Mike Binder kann es nicht…14.12.2008
Hatte ich unlängst noch das Mißvergnügen, mir den unsäglich langweiligen „an Deiner Schulter“ ansehen zu müssen, so habe ich hier zu spät festgestellt, daß der gleiche Regisseur hinter dem aktuellen Film steht. Und hier wie da macht Herr Binder die gleichen Fehler…was dazu führt, daß eine an sich gute Geschichte unerträglich in die Länge gezogen wird, wie Kaugummi, und schuld daran sind die völlig überflüssigen Nebenhandlungsstränge, hier in Gestalt einer sehr merkwürdigen Zahnarztpatientin und einer hübschen Psychologin, deren Finden auch erst einmal mühsam thematisiert werden muß. Man kommt sich bei Binder vor wie in den ekligen Gesprächskreisen zopfpullovertragender Teetrinker, alles muß bis ins kleinste Detail ausdiskutiert werden, statt einfach mal Ruhe zu geben. Und das ist halt einfach immer schon langweilig gewesen – nun also auch auf der Leinwand.
Der Film erzählt hauptsächlich von zwei ehemaligen Studienkollegen. Während Alan ein langweiliges Leben als Zahnarzt mit Familie, aber ohne Freunde lebt, vegetiert Charlie dahin. Der Grund: posttraumatischer Streß, hat Charlie doch Frau, drei Töchter und Pudel bei den Flugzeugabstürzen des elften September verloren. Warum es aber auch gerade dieser Absturz sein mußte…ein beliebiges anderes Unglück hätte hier genau so genügt. Zufällig trifft Alan Charlie auf der Straße, und fortan macht er es sich zu seiner Aufgabe, dem Mann zu helfen, wobei er selbst dadurch zunächst in Entfremdung zur eigenen Familie gerät. Man zieht um die Häuser, und nach vielen Treffen schafft Charlie es, sein Seelenleid Alan zu offenbaren. Was die Psychologin nicht geschafft hat, schafft nun der wahre Freund. Doch damit ist der film noch nicht vorbei, nein, wir sind ja zu Gast bei Binder…
Also muß Charlie noch Suizidgefühle bekommen, eine Gerichtsverhandlung hinsichtlich Zwangseinweisung durch seine Schwiegereltern durchstehen und schließlich auch noch zartes Interesse an der seltsamen Patientin von Alan bekommen, deren Brüste es ihm genau so angetan haben wie die der Therapeutin. Und dann ist Schluß. Endlich. Man fragt sich als Zuseher danach, warum man die zugegeben interessante Geschichte nicht einfach auf 90 Minuten gestrafft hat, denn dann wäre das ein echter Knaller geworden, zumal die beiden Herren Cheadle und Sandler ihren Job wirklich gut machen. Man wäre Zeuge einer wirklich traurigen Lebensepisode geworden, aber nein, ein Gespräch hier, eine weitere Sache da, nix ist es mit Fokus auf die Story. Das alles mögen manche toll finden, aber wenn man es genau betrachtet, ist der Film nur ein Film über die zarte Freundschaft zweier auf ihre eigene Art eingeschränkter Männer, die sich mit ihrem Handeln selbst aus dem Morast befreien. Das gibt es in gut bei Nicholson und Freeman in „Das beste kommt zum Schluß“, denn Regisseur Reiner weiß dort, was zählt. Schicken wir Binder also in die Lehre…5/10.