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Abgesehen von seiner Sheriffsrolle in „Twin Peaks“ fiel Michael Ontkean nie wirklich groß auf; auch der mit ihm in der Hauptrolle besetzte „Street Justice“ ist sehr unbekannt.
CIA-Spezialist Curt Flynn (Michael Ontkean) wird nach einem gescheiterten Undercovereinsatz für tot erklärt – angebliche Todesursache: Ein Flugzeugabsturz. Doch nach langen Jahren der Gefangenschaft kann Curt endlich türmen und macht sich auf gen Heimat in New Jersey. Der CIA will seinen Fehler weiterhin vertuscht halten und schickt dem Flüchtigen Agenten hinterher. Ganz im Zeichen seiner Zeit traut „Street Justice“ den eigenen Behörden nicht mehr – wie so viele Filme im Actionbereich, wo der rechtschaffene Einzelne aufräumen muss.
Doch daheim angekommen, muss Curt merken, dass die Jahre nicht spurlos vorübergegangen sind: Seine Tochter ist herangewachsen, seine Frau neu verheiratet. Doch ein skrupelloser Grundstücksspekulant will die Gegend aufkaufen – mit allen legalen und illegalen Mitteln. Curt schreitet seiner Familie zuliebe ein...

Was folgt ist ein Plot, der seit „Death Wish 3“ durchaus beliebt ist und auch in Filmen wie „Angel Town“ oder „Private Wars“ verwurstet wurde. Der fiese Obermotz, in diesem Falle ein schmieriger Mafioso, hat die korrupte Polizei in der Tasche und die aufrechten Bürger sind allein nicht wehrhaft genug. Also nimmt der Held es guerilla-mäßig mit der Saubande auf, kümmert sich nebenher um CIA-Verfolger und entschwindet nach getaner Arbeit in den Sonnenuntergang. Nichts Neues also, wirklich Überraschendes ist auch nicht dabei, jedoch immerhin recht flott erzählt, sodass „Street Justice“ keine allzu großen Längen besitzt.
Im Gegensatz zu manch anderer Plotvariante des Themas kommt „Street Justice“ leider nicht allzu actionreicher daher. So bestehen die Konfrontationen zwischen Held und Übelwichten aus kurzen Prügeleien und Schusswechseln, die zudem aufgrund der dunklen Ausleuchtung nicht immer so komfortabel zu erkennen sind. Das ist durchaus schade, denn das Gebotene macht einen netten Eindruck, weshalb etwas mehr Übersicht und etwas mehr Masse Wunder gewirkt hätten – gerade der Minishowdown ist schon eine Enttäuschung.

Ironischerweise kann „Street Justice“ dann gerade in den ruhigen Momenten besonders hervorstechen, nämlich dann, wenn er Curts Dilemma thematisiert. Zum einen will er seine Familie wiedersehen, zum anderen traut er sich nicht ihnen diesen Schock zuzumuten und jenes Leben zu zerstören, das sie sich nach seinem scheinbaren Tode aufgebaut haben. Deshalb bleibt er meist eine Art Schutzengel im Hintergrund und gibt damit vollends das Ideal des edlen Helden ab, der das Wohl anderer über eigene Interessen stellt.
Von Michael Ontkean wird der emotional gebeutelte Heimkehrer dann auch wirklich sehr überzeugend dargestellt, während der Rest vom Fest dagegen schauspielerisch abfällt. Sicherlich agiert die restliche Besetzung auf ordentlichem B-Niveau, einen bleibenden Eindruck kann jedoch keiner hinterlassen, was gerade bei der etwas austauschbaren Fieslingsriege ein kleines Manko ist.

Insgesamt ist „Street Justice“ eine solide Variation eines bekannten Themas, das es schon seit Western-Zeiten gibt, die dank ihrer stillen Momente eine durchaus interessante Geschichte zu erzählen weiß. Leider fehlt es dem Ganzen jedoch an Überraschungen und Schauwerten, um dann wirklich mehr als bloß solide zu sein.

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