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Christina (Charlotte Rampling) ist zum ersten Mal mit ihrem Freund auf dem Weg in dessen süditalienische Heimat. Doch auf dem Weg geschieht das Unglaubliche: Ihr Freund wird vor ihren Augen entführt! Doch sowohl dessen Eltern als auch sein bester Freund Gavino (Franco Nero) wollen schweigen und der Polizei nichts davon berichten. Christina versteht die Welt nicht mehr und muss auf furchtbare Weise erfahren, wie der ewige Kreislauf aus Verbrechen, Korruption und Vertuschung in Süditalien funktioniert.


Obwohl aus dem Jahr 1968 stammend, schaffte es dieser eher unbekannte Mafiafilm von Gianfranco Mingozzi erst 1973 in die deutschen Kinos und erhielt auch erst im Jahr 2016 die längst überfällige deutsche Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray. Es handelt sich hier um ein sehr ruhiges, dafür aber umso intensiveres Drama, das zudem einer Thematik um einige Jahre voraus war, die in Italien vor allem in den 70er Jahren sehr populär war. Es dreht sich nämlich um Entführungen verschiedener Menschen, wobei diesen keinesfalls eine politische Motivation zu Grunde liegt. Reine Habgier dient viel eher als Triebfeder einer Geschichte, die dem Zuschauer dabei extrem mafiöse Strukturen aufzeichnet. Dabei stellt es sich aber gerade zum Ende hin so dar, das anscheinend überhaupt nicht die Mafia für die etlichen Entführungen verantwortlich zeichnet, sondern vielmehr eine Gruppierung, die sich von raffgierigen Unternehmern für ihre Zwecke einspannen lässt. Das Ganze ist natürlich Ansichtssache, aber ganz egal wie man die Sache auch dreht, der deutsche Filmtitel "Die Mafia-Story" hat auf jeden Fall seine Berechtigung.

Man sollte an dieser Stelle keinesfalls italienisches Action Kino erwarten, denn in dieser Beziehung bietet die Geschichte im Prinzip überhaupt nichts an. Das ist aber auch gar nicht weiter schlimm, denn so kann man sich viel besser auf das gelungene Schauspiel der Protagonisten einlassen, unter denen sich mit dem jungen Franco Nero auch eine absolute Choriphäe des italienischen Filmes, dem mit der bildhübschen Charlotte Rampling ein echter optischer Leckerbissen zur Seite steht. Die Story an sich wird sehr ruhig erzählt und gewinnt gerade aus diesem Aspekt heraus eine ungemein starke Intensität. Der Schauplatz des süditalienischen Dorfes ist sehr gut gewählt und es ist Mingozzi extrem gut gelungen, die Angst der Bewohner glaubhaft in Szene zu setzen.

Die Machtlosigkeit der Polizei wird dabei ganz besonders durch die Sprachlosigkeit der betroffenen Familien verstärkt, denn niemand will so wirklich mit der Sprache heraus kommen. Dabei wird allerdings jederzeit ersichtlich, das im Prinzip jeder ganz genau weiß, das immer wieder Menschen entführt werden, um reiche Familien später mit horrenden Lösegeldforderungen zu konfrontieren. Es fehlt aber an Beweisen und zudem ist jedermann viel zu sehr eingeschüchtert, als das man sich mit den Entführern anlegen würde. Dieser Umstand ändert sich erst durch die junge Christina (Charlotte Rampling), deren Verlobter gleich zu Beginn des Filmes das neueste Opfer der Organisation wird. Für die junge Frau ist das Verhalten der Bewohner absolut nicht nachvollziehbar, da sie die Gepflogenheiten des Landes überhaupt nicht kennt und die damit verbundene Angst der Menschen nicht wirklich nachempfinden kann. So führt ihr weiteres Verhalten dann auch zu Unstimmigkeiten und löst fast schon Ungläubigkeit bei den Menschen des Landstriches aus, denn niemand der Einheimischen hätte sich je getraut, sich gegen die kriminelle Gruppierung aufzulehnen.

Das Ganze wird dem Zuschauer in wirklich erstklassig eingefangenen Bildern näher gebracht, wobei "Die Mafia-Story" in erster Linie durch ein Höchstmaß an Authentizität zu überzeugen weiß. Sämtliche Abläufe erscheinen extrem glaubhaft und man kann sich ein sehr gutes Bild darüber machen, wie sehr die Menschen des Dorfes unter der Knechtschaft des Verbrechens zu leiden haben. Und auch wenn es sich zum Ende hin so darstellt als wenn hier nicht die echte Mafia am Werk ist, so muss man Mingozzis Beitrag aber dennoch als Mafiafilm kennzeichnen. Wie dem aber auch sei, auf jeden Fall handelt es sich hier um eine eher unbekannte Perle des italienischen Kinos, die nun endlich auch bei uns in Deutschland in einer wirklich gelungenen Veröffentlichung zu begutachten ist. Unverständlich erscheint lediglich der Aspekt das es so lange gedauert hat bis dieser grandiose Beitrag endlich auf Scheibe gebracht wurde, denn immerhin handelt es sich um ein Drama voller Qualität, das man auch gern schon viel früher zu Gesicht bekommen hätte.


Fazit:


"Die Mafia-Story" ist ein weiteres Paradebeispiel dafür, das es immer noch unzählige Filmperlen gibt, denen eine würdige Veröffentlichung bisher verwehrt wurde. Umso schöner ist es dann allerdings für den geneigten Genre Fan, das ein solches Kleinod doch noch irgendwann den Weg in den heimischen Player finden kann.


9/10

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