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Ein Monster geht um in Venedig, und es lässt schöne junge Mädchen spurlos verschwinden. Der Polizeichef weiß selbstverständlich, dass die Sache mit dem Mörder nur von der Lügenpresse erfunden wurde, und in Wirklichkeit machen die Mädchen halt das, was junge Mädchen so machen: Sie laufen von zuhause fort. Aber der Journalist Andrea, der dank der Freundschaft zum Inspektor an jedem „Tatort“ rumtrampeln und Spuren suchen darf, ist sich sicher, dass ein Mörder umgeht. Eine weibliche Reisegruppe aus Rom ist ebenfalls unterwegs, und Andrea verliebt sich in die Leiterin Maureen. Doch Maureen ist jung und schön, und damit ein potentielles Opfer. Wird der furchtlose Journalist sich gegen den ignoranten Polizeichef und den noch viel dümmeren Verleger seiner eigenen Zeitung durchsetzen können?

Die toten Augen des schwarzen Abts mit der Maske? Da sieht man mal, was die Edgar Wallace- Filme der Rialto tatsächlich für einen Einfluss hatten. IL MOSTRO DI VENEZIA ist rein prinzipiell erstmal ein weiterer Wallace-Film, komplett mit maskiertem Mörder, gruseliger Mordserie, stimmungsvollen Settings, furchtlos-attraktivem Ermittler und dümmlichem Polizeichef. Nur dieses Mal halt nicht in Hamburg gedreht sondern in Venedig, und diesen Umstand auch sinnvoll ausnutzend. Denn der Mörder, dies ist kein wirklicher Spoiler, ist als Froschmann unterwegs und zieht die jungen Mädchen ins Wasser, wo sie jämmerlich ersaufen müssen. In seinem geheimen Labor unter den Kanälen balsamiert er sie dann ein um ihre Schönheit zu bewahren:

Death cannot destroy you. I have preserved your beauty for the ages.
Und:
You are even more lovely then you were in the other life.


Die filmischen Begriffe Edgar Wallace und Giallo hier trennen zu wollen wäre nicht machbar, und abgesehen davon auch Unfug. Zu sehr miteinander verwoben sind diese beiden Begriffe, und zu sehr haben sich diese cineastischen Universen gegenseitig befruchtet. IL MOSTRO DI VENEZIA hätte als ultimative Antwort Italiens auf die Wallace-Filme ein Riesenknaller werden können, wenn nicht … Ja, wenn nicht die Regie jemandem überlassen worden wäre, der mangels Ideen öfters einmal schlichtes Füllmaterial einfügt, und wenn nicht billigste Schauspieler genommen worden wären. Die Kamera gibt sich alle Mühe, und vor allem im Showdown in den Gewölben und Gruften sind dank der tollen Bilder Stimmung und Spannung mit Händen zu greifen. Auch die tristen Ansichten eines offensichtlich herbstlichen Venedigs machen viel her und verleihen der etwas morbiden Grundstimmung viel Flair. Aber die beiden Hauptdarsteller, eine gewisse Maureen Brown als Reiseleiterin Maureen (zumindest in der mir vorliegenden englischsprachigen Fassung, die italienische Wikipedia meint, dass der Rollenname Miss Morris sei …) und ein Luigi Martocci als Andrea sind beide so vollkommen untalentiert, dass es kein Wunder ist, dass beide keinen weiteren filmischen Eintrag in ihrer Vita haben. Dazu ein Handlungsablauf, der des Öfteren mal etwas wackelt und ruckelt, plötzlich springt ein Sarg auf und eine peinliche Adriano Celentano-Kopie trullert ein vollkommen unpassendes Lied, die beiden Comic Reliefs Straßenkehrer und Gepäckträger sind auch nur bedingt komisch, und die lustigste (wirklich!) Szene hat es, wenn die alte Tante mit ihrem jugendlichen Professor-Neffen Twist tanzt.

Nein, es ist nicht alles Gold. Das Budget war merklich winzig, und so überlebt der Film in erster Linie dank der erstklassigen Kameraarbeit von Mario Parapetti, dessen bemerkenswerteste Einträge Filme sind wie KATARSIS (der von 1965), DJANGO TÖTET LEISE oder DREI NONNEN AUF DEM WEG ZUR HÖLLE. Sagt die IMDB … Die Musik ist ein ganz offensichtlicher Versuch Peter Thomas zu kopieren, und hat ihre guten und passenden Momente, allerdings tritt gelegentlich auch mal das Gegenteil ein. Und wenn dann schlechte Schauspieler zu unpassender Musik agieren … Na ja, dann braucht man sich hinterher nicht wundern, warum die Kritiken nicht gerade wohlwollend ausfallen.

Mir persönlich hat es gefallen. Viel Gothic-Horror, viel Giallo, viel Edgar Wallace, ein sehr spannendes Showdown und ein Ende, das ich so niemals erwartet hätte. Keine unentdeckte Perle am italienischen Genrehimmel, aber auch bei weitem nicht so schlecht wie oftmals kolportiert. Allerdings hat es schon seinen Grund, warum nicht mal die italienische Filmdatenbank die meisten der Nebendarsteller listet. Wobei ich furchtbar gerne wüsste, wer die dunkelhaarige Schönheit ist, die sich irgendwann mal telefonierend im Handtuch räkelt und dabei viel Erotik versprüht …

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