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Nach dem Ende bzw. der Absetzung der "Twilight Zone" 1964 suchte und fand ihr Erschaffer Rod Serling so ziemlich überall und nirgends Arbeit als Regisseur und Autor. Er war ja schon vor seinem großen Erfolg ein produktiver Vielschreiber gewesen und konnte überall Hand anlegen (u.a. verfaßte er das Drehbuch zu "Planet der Affen" mit), doch erst gut fünf Jahre später bot sich ihm wieder eine bewährte Serienplattform, die er mit seiner Ausstrahlung ausfüllen konnte.
"Night Gallery" war wieder eine Anthologieserie, durch die Serling mittels seiner sonoren Stimme und kurzer Gastauftritte zu Beginn führen konnte, allerdings veränderte sich der Überraschungsfaktor der etwas moralisierenden Science Fiction hin zum Revanchismus der E.C.-Comics, "Night Gallery" war eine unheimliche Horrorserie, auf deren Fersen einige Nachahmer folgen sollten.

Wie sehr die Serie offenbar als Prestigeprojekt gedacht war, beweist ihr Pilotfilm, den man weltweit auch als eigenständigen Episodenfilm kaufen kann, bei uns unter dem Titel "Und die Alpträume gehen weiter". Mit großem Budget (fürs TV) und vielen guten Ideen gespickt, beweist der Pilot aus dem Jahr 1969, das Qualitäts-TV durchaus horribel sein kann und dennoch Stars in ein gutes Licht stellt.

Der erzählerische Rahmen, in dem sich Rod Serling allein in einer voluminösen, abgedunkelten Galerie präsentiert, wurde zum Markenzeichen, allerdings sollte sich nach dem Piloten die Umgebung der Galerie noch stark verändern. Stets gehört zu den Geschichten auch immer ein typisches, weil gruseliges Gemälde, das aber nicht immer Rückschluß auf die kommende Geschichte oder Pointe zuließ.

Die stärkste Episode ist zugleich die erste, "The Cemetary", die zwar (wie die anderen beiden auch) von Serling geskriptet wurde, die in ihren Grundzügen jedoch Montague Rhode James grandioser Kurzgeschichte "The Mezzotint/Der Kuperstich" abge(ahem)kupfert wurde. Es geht darum um die Geschichte eines sich des Nächtens verändernden Bildes, in der TV-Episode jedoch um eine klassische Rachegeschichte, bei der der Tunichtgutneffe den schlaganfallgeschwächten Onkel von den Unbillen des Luftzugs dahinraffen läßt, jedoch sein Erbe nicht genießen kann, weil eben des Künstlers letztes Bildnis, das die Front des Hauses und den angrenzenden Friedhof darstellt, sich stets und ständig verändert. Ein Grab kommt hinzu, schließlich ist ein Sarg zu sehen und irgendwann sehen wir den Toten auf das Haus zusteuern.

Roddy McDowell ist großartig als schleimiger Erbschleicher, der auf dem farbigen Butler des Hauses (Ossie Davis) herumhackt und man genießt geradezu seine wachsende Panik. Darüber hinaus weist die Folge auch noch ein doppelte Pointe auf, die den Rahmen zusätzlich erweitert. Optik, Musik und Spannungsbogen sind hervorragend und hier ist die Wirkung am prägnantesten.

Den außerordentlichsten Besetzungscoup präsentiert die zweite Folge "Eyes", ebenfalls in bester Revanchismustradition.
Man schaffte es, den alternden Weltstar Joan Crawford zu einem Gastauftritt als gierige und herzlose wie blinde Kunstsammlerin zu bewegen, die mittels einer ominösen Operation für zwei Stunden ihr Augenlicht zurückbekommen kann, sobald sie jemand findet, der auf seine Guckerchen aus einer finanziellen Notlage heraus verzichten kann. Ein herbes Stück, natürlich keimfrei, aber mit schöner Wendung, wobei diese kürzeste Episode sicherlich noch von Interesse ist, weil Steven Spielberg hier im Regiesessel sich ein paar Debütantensporen verdiente.

Nicht so ganz überzeugend dagegen der Abschluß "The Escape Route", in der ein flüchtiger Naziverbrecher sein Heil in der Flucht durch Südamerika sucht, aber von den israelischen Jägern immer wieder aufgestöbert wird. Offenbar besitzt er die Fähigkeit, sich in verschiedene Gemälde so sehr einzufühlen, daß er in ihnen aufgeht und da bietet sich eine ruhige Anglerszene für einen Gehetzten nur zu gut an. Richard Kiley leistet einen Höllenjob mit deutschem Akzent, aber das Skript ist selbst für die Spätsechziger eine abgenudelte und leider arg langgezogene Angelegenheit mit einer von weither bereits winkenden Pointe.

Das alles kann aber den generellen Charme dieses Films nicht schmälern und das Gesamturteil muß schon auf "gut" lauten, auch wenn sich die Serie danach für Serling als zwiespältige Angelegenheit erwies - zwar war er mit reichlich Gaststars gesegnet, aber ihm wurde öfter hereingeredet und der große Autor per se war müde geworden, so daß die Serie über eine holprige Laufzeit von drei Jahren in so manches Qualitätsloch fiel. Generell jedoch ein schöner Start, der Besseres erhoffen ließ. (7/10)

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