Schon seit Jahren geistert dieser Film immer mal wieder durch mein Bewußtsein. Zum ersten Mal las ich über diesen Kanadier Slasher in der Rubrik "Vergessene Perlen" einer Filmzeitung.
Als ausgemachter VHS Fan, der die alten Cassetten wegen des Zeitgeistes liebt ( wer erinnert sich nicht an den "Marketing Mann" , der im Rollkragenpulli vor Raubkopien warnte) suchte ich ewig nach dem Video - und fand es nirgends. Ich kannte auch keinen, der den Film kannte oder einen kannte, der ihn kannte.
Als Novum ist dieser Film damals als FSK 16 erschienen und nachträglich indiziert worden, ein Grund mehr, ihn zu haben. Nach langen Jahren des vergeblichen Suchens, die Haare wurden grauer, kaufte ich die DVD ( böhh) und endlich - Mary Ingalls goes Halloween.
Denn tatsächlich ist die Hauptdarstellerin bestens bekannt als Nöldohle aus der Gutmenschen Serie "Unsere kleine Farm" , mit der mich meine Oma schon in den 70ern Sonntags gequält hat.
Also in Ruhe genossen - und , ja doch, er war ok.
Gut, was will man von einem Slasher aus den 80ern erwarten, zwei Jahre nach Halloween und ein Jahr nach Freitag der 13.? Und beide Filme standen offensichtlich Pate.
Es gibt das übliche dunkle Geheimnis in der Vergangenheit und daraus resultierende geistige Verwirrung, das bewährte 10 Negerlein Motiv mit, zugegeben sehr kreativen Morden. Mein Favorit ist der Grillspieß, das gibt dem nächsten Barbeque direkt eine neue Perspektive ( und das Opfer im Film kam später in NYPD Blue zu Ruhm und Ehre).
Die Schauspieler liefern eine solide Leistung und endlich, nach all den Jahren sieht man endlich mal, was Mary Ingalls unter den Kleidern trägt ( inclusive Blümchen Höschen) Sogar einen gestandenen Altmimen wie Glenn Ford hat man aufgeboten, der als väterlicher Freund /Psychater jede seiner Szenen beherrscht., wenn es auch das Schicksal aller Hollywood Stars zu sein scheint, gegen Ende Ihrer Karriere als Arzt oder Anwalt in Horrorfilmen aufzutreten.
Der Rest der Riege fungiert als Kanonenfutter, ist sich dessen bewusst und spielt wenigstens ohne Pathos. Das dürfte auch ein Verdienst des erfahrenen Regiesseurs Thompson sein, der einiges an Charles Bronson Filmen zu verantworten hat und als solider Handwerker bekannt ist. Überhaupt glänzt der Film durch eine gewisse Sorgfalt, im Gegensatz zu z.B. Freitag der 13. , der im Grunde durchweg schlampig gemacht war.
Die Special Make up Effekte von Tom Burman (Amytiville 2, Das Engelsgesicht) sind gewohnt hochwertig, in den 80ern war er neben Tom Savini und Rob Bottin eine der tragenden Säulen des Splatter.
Das die Logik in so einem Film einen zwischen den Fingern durchrinnt, weiss jeder schon bevor er den Player startet, aber auch hier kann der Film zumindest mit einigen interessanten Wendungen punkten, die zwar unlogisch aber stimmig sind. ( Wenn man sich die neusten Ergüsse der Drehbuchautoren so ansieht kann man feststellen, die haben in 25 Jahren nichts dazu gelernt)
Positiv ist auch, obwohl ich Splatter Fan bin, das die Gewalt weder explizit noch selbstzweckhaft ist, sie fügt sich in den Film nahtlos ein.
Die Musik ist zeit/filmtypisch unpassend ( wabernde Cresendos, damit die Teenies beim Knutschen im Kino wussten: Jetzt passiert was Wichtiges ) und ein paar Oneliner sorgen für einen Wiedererkennungswert.
Also ein rundum gelungenes Filmchen, keine cineastische Offenbarung, aber so einem Schrott wie "Alone in the Dark" zumindest an Spannung, um Lichtjahre voraus.
Das natürlich Action /Schnittfolge und Kreischfaktor der MTV Generation zu altbacken sind liegt nahe, aber für mich eine schöne Gelegenheit chipsmampfend auf der Couch glücklich in alten Zeiten zu schwelgen.
Und die 25 Jahre sieht man dem Film nun wirklich nicht auf den ersten Blick an. Also wirklich eine "vergessene Perle" und allemal für 100 spannende Minuten gut.
Ehrliche 7/10