Im Fantasy-Reich herrscht der böse Imperator mit Hilfe seines Schattens Darth; die Jedi-Drachen-Reiter, die früher für Ordnung sorgten, sind fast ausgestorben. Aber nur fast, denn noch lebt der junge Luke Eragon bei seinem Onkel und erhält eines Tages eine geheime Botschaft von einer schönen Prinzessin, genauer ein Drachenei, aus dem auch ganz flugs ein Riesendrache schlüpft. Mithilfe seines Mentors Obi-Wan-Ben-Brom (oder so) erfährt er, dass er selbst zum Drachenreiter bestimmt ist, lernt noch ganz fix ein bisschen Macht-Magie, rettet die Prinzessin, gabelt seinen zukünftigen besten Kumpel Han und ein paar Rebellen auf und tritt zum Duell mit dem Drachen-Darth an, der aber überraschenderweise nicht sein Vater ist. Oder doch ? Oder habe ich da etwas durcheinandergebracht ?
Na gut, der Lucas Schorsch hat sich seinen ersten (oder vierten ?) Star-Wars auch schon aus diversen Versatzstücken insbesondere der Fantasy-Literatur zusammengeklaubt, da darf er sich eigentlich nicht beschweren, wenn sich ein junger Fantasy-Autor für sein Roman-Debüt seinerseits ganz unverfroren bei ihm bedient. Und nun also die unvermeidliche Verfilmung, für die es offenkundig auch keine Orginaliätspreise zu gewinnen gibt.
Da scheint es in Hollywood wohl so etwas einen Generalkonsens zu geben, ausschließlich populäre Fantasy-Literatur als Vorlage zu nutzen und ja nichts selbst zu entwickeln. Nun gibt es für meinen Geschmack deutlich bessere Fantasy-Bücher als die Herr-der-Ringe-Trilogie, aber bis wir bessere Fantasy-Filme zu sehen bekommen, wird es wohl noch eine Weile dauern, wenn überhaupt. Dabei gäbe es durchaus eine Martklücke für sagen wir mal moderne, erwachsene, vielleicht nicht ganz so pathetische Fantasy-Kost jenseits von Mittelerde. Aber Hollywood hat anders entschieden, es geht eindeutig in die Richtung Kinderfilm (Narnia) und in die Große-Jungs-Ecke (der hier). Ganz so übel wie verschiedentlich zu lesen war, ist dieser leicht kindische Star-Wars-in-Verkleidung-Mix dann meiner Meinung nach aber doch nicht.
Klar ist: Ein Epos, wenn denn eines beabsichtigt gewesen sein sollte, ist das hier nicht mal ansatzweise. Gerade mal 90 Minuten sind für sinnvolle Entwicklungen viel zu wenig; dabei ist mir persönlich noch relativ egal, wieviel von der angeblich 600-seitigen Vorlage (die ich nicht kenne) unter den Tisch fallen. Viel gravierender ist die holprige Dramaturgie: Die erzählte Einleitung würde bei Jackson mindestens 30 Minuten füllen, der Drache ist in Sekundenschnelle ausgewachsen, und Magie beherrschen geht so fix und einfach, wie ein paar Vokabeln für den Italien-Urlaub lernen. Andererseits steht nirgendwo geschrieben, dass jeder Fantasy-Film drei Stunden dauern und zur einen Hälfte aus Schlachten und zur anderen aus lautstarken Ansprachen davor bestehen muss. Als zügige Fast-Food-Fantasy kann Eragon jedenfalls den kleinen Hunger durchaus stillen, vor allem weil die Tricks ordentlich, die Landschaften (Ungarn ersetzt Neuseeland) schön und die Figuren