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Nachdem 1995 mit „Braveheart“, „Rob Roy“ und „Der 1. Ritter“ drei Mittelalterfilme an den Start gegangen waren, drehte Rob Cohen ein Jahr später den ähnlich gelagerten Fantasyfilm „Dragonheart“.
An sich ist auch „Dragonheart“ im Mittelalter angesiedelt, mit dem signifikanten Unterschied, dass es hier noch Drachen gibt. In dieser Zeit lebt auch der Ritter Bowen (Dennis Quaid), ein ehrbarer Streiter unter einem tyrannischen König, der allerdings den Prinzen erzieht und hofft, aus diesem einen besseren Regenten zu machen. Dies wird akut, als der König bei einem Aufstand das Zeitliche segnet, was gleichzeitig auch für einen netten Action-Opener sorgt, wie es sich für Popcornkino meist gehört.
Doch auch Prinz Einon wird schwer am Herzen verletzt und in der Not zu einem in der Nähe hausenden Drachen geschleppt. Der rettet den Prinzen, indem er sein Herz mit ihm teilt, doch Undank ist der Welt Lohn: Einon ist genauso eine fiese Möpp wie sein Vater, hat Bowen nur belogen und beginnt ein neues Terrorregime. Bowen schwört den verantwortlichen Drachen zu töten, weil er nicht wahrhaben will, dass das Bürschchen schon vorher verdorben war – während der Zuschauer dies bereits volle Breitseite mitbekommen hat.

Zwölf Jahre später hat Bowen fast sämtliche Drachen erschlagen und hat nun auch den letzten der Art am Wickel, doch beim Kampf schlägt der ihm einen Deal vor: Er lässt sich immer wieder scheinbar töten, hat damit andere Drachentöter vom Hals und Bowen kassiert mehrfach Belohnung...
„Dragonheart“ ist wirklich unterhaltsames Popcornkino, wenngleich die Geschichte durchaus spannender sein könnte. Problematisch ist, dass „Dragonheart“ anfangs über lange Zeit sehr episodenhaft daherkommt, um alle Nebencharaktere vorzustellen, Gags aus dem Verhältnis von Bowen und dem Draco getauften Drachen zu schlagen etc. Erst im letzten Drittel kristallisiert sich dann eine Art Mainplot heraus, wenn es darum geht, Einon zu stürzen. Hier nimmt „Dragonheart“ auch an Tempo zu, bietet vielleicht nicht viele Überraschungen, aber zieht die Spannungsschraube deutlich an.

Abgesehen von davon präsentiert „Dragonheart“ aber einen schicken Unterhaltungsfilm, der nicht mit Schauwerten geizt und sich auch nicht zu ernst nimmt. Bowen und Draco werfen einander Sprüche an den Kopf und auch Situationskomik ist drin, z.B. wenn der Plan einen barbarischen Fleischfresserclan zu betuppen nicht ganz gelingt. Meist sind die Gags nett, nur ein ganz paar Sachen wirken zu klamaukig (z.B. wenn Bowen von Draco durch die Wälder geschleift wird). Charme hat „Dragonheart“ jedoch auf jeden Fall, gerade in den süffisanten Kommentaren des Drachen zu Themen wie verspeisten Rittersleuten.
Auch im Bereich Action weiß „Dragonheart“ zu überzeugen, auch wenn es in der Mitte eher wenig davon gibt. Inszenatorisch kann man jedoch nicht motzen, gerade die Drachenattacken weisen spektakuläre Feuerbälle und reichlich Pyrotechnik auf, aber auch die Schlachtszenen und Fechtereien sind sehr gut choreographiert. Vor allem im Finale haben sich Rob Cohen und sein Team noch mal richtig Mühe gegeben, um zuerst eine schicke Schlacht im Wald und danach noch einen ordentlichen Showdown im Schloss zu bieten.

Ebenfalls top bei „Dragonheart“ sind die Effekte, sie selbst mehr als 10 Jahre nach Entstehen des Films nicht veraltet wirken. Drache Draco ist immer noch ein Musterbeispiel für gelungene CGI-Animation und fügt sich stets wunderbar in das reale Geschehen ein, wovon sich so manche aktuelle Produktion eine gehörige Scheibe abschneiden könnte.
Im Original leiht Sean Connery dem Draco seine markante Stimme, wobei der Drache sogar nach seiner Mimik und seinen Dialogen animiert wurde. Connery hat viel Charme, jedoch kann man auch die deutsche Synchro loben, in der Mario Adorf einen ähnlich guten Job wie Connery im Original macht. Dennis Quaid gibt den rauen, idealistischen Helden überzeugend, Dina Meyer die wehrhafte weibliche Hauptrolle ebenfalls. Pete Postlethwaite als Priester und Comedic Sidekick lockert den Film auf, während David Thewlis als erwachsener Schurke Einon gelegentlich etwas klischeehaft rüberkommt, aber doch einen guten Fiesling abgibt.

In der Mitte hängt „Dragonheart“ etwas und ist zu episodenhaft, doch gelungen ist er schon: Fantasy mit tollen Effekten, Auflockerung durch Humor und recht guter Action, die vergnügliche Abendunterhaltung bereitet.

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