Review

Sharon Stone ist zum Tode verurteilt, aber ein Junganwalt versucht sie zu retten...

Story:
Jungjurist Rick Hayes (Rob Morrow) beginnt seinen ersten Arbeitstag bei einer Behörde, die routinemäßig die Begnadigungsanträge von Verurteilten prüft. Seine erste Klientin ist die zum Tode Verurteilte Cindy Liggett (Sharon Stone). Eigentlich leichte Routinearbeit, aber Cindy will gar nichts von einer Begnadigung wissen. Da packt Rick der Ehrgeiz und er beginnt neu zu recherchieren. Tatsächlich entdeckt er einige Ungereimtheiten beim damaligen Prozess. Gibt es noch Hoffnung für die Verurteilte?
„Last Dance“ ist ein sentimentales Hinrichtungsdrama, das es schafft nicht in „Herzschmerzkitsch“ zu versinken. Mit viel Feingefühl wird anfängliche Abneigung beschrieben, die sich später zu einer Freundschaft entwickelt. Viel Handlung besitzt der Film nicht, wenn man mal davon ab sieht, dass Rick alle Hebel betätigt, damit Cindy der Hinrichtung entgeht. Zum Ende hin ergibt sich die eine oder andere Überraschung. Besonders das Ende geht ans Herzen. Keine große Story, aber massig Emotionen

Musik:
Die traurige und drückende Atmosphäre des Films wird von leisen, sentimentalen Klavierstücken begleitet. Sie bleibt meist recht passiv im Hintergrund und erreicht den Zuschauer eher im Unterbewusstsein. Leise Töne, welche ihre Wirkung nicht verfehlen...

Atmosphäre:
Der Film lebt von den beiden Hauptdarstellern, in die man sich beide recht einfach hineinversetzen kann. Auf der einen Seite der Anwaltneuling, der unbedingt für die Frau kämpfen will, auf der anderen Seite die Inhaftierte die unbedingt sterben will.
Man möchte sich bei der Ausgangsposition schon auf ein Liebesdrama erster Klischeegüte einstellen, in dem sich nun der Anwalt in die Mörderin verliebt. Doch so weit geht man dann doch nicht, denn es bleibt bei der Freundschaft.
Da aber Zicke Cindy gar nichts von einer Begnadigung wissen will, wirft sich Rick in den Kampf um sie. Er geht dabei mächtig optimistisch zur Sache und bekommt von seinem Chef erst mal eins auf den Deckel, dass alles interessiert Cindy kein bisschen. Nachdem sie ihm aber über private Dinge und ihre Hobbys (Zeichnen) näher bringt, beginnt auch der Zuschauer Sympathien für die Frau zu empfinden. Wie man sich doch irren kann.
Was nun folgt ist ein Kampf Ricks durch alle möglichen gesetzlichen Institutionen. Da wird mit Richtern, Anwälten und dem Komplizen gequatscht. Rick glaubt, wie der Zuschauer inzwischen auch, dass man Cindy noch vor der Giftspritze retten kann. Leider ist der Mittelteil, der Kampf um Beweise, etwas flach geraten. Als Zuschauer fragt man sich nach einem gewissen Zeitraum, wie viele Institutionen und Personen der Mann nun noch abklappern will.
Dankend nimmt man da das Hinrichtungsdatum an, denn nun drängt die Zeit und es wird wirklich spannend. Rick verliert seinen Job und schöpft die letzten Möglichkeiten aus. So schafft er es Cindy einen großen Gefallen zu tun und ihre einen Besuch ihres Bruder zu verschaffen. Der zeigt sie damals an, was er sich bis heute nicht verziehen hat. Langsam aber sicher wird auf die Gefühlsspur gewechselt, mit die der Zuschauer mitgerissen wird.
Beim letzten teil sollten zartbesaitete Zuschauer nun doch die Taschentücher aus der Tasche holen, denn die letzten Minuten gestalten sich sehr dramatisch und emotionell. Als Cindy auf der Liege liegt, kommt in letzter Sekunde der Anruf des Richters. Aber ist das das Ende? Nein, der Film hat noch mehr Überraschungen zu bieten...
„Last Dance“ mixt Hinrichtungsdrama mit einem Schuss Kritik am Rechtssystem und hat auch dokumentarische Episoden (Demonstrationen) zu bieten. Deutlich wird die Wandlung Cindys von der Doppelmörderin zur geläuterten Frau. In diesem Fall sollte die Todesstrafe noch mal überdacht werden, denn hier ist sie sogar ein Mittel zur politischen Wahl. Besonders das Leben Cindys im Knast und die Ausweglosigkeit ihrer Lage wird intensiv wiedergegeben, während Ricks Kampf der Instanzen schon fast zum Beiwerk verkommt. An’s Herz geht dieser Film allemal.

Schauspieler:
Sharon Stone überzeugt als zum Tode Verurteilte mit der vielleicht reifsten und besten Leistung ihrer Karriere. Die anfängliche unsympathische Kratzbürste mutiert zur sympathischen Figur, denn unter dem harten Kern versteckt sich eine sympathische, gebrochene Frau. Selten hat sich Stone so intensiv in eine Figur versetzen können. Mit Mimik und Auftreten zieht sie die Zuschauer in ihren Bann. Dagegen wirkt ihre Leistung in „Basic Instinct“ wie kalter Kaffee.
Rob Morrow verblast Rick Hayes neben Stone schon ein wenig. Zum richtig großen Schauspieler fehlt ihm doch die Ausstrahlung. So wirkt er nur wie der x-te Hugh Grant Verschnitt. Er bringt seine Rolle aus Anwaltneuling zwar akzeptabel rüber, doch bleibt er im Gegensatz zu Stone bestimmt nicht im Gedächtnis. Es mangelt an einem charismatischen Auftreten, dass Schauspielern meist angeboren ist und man nicht erlernen kann. Auf diese Weise hätte jeder beliebige unbekannte Schauspieler die Rolle spielen können.

Fazit:
Emotionelles und spannendes Drama, dass zum Nachdenken über die Todesstrafe anregt und mit einer guten Sharon Stone aufwarten kann. Über einen etwas zerfahrenen Mittelteil sollte man sich nicht weiter aufregen, denn auf Klischeereitereien wird weitestgehend verzichtet. Dazu entschädigen Anfang und ganz besonders das Ende für viel. Taschentücher nicht vergessen ;-)

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