und die passable Optik auch nichts mehr raus.

knappe 3/10

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