Eastwoods Doppelprojekt, zum ersten: Es werden die Flaggen der Väter gehisst und die amerikanische Seite der Schlacht um Iwojima gezeigt.
Steven Spielberg stand als Produzent hinter dem Projekt und so besitzt „Flags of our Fathers“ eine Rahmenhandlung, was leicht an „Der Soldat James Ryan“ erinnert. Zentrales Thema ist jenes Fotos, welches das Hissen der US-Flagge auf Iwojima zeigte, an dem sechs Soldaten beteiligt waren. Der Sohn von einem jener Soldaten beginnt mit Nachforschungen als sein Vater im Sterben liegt, womit „Flags of our Fathers“ langsam die Geschehnisse um das Bild entwirrt, wobei man mit dem Marschbefehl für die Soldaten im Dezember 1944 beginnt...
„Flags of our Fathers“ ist ein ungewöhnlicher Film seines Genres, da Eastwood nur zwei längere Kriegsszenen von der Invasion Iwojimas zeigt – den Rest hebt er sich für „Letters from Iwo Jima“ auf. Ansonsten streut er zwar immer wieder kurze Rückblenden von Kampfhandlungen ein, die aber meist nur erläutern, wie die Soldaten den Krieg erlebt haben oder wie gewisse Figuren umkamen. Die längeren Kampfhandlungen sind furios in Szene gesetzt, vor allem die Schlacht nach der Landung ist wirklich furios. Trotz einiger unangenehmer Momente versucht sich Eastwood hier jedoch nicht auf Antikriegspfaden, actionreich anzusehen ist es nämlich schon, aber Eastwood hat auch keinen Kriegsfilm gedreht.
Denn „Flags of our Fathers“ berichtet aus Soldatenperspektive und zeigt unterschiedliche Einstellungen: Den Wunsch nach Hause zu gehen, den Wunsch glorreich zu kämpfen usw. Dabei nimmt Eastwoods Film kein Blatt vor den Mund, zeigt auch negative Seiten des US-Militärs sehr deutlich, z.B. wenn ein Marinesoldat über Bord geht und niemand anhalten wird, um ihm zu retten. Einige der Kritikpunkte werden auch nur im Verbindung mit „Letters from Iwo Jima“ klar, z.B. dass die Mythen von der grausigen Behandlung Kriegsgefangener durch die Japaner nicht so sind, wie man einander erzählt.
Ungewöhnlich an „Flags of our Fathers“ ist auch die Tatsache, dass der Hauptfokus auf der Geschichte der Soldaten John ’Doc’ Bradley (Ryan Phillippe), Rene Gagnon (Jesse Bradford) und Ira Hayes (Adam Beach) liegt, drei der auf dem Foto zu sehenden Soldaten. Als das Land kriegsmüde wird und der Staat Geld braucht, entfacht das Bild der Flagge auf Iwojima neuen Kampfgeist. Also schickt die Regierung sie auf Promotour um Kriegsanleihen zu verkaufen – die anderen drei auf dem Bild zu sehenden Soldaten sind bereits gefallen.
So widmet sich Eastwood vor allem den Geschichten um den Verkauf der Kriegsanleihen, um erneut sehr kritisch zu werden. Ira ist indianischer Abstammung, wird als Held gefeiert und trotzdem in einigen Bars nicht bedient, die Tatsache, dass Foto nur von einer zweiten Flaggenhissung ist, unter den Tisch gekehrt. Der Schein ist für die Regierung wichtiger als sein, ohne den Verkauf von Kriegsanleihen ist man pleite, da muss die Wahrheit zurückstecken. Anhand der drei Soldaten zeigt „Flags of our Fathers“ auch drei Wege mit der Situation umzugehen: Doc befolgt vernünftig die Befehle, Rene genießt die Tour und versucht Vorteile herauszuschlagen, während Ira an der Titulierung als Held zerbricht und zu trinken beginnt. Für einen Film über Krieg ist dies etwas unspektakulär, es ist langsam erzählt, aber trotzdem eingängig.
Auch stilistisch ist Eastwood etwas ungewöhnlich: Die Idee, die Schlacht um Iwojima in farbarmen Bildern zu zeigen, ist nicht wirklich unkonventionell, jedoch auch nicht alltäglich. Ungewöhnlicher ist die Endphase des Films, in der Eastwood keineswegs auf einen Höhepunkt zusteuert, keine Schauwerte zeigt, sondern den Film zu sachter Musik ausklingen lässt und dabei sehr genau erklärt, was aus den einzelnen Beteiligten wurde.
Doch obwohl „Flags of our Fathers“ sich angenehm verschiedenen Sehgewohnheiten verweigert, hat Eastwoods Film jedoch auch Schwächen. So springt die Erzählung teilweise zu arg, zu unvermittelt hin und her, was den Zuschauer gerade zu Beginn furchtbar rausreißt, ehe man sich daran gewöhnt hat. Zudem könnte „Flags of our Fathers“ in der Mitte etwas kürzer fassen, da sich einige Dinge (z.B. Iras Probleme) etwas zu sehr wiederholen.
Schauspielerisch müssen Ryan Phillippe, Jesse Bradford und Adam Beach den Löwenanteil bewältigen, doch das Trio schafft es den Film auf seinen Schultern zu tragen. Ohne in Klischees zu verfallen stellen die unterschiedlichen Einstellungen ihrer Figuren da, verleihen ihnen Profil. Unterstützt werden sie von einem ziemlich guten Ensemble Nebendarsteller, von denen einige leider zu kurz kommen. Gerade Robert Patrick, Neal McDonough und Paul Walker haben enttäuschend wenig Screentime.
Erzählerisch hat „Flags of our Fathers“ so seine Schwächen, doch ein wirklich gelungener Film ist Clint Eastwood auch dieses Mal geglückt: Stimmige Bilder, eine treffende Beschreibung der Ereignisse auf Iwojima und effektiv platzierte Schauwerte sorgen für ein recht packendes Kinoerlebnis.