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"Geduld kann manchmal eine Tugend sein. Und jetzt ist gerade manchmal."
Tom Hunter [ Peter Fonda ] führt diesen Ausspruch, aber er sagt ihn gegenüber seinem kleinen Sohn, den er nur beruhigen will. Beherzigen tut er ihn selber nicht; oder er ist Jemand, dessen Geduld sehr schnell zu Ende ist.

Jonathan Demmes Fighting Mad lässt ihm keine Zeit für Beherrschung und Besonnenheit; Tom reagiert schon sehr früh auf Kleinigkeiten und muss dann erkennen, dass dies erst die Spitze vom Eisberg ist.
Oder in diesem Fall vom Kohleberg; im Zuge von ständig steigenden Energiebedarf und Profitgier wird sein Tal der Kindheit in Arkansas aufgerissen und muss Kohleförderung weichen.
Industrialisierung erfasst das Land; Geschäftsmann Pierce Crabtree [ Philip Cary ] verdient sich eine goldene Nase an der Vergewaltigung des Westens. Strip - mining im grossen Stil; örtliche Senatoren und Gesetzeshüter stecken mit unter der finanzträchtigen Decke der Gewinnung von Bodenschätzen und halten dem Tycoon den Rücken frei. Bis Tom Hunter kommt und sich der Technologie entgegenstellt.

Ohne Umschweife werden die Konstellationen von Macht und Ohnmacht aufgestellt; die Bösen bekommen zwar kein Gesicht verliehen, aber einen gelben Bauschutzhelm als weithin offenkundiges Wahrzeichen. Ähnlich handhabte es auch der im gleichen Jahr entstandene Vigilante Force - Das Gesetz sind wir von George Armitage; dort war es die Konkurrenz von der Erdölfabrikation, die [indirekt] aus Geldgier einem kleinen Städtchen den Garaus zu machen drohte und sich auch sonst wie die Axt im Walde benahm. Armitage und Demme sind beides Schützlinge von Roger Corman, der auch jeweils mit die Hand im Spiel der Produktion hatte und dadurch ein wachsames Auge auf seine Mündel behielt.
Bei Demme - der ja besonders heute der weit Namhaftere ist - musste er wohl damals schon weniger Vorsicht walten lassen; dieser zeigt hier bereits Interesse für sein Thema auf und besitzt auch das Können, es zumindest für eine eher unbedeutendes B - picture anständig in Ton und Bild herüberzubringen.
Klingt die Handlung bereits nach wenigen Worten und Einstellungen bereits sehr simpel, so wird dies auch über die gesamte Laufzeit fortgesetzt. Man verfällt durch das hemmungslose Wegreissen oberer Narrationschichten schon ins Primitive, ohne aber die Vorahnungen in Langeweile zu verwandeln.

Schon von Beginn an ist die gelbliche Idylle nur noch ein Trugschluss und nicht mehr das, was sich Tom vor und für seine Rückkehr vorgestellt hat. Seine letzten Jahre hat er als normalbraver Bürger in der Stadt und hinter dem Schreibtisch verbracht, geheiratet und ein Kind gezeugt. Da dies nicht alles sein kann und er mehr sein will als ein Bürohengst treibt es ihn zurück. Zur Pferderanch. "Don't be fuelish, ride a horse" steht es an seinem Auto. Er will, dass sein Sohn frische Luft atmet und in der Natur aufwächst; Crabtree scheint ihm da einen Strich durch die Rechnung zu machen. Ihr Grundstück liegt inmitten des potentiellen Abbaugebietes. Der Eine will es haben und der Andere nicht hergeben.
Demme beherrscht das Aufstellen emotional glaubhafter Aktionen und Reaktionen und gibt gleichzeitig noch im Prolog einige schlauere Kommentare zur Mentalität Amerikas speziell ab. Ein freies Land. In dem man Alles kaufen kann. - Die Kamera kippt langsam von einer leichten Schiefschräge zur anderen Seite, wieder schief. - Selbst wenn der Andere nicht will. Allein gegen Alle; Tom gegen Unternehmer, Exekutive und Judikative. Klar und präzise. Einzig bei einigen viel zu plakativen Begebenheiten mit Oma Duck von nebenan, den ansässigen Hillbillies und der anfangs permanent dudelnden Countrymusik gerät man leicht ins Augenrollen. Aber wenn der Plot schon nach der Grundlage für jede zweite A - Team Episode klingt, kann man es auch ruhig so inszenieren.

