Review

Ein weiteres Highlight aus dem Fundus der McQueen-Filme

Nachdem Steve McQueen nach "Die glorreichen Sieben" 1960 und "Gesprengte Ketten" 1963 zwei große Erfolge verbuchen konnte, wartete er wohl immer noch auf den Sprung zu dem Superstarstatus, den er ja letztlich dann auch erreichte und bis heute hält. Ob ihm dies bereits mit "Cincinnati Kid" gelang, weiß ich nicht genau. Vielleicht kam der endgültige durchbruch auch erst mit "Bullitt"- dem McQueen schlechthin.

Das läge aber nicht an den Qualitäten von "Cincinnati Kid", denn die können weitestgehend überzeugen. Dennoch ist das Pokerdrama ein eher kleiner und ruhiger Film geworden. Festzuhalte ist aber, dass die Rolle des selbstgefälligen Pokerasses Steve McQueens erste große Hauptrolle war, hatte er in den beiden oben genannten Filmen von 60 und 63 durch zwei unglaubliche Casts als Jungschauspieler eher untergeordnete Rollen. In "Cincinnati Kid" führt er nun definitiv den Cast an, der mit Karl Malden, Ann-Margret und Edward G. Robinson bestens augestattet ist. (Und auch Ann-Margret selbst ist bestens ausgestattet, wie sie in weiten Teilen des Films brav zeigt...)
Von daher ist dies schon ein Sprung in die erste Liga: Sexsymbol und Obergangster par excellence und mitten drin der gute Steve.

Poker heißt das Spiel. Und zwar "stud poker", was angesichts der Tatsache, dass heutzutage "texas hold'em" die mehrheitlich gespielte Variante ist, vielleicht für etwas Verwirrung sorgt, wenn man selbst kein Pokerspieler ist. Allerdings geht es auch weniger um das Spiel, als vielmehr um einen jungen Emporkömmling, der schlicht und einfach an die Spitze will und

SPOILER!!!!

dabei letztlich an sich selbst und seinem Hochmut scheitert. In diesem Moment bricht dieser Film mit den Erwartungen und erwischt den Zuschauer recht kalt. Es wird auch deutlich, dass man es hier mit einer Literaturverfilmung zu tun hat, denn ein solches Ende dürfte sich kaum ein Hollywooddrehbuchautor allein Ausdenken, ohne vom Produzenten zurück an den Schreibtisch geschickt zu werden. Hier liegt eventuell auch der Hase im Pfeffer, was McQueens Supterstartum angeht. Als Beschleuniger für den angestrebten Status taugt die Rolle eher weniger. Hat der zum Schluss doch alles versaut. Die arme Wurst!

SPOILERENDE!!!

Jedoch spielt McQueen Kid auf seine typische und unvergleichliche Art. Draufgängerisch, machohaft, aber immer mit dem ihm eigenen Charme. Gerade das Verhältnis zu den Frauenfiguren ermöglicht es, dass die Hauptfigur maskulin, einzelgängerisch und trotzdem sympathisch wirkt. Tuesday Weld erweist sich dabei als Unschuld vom Land als Glücksgriff. Ebenso die verruchte Sexbombe Ann-Margret...Steve McQueen brauchte anscheinend für eine scharfe/starke Konturierung von ihm verkörperter Charaktere immer scharfe/starke Frauen an seiner Seite.


Somit ist "Cincinnati Kid" für Fans von Steve McQueen eine Pflicht und wird diese auch nicht enttäuschen. Für Pokerfans ist der Film jedoch nur bedingt geeignet, da der Zuschauer am Spiel recht wenig teilhat, auch wenn das Finale technisch wirklich spannend umgesezt ist. Für Freunde von schönen Frauen, kernigen Typen und gutem Schauspiel ist das Spielerdrama jedoch auf jeden Fall einen Blick wert, vermittelt es doch den ganz eigenen Charme des 60er-Jahre Hollywoodkinos über seine gesamte Laufzeit und erzählt es doch eine kleine, aber sehr interessante Geschichte.

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