Zhang Yimou dreht wieder ein Historienepos. Mit seinen beiden überaus erfolgreichen Genre Beiträgen „Hero“ und „House of flying Daggers“ hat sich Yimou nicht nur in der Arthouse Fangemeinde einen Namen gemacht und steht wie kein anderer Regisseur für das neue China.
Yimous Vorliebe für ruhmreiche Heldensagen ist kein Geheimnis, weshalb er uns in regelmäßigen Abständen auch immer wieder mit einem neuen filmischen Werk beglückt. Dieses Mal liegt der Fokus aber weit weniger auf der Poesie des Kampfes oder leichtfüssigem Swordsplay, sondern auf dem Treiben am kaiserlichen Hof.
„Curse oft the golden Flower“ ist ohne Zweifel von der westlichen Literatur, insbesondere der antiken Tragödie beeinflußt. Auch die großen Dramen eines William Shakespeare haben offenkundig ihre Spuren hinterlassen. Zhang Yimou führt uns hinter die Fassade des Kaiserpalastes, wo ein offener Machtkampf tobt. Kaiserin Phoenix (Gong Li) wird von ihrem Gatten dem Kaiser Ping (Yow Yun-Fat) heimlich vergiftet, indem giftige Kräuter in die Medizin gemischt werden, die sie zu jeder zweiten vollen Stunde einnehmen muss. Sie ahnt das Komplott und versucht ihre leiblichen Söhne gegen den Kaiser auszuspielen.
Die persönlichen Verflechtungen im Film offenbaren sich erst langsam und nacheinander kommen immer mehr Details ans Licht. Hinter der prunkvollen Maskerade versucht jeder seinen persönlichen Vorteil auszuspielen. Intrige, Verrat und Betrug sind die Grundzutaten, aus denen Yimou hier eine interessante aber auch schwer verdauliche Geschichte strickt. Wer großes Drama liebt, wird hier bestens bedient. Die Protagonisten dürfen sich in monologreichen Szenen, die einem Theaterstück gleichen, kraftvoll in Szene setzten. Besonders die beiden Hauptdarsteller Gong Li und Chow Yun-Fat profitieren davon, da sie Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind. Leichte Kost, wie die eher beschwingten Martial Arts Verfilmungen, ist das aber nicht. Gerade der ziemlich behäbige Gang und die Schwere der kunstvoll gehaltenen Dialoge sind auf Dauer doch recht erdrückend. Da wünscht man sich manchmal die Einfachheit des Kampfes zurück.
Doch bis es soweit ist und alle ihre Maske abnehmen, geht viel Zeit ins Land. Die wuchtige Opulenz, in ihrer Üppigkeit und Farbenpracht wohl unübertroffen, gleicht das aber locker wieder aus. Selten zuvor sah man eine Produktion aus Fernost die in dieser Weise mit ihren optischen Schauwerten geklotzt hat. Prunk und Glanz in jeder Ecke, ein riesiger Hofstaat aus Bediensteten in märchenhaften Kostümen und dazu noch ein Palast der in seinen Dimensionen für offene Augen und Münder sorgen dürfte. Gleichermaßen fantastisch wie befremdlich wirken die alltäglichen Rituale am Hof, die uns einen kleinen Einblick in die Zeit der Tang-Dynastie geben. Zu jeder Stunde laufen Bedienstete umher die nach einem festen Procedere die Uhrzeit verkünden und nach dem gleichen Schema alle zwei Stunden der Kaiserin ihre Medizin reichen. Hinter dem offensichtlichen Chaos unzähliger umherwuselnder Untertanen, steckt offensichtlich eine feste Ordnung. Eben diese pflegt der Kaiser um jeden Preis zu schützen, obwohl die innere Ruhe im Kaiserpalast nur ein Deckmantel zu sein scheint.
Das dieses Ränkespiel so gut funktioniert, ist es auch den großartigen Leistungen der Hauptdarsteller zu verdanken. Besonders Gong Li kann hier ihre ganze emotionale Palette zur Schau stellen und liefert als vergiftete und rachsüchtige Kaiserin eine wirklich glanzvolle Leistung ab. Ein deutlich rundlicherer Chow Yun-Fat überzeugt besonders in jenen Momenten, als er seinem Zorn freien Lauf lassen darf. Sonst bleibt er in meinen Augen eine Spur zu steif und träge, vom seinem Charme aus früheren Rollen ist nur wenig zu spüren.
Die wuchtige Bilderflucht aus kraftvollen Farben und Gold verliert jedoch mit der Zeit an Reiz, da man sich zu schnell satt gesehen hat. Die kunstvolle Gestaltung ist zwar immer noch schön, aber irgendwo auch steril. Zwar ist der Look nicht so quitschbunt wie in Kaige Chens Fantasiemärchen „Wu Ji“, kommt dem aber schon recht nahe. Was fehlt ist ein gewisser Ausgleich, kontrastierend zu den schweren Dialogen und kunstvollen Bildern. Damit lässt sich Yimou ziemlich lange Zeit, kann in diesem Punkt aber dann doch noch die Erwartungen erfüllen. Die Action steht zwar nicht im Mittelpunkt, ist durch die gelungene Choreographie von Ching Siu-Tung aber wie gewohnt erstklassig. Die wenigen Kampfszenen sind durchaus stilvoll, wenn auch nicht ganz von der Ästhetik eines „Hero“.
Zum Schluß wird nochmal ganz tief in die Trickkiste gegriffen und eine CGI Armee aus dem Ärmel geschüttelt, die den Kaiser putschen soll. Der hat aber auch seine Truppen gegen die Verschwörer in Stellung gebracht, so dass es im Vorhof des Palastes zur großen Schlacht kommt. Wer großes Schlachtengetümmel mit unzähligen aufeinanderprallenden Menschenmassen mag wird hier Bauklötze staunen, auch wenn beinah alles aus der Retorte stammt. Spektakulär ist es allemal.
Fazit:
„Curse of the golden Flower“ entspricht nicht unbedingt den Erwartungen. Die Ausstattung ist bombastisch und nur schwer zu toppen und die Darsteller geben ihr Bestes, dem Ränkespiel am Hof Leben einzuhauchen. Dennoch mangelt es etwas an Tempo um der behäbig voranschreitenden Geschichte auf die Sprünge zu helfen. Wer stilvolle Martial Arts Action sucht ist hier an der falschen Adresse, denn davon gibt es trotz guter Choreographie insgesamt recht wenig zu sehen.
Dieses Mal schafft es Zhang Yimou nicht die eigene Messlatte höher zu legen, dafür ist sein neuestes Werk eine Spur zu schwerfällig und vielleicht auch etwas zu protzig.