Dass Hunter sich zu erwehren weiss und nicht nur will, sondern auch das Zeug zu Angriff und Verteidigung hat, überrascht als Erstes. Fonda, der Easy Rider, sieht nicht nur hier von Sekunde 1 an aus wie ein Pazifist. Oder auch ein Ökonom, was dann auch wieder zum Thema pasend würde. Brille, seltsame Frisur, schmächtige Gestalt und kariertes Hemd in der Hose. Doch er vertritt nicht nur sein Recht und das Anderer gleich mit, sondern er langt auch wirklich zu; selbst eine Übermacht hält ihn nicht davon ab, zu zumeist wenig subtilen Waffen zu greifen. Erst Fäuste, dann Spaten, später Pfeil und Bogen. Die Botschaft verschwindet zwar hinter dem Tempo der ersten Auseinandersetzungen, aber wenigstens braucht der Film keine Anlaufphase, um erst viel zu spät auf den Punkt zu kommen. Dies als Kommentar an Seagal und seinen Fire Down Below, der sich ganze zwei Jahrzehnte später nicht nur viel mehr hinterwäldlerisch, sondern damit verbunden auch weit träger und banaler bewegte.
Fondas Hunter hat offensichtlich Kampferfahrung. Weiss, wie man Sprengstoff benutzt und 180.000 Dollar teure Bulldozer in die Luft jagt. Ist so eiskalt, dass er Geisterfahrer gegen ein LKW spielt oder mit einem Motorrad samt Sohn auf dem Schoss noch Autos abhängen und ausweichen kann, ohne auch nur annähernd die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Seine Lage als Ausnahmezustand, in denen hinten die Detonationen der Berge erschallen und unten im Tal zivilisatorische Maßstäbe nicht mehr gelten. Privatkrieg. Silent legers inter arma. Im Krieg schweigen die Gesetze.

Da Corman nicht das Budget besitzt, dies allzu ausschweifend und schon gar nicht in pharaonischer Grösse zu gestalten und man dadurch in die Blösse der Spartätigkeit gerät, wird das Geschehen zweimal nach aussen verlagert. Ein Zwischenschnitt nach Washington sieht ein Attentat auf einen der Schürfrechte widersprechenden Staatsrichter vor. Und eine Geröllhalde zerstört im Fallen das Haus eines zu nah bebauten Anwohners. Beide Momente bekommen zwar die Dimensionen erweitert, verlieren an anderer Stelle aber die Glaubwürdigkeit; die Szenen sehen einfach nicht aus. Je dichter man an das Ende gelangt, desto nachlässiger scheint man auch zu werden: Der bis dahin überhaupt nicht koschere und auch noch strunzdumme Sheriff mausert sich kurz vorm Shodwdown auf einmal zum Paulus. Hunters "Privataudienz" bei Crabtree findet erst im lichtundurchlässigen Wald und dann in einer nur unbeträchtlich helleren Grotte statt, die wohl zum Anwesen gehören soll. Bei einem gescheiten DVD release erkennt man vielleicht, was vor sich geht; auf Kassette lässt es sich nur erspähend erahnen.

Die Prognose, dass aus Demme mal ein Grosser werden wird, lässt sich hier nicht nur deswegen noch nicht erkennen. Fingerspitzengefühl fehlt ebenso wie der Trieb, mal etwas ungewohntere Pfade zu begehen. Und die Action könnte auch etwas fescher aussehen. Die Witterung wurde aber kurz darauf schon aufgenommen: Melvin und Howard [ 1979 ] blickt dann auch wirklich hinter die Kulissen des gelobten Landes, in dem die vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten sehr wohl ihre Grenzen haben.

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