"Für Cineasten Pflichtprogramm" heißt es über diesen Film hier, der mich aber nicht so überzeugt hat wie manch anderer Klassiker. Außer Frage steht, dass es sich bei "In der Hitze der Nacht" um einen gut inszenierten Thriller handelt, der eine bedrückende Atmosphäre aufweisen kann und Elemente des Dramas nicht zu kurz kommen lässt. Auch die Schauspieler erledigen ihren Teil sehr gut, die Spannung, die zwischen den beiden Protagonisten besteht, wird durch gute Leistungen derer sehr gut eingefangen, teilweise knistert es richtig.
Auch für Tiefgang ist sich der Film nicht zu schade und so spielt der Mordfall fast schon eine untergeordnete Rolle und man widmet sich ausschließlich verschiedenster Arten von Rassismus, die in dieser kleinen amerikanischen Kleinstadt, die natürlich symbolisch für die ganze Gesellschaft steht, vorherrschen. Da wird Virgil Tibbs alias Sidney Poitier schon mal von einem Verdächtigen geohrfeigt und aufgrund seiner Hautfarbe beleidigt, nur weil Virgil einen Verdacht geschöpft hat. Im Grunde genommen ist so gut wie jeder Bürger in Sparta, so heißt die Stadt, ein Rassist.
Virgil, ein schwarzer Polizist, wollte eigentlich nur seine Mutter besuchen. Auf der Durchreise ist er dazu gezwungen, in Sparta auf seinen Anschlusszug zu warten. Bald jedoch wird er verhaftet, da er verdächtigt wird, einen sehr angesehenen Bürger der Stadt ermordet zu haben. Als er Gillespie, dem hiesigen Sheriff, überzeugt hat, dass auch er ein Staatsdiener sei, soll Virgil Gillespie beim Aufdecken des Mordes behilflich sein. Doch aufgrund der Hautfarbe Tibbs' kommt es innerhalb der Kleinstadt immer mehr zu Spannungen und die Auflösung der Tat rückt teilweise in den Hintergrund...
Wie bereits erwähnt, der Mord dient im Film selbst eigentlich nur dazu, die beiden Polizisten, von verschiedenen Rassen abstammend, zusammenzubringen. Gillespie will alles sehr schnell erledigt haben, nimmt jeden fest, der nur annähernd ein Motiv für die Tat gehabt haben könnte. Virgil aber, der in einer Großstadt im Norden angestellt ist, ist viel versierter, seine Ermittlungsmethoden sind viel professioneller und, das Wichtigste, den Polizisten aus Sparta, völlig unbekannt. So sehr Gillespie Virgil nicht ausstehen kann, so sehr wünscht er sich aber zugleich, mit ihm zusammenarbeiten zu können, weil er insgeheim ganz genau weiß, wie er auf den schwarzen Cop angewiesen ist. Und hier haben wir einen Schwachpunkt. Die Spannung zwischen den beiden wurde perfekt ausgearbeitet, aber irgendwie geht es da ZU oft hin und her. Einmal soll Virgil wieder zurück in den Norden, dann soll er doch wieder bleiben, dann steht ein neues Ultimatum fest und schließlich soll er dann doch wieder die Spartaner in Frieden lassen. Und letztendlich bleibt er dann natürlich doch. Das nervt nach einer Zeit schon irgendwie, genauso wie die Tatsache, dass das Schwarz-Weiß-Denken (im wahrsten Sinne des Wortes) etwas zu überzogen ist. Denn bedenkt man, dass in Virgil der belesenere und bessere Polizist steckt und Gillespie, egal wen er verdächtigt, einfach nur verdammt daneben liegt, fragt man sich schon, wer da sonst so eingesperrt sein muss, während der Amtszeit des Sheriffs, da dessen Verdächtigungen ja wirklich unter aller Sau sind. Natürlich ist das von Bedeutung, dass es sich bei Virgil um den bessren Cop handelt, aber ein paar Fähigkeiten hätte man auch Gillespie zusprechen können, da sich dieser weder gegen die eigenen Mitbürger durchsetzen kann noch einen einzigen vernünftigen Verdacht schöpfen kann. Was ich sagen möchte, das kommt alles etwas naiv rüber, das Kluger-Cop/Schlechter-Cop-Schema.
Die Stärken hat der Film in seinem Handlungsaufbau, der zwar sehr gemächlich und langsam fortschreitet, aber dafür umso mehr Zeit für die Protagonisten lässt, damit diese dem Zuschauer besser vorgestellt werden können. Auch die Atmosphäre wird somit düsterer, bedrückender, da auch sehr wenig gesprochen wird, zumal es sich bei Virgil sowieso um einen eher wortkargeren Menschen handelt. Außerdem herrscht den ganzen Film über eine sehr negative Stimmung, da erstens sehr wenig gesprochen wird und zweitens die beiden Polizisten meistens aneinander geraten. Irgendetwas Positives oder Lustiges sucht man in "In der Hitze der Nacht" völlig vergebens, es ist einfach nichts vorhanden. Auch die Schauspieler können, wie bereits erwähnt, voll überzeugen, ebenso die Kameraführung, die vor allen Dingen wegen der Verfolgungsjagd des ersten Verdächtigen erwähnt werden muss, da könnte man glatt meinen, man hat es mit einem 1A-Actionfilm heutiger Zeit zu tun. Man ist eben von einem Film der 60er Jahre nicht gewohnt, dass die Kamera schon mal wackelt, da ist ja sonst alles eher statischer.
Die verschiedenen Situationen, in denen der Rassismus gezeigt wird, sind eigentlich recht heftig. Nicht im Sinne von Gewalt, sondern wenn man sich das durch den Kopf gehen lässt, welche Beleidigungen und Diskriminierungen sich Virgil Gefallen lassen muss, da schüttelt man schon mal den Kopf und Sprachlosigkeit macht sich breit. Da hat der Film auch seine stärksten Szenen, weil auch Gillespie teilweise Opfer seiner Mitmenschen ist, als er die Zusammenarbeit mit Virgil doch bejaht und sich für ihn mal einsetzt. Die 5 Oscars sind aber meiner Meinung nach etwas übertrieben, so bahnbrechend ist der Film auch nicht.
"In der Hitze der Nacht" beinhaltet vordergründig eine simple Mordaufklärungsgeschichte zweier sich eigentlich sehr unterschiedlicher Polizisten, die sich nach und nach sympathischer werden. Hintergründig lauern viele Szenen des Rassismus, dem Virgil hoffnungslos ausgeliefert ist. Nett anzusehen, auch nicht langweilig, aber teilweise irgendwie nervend. Für mich auch kein Klassiker. Muss man nicht unbedingt gesehen haben. Wenn man es aber tut, bereut man es sicherlich nicht. 7/10 Punkte