In der Hitze der Nacht
Irgendwann in den Sechzigern, im Südstaatenkaff Sparta.
Mitten im erzkonservativ geprägten Bundesstaat Mississippi.
Ein Polizist findet die Leiche eines wichtigen Unternehmers auf der Straße. Zugleich stellt er fest, dass es sich um das Opfer einer Ermordung handelt. Wer anders könnte dafür verantwortlich sein, als ein Fremder aus den Nordstaaten, noch dazu ein Schwarzer?
Als "In the Heat of the Night" 1968 erschien, handelte es sich um ein sehr heikles Thema in Amerika. Gerade erst wurde Martin Luther King ermordet, Rassentrennung und Missachtung gegenüber Schwarzen lag an der Tagesordnung. Während andere Dramen die Menschenrechtsverletzungen der Vergangenheit zeigen, ist dieses Thema zum Zeitpunkt des Filmes brandaktuell. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen hat der Film soviele Preise abgeräumt, darunter fünf Oscars.
Sidney Poitier spielt den Schwarzen am Bahnhof, der eigentlich nur seine Mutter besuchen wollte und sich später als ein hohes Tier in der Mordkommission der Polizei von Philadelphia herausstellt: Virgil Tibbs. Die Schuldfrage ist somit aufgehoben und die einheimische Polizei versucht, möglichst schnell einen Schuldigen zu finden, um ihm die grausame Tat in die Schuhe zu schieben. Doch Tibbs, auf dessen Hilfe der von Rod Steiger gespielte einheimische Polizeichef ohne es zugeben zu wollen angewiesen ist, geht der Sache etwas genauer auf den Grund.
Aufgrund seiner Erfahrung hat er da auch die deutlich größeren Möglichkeiten.
Auch wenn die Handlung etwas vorhersehbar ist, geben Steiger und Poitier dem Film einen gewissen Charme mit. Ihr Schauspiel ist akkurat und vermutlich wichtigster Vorteil des Films.
In den Kritiken heißt es, die eigentliche Mordermittlung sei eigentlich eher nebensächlich, der Schwerpunkt läge beim Thema Rassismus. Auch wenn dieser Punkt wichtiger Bestandteil ist, wirkt dieser Aspekt im Vergleich zum zwanzig Jahre später erschienenen "Mississippi Burning" sehr zahm gehalten.
Während man im 88er-Film geradezu mit schockierenden Tatsachen und einer mehr als spannenden Handlung überrollt wird, wirkt dieser Film arg veraltet. Auch wird bis auf eine Aussage Tibbs´ nur wenig deutlich, dass auch dieser seine Vorurteile gegenüber den Weißen zu haben scheint
Natürlich muss man bedenken, dass der Film zu dieser Zeit gedreht worden ist, was es ihm womöglich nicht erlaubte, das heikle Thema noch brisanter anzugehen. Aber gerade im Vergleich zu Mississippi Burning ist der Film leider einfach "Schnee von Gestern". Man verstehe mich nicht falsch - ich liebe alte Filme, sie sind zumeist besser als aktuelle Produkte. Aber man muss eben zwischen zeitlosen und nicht zeitlosen Filmen unterscheiden. Dieser Fall hat leider über die Jahre an Brisanz verloren.
Alles in allem ein guter Film, vor allem wegen des brillanten Schauspiels des Darstellerduos Poitier-Steigers.
Die Klasse des thematisch gesehen Quasi-Nachzüglers mit Hackman und Dafoe erreicht es aber nicht.
7 / 10