Nach dem angeblichen Selbstmord ihrer Mutter besucht die junge Nancy ihren Stiefvater Marco, der mit seiner langjährigen Geliebten Gianna zusammenlebt. Dort vertreiben sich beide Damen die Zeit mit erotischen Fotosessions, wobei schnell klar wird dass sie sich zueinander hingezogen fühlen. In ihnen keimt aber auch die Eifersucht, zum einen weil Marco viel Zeit mit seiner Stieftochter verbringt und zum anderen weil Nancy ebenfalls ein Auge auf den älteren Herrn geworfen hat. Nebenbei versucht das Nesthäkchen den Tod der Mutter aufzuklären, womit sie sich und Andere in Lebensgefahr bringt.
So gewöhnlich und vermeintlich vorhersehbar diese Handlungszusammenfassung erscheinen mag, ist „Das Lächeln der Hyäne“ definitiv keine Massenware von der Stange. Schon während des Vorspanns bekommt man wegen des musikalischen Hauptthemas gute Laune, die dank der Unterstützung von oft eingestreuten, fröhlichen Bass- und Synthiemelodien bis zum Ende anhält, zumal auch spannende Momente akustisch reizvoll aufbereitet wurden. Was es mit dem Tod von Nancys Mom auf sich hat, wird dem Zuschauer schon zu Beginn der 2. Hälfte verraten, aber der Streifen fesselt auch weiterhin weil das Stieftöchterlein noch nicht im Bilde ist und zunehmend ein seltsames Verhalten an den Tag legt. Dieser Mix aus Suspense und Rätselei gipfelt in einem mörderischen Finale, dessen Wendungen genauso überraschend sind wie die Persönlichkeitsentwicklungen der 3 Hauptcharaktere. Selbst der Schlussgag kann voll überzeugen und ruft kein Augenrollen hervor, wie das nicht selten der Fall ist.
Sämtliche Darsteller spielen ihre Rollen mehr als zufriedenstellend, und wenn man bedenkt dass sie beileibe keine Unbekannten sind, verwundert der Geheimtippstatus dieses Films umso mehr. Rosalba Neri konnte schon im „Schloss der blauen Vögel“ und „Auge des Bösen“ mit ihrem edlen Aussehen punkten, während Silvano Tranquilli u.a. in Poliziotti wie „Tote Zeugen singen nicht“ und „Verdammte heilige Stadt“ zu sehen war. Das markante Gesicht von Hiram Keller konnte ich sofort den „7 Toten in den Augen der Katze“ zuordnen, und Jenny Tamburi hatte ich schon in Fulcis „The Psychic“ gesehen. Speziell das Zusammenspiel von Neri und Tamburi ist von einer ganz besonderen Chemie geprägt, die in vielen Kameraeinstellungen perfekt visualisiert werden. Zum Beispiel sieht in einer Szene die Lampe im Fotostudio wie eine Sonne aus, und die zwei sich vordergründig im Profil ansehenden Ladies per Großaufnahme wie ein verliebtes Pärchen im Urlaub am Meer. Auffällig sind auch die vielen Fotos und Spiegel, welche die Frage aufwerfen ob sie das wahre Wesen eines Menschen enthüllen, weil die auf bzw. in ihnen gezeigten Gesichter manchmal völlig anders wirken als die jeweiligen Originale. Die sich daraus entwickelnde Ambivalenz der Figuren lässt gekonnt bis zum Schluss offen, wer der im italienischen Originaltitel erwähnte Aasfresser ist. Leider sind mir keine anderen Werke von Silvio Amadio bekannt, aber „Smile Before Death“ hat mich motiviert, diesen Zustand zu ändern – 8/10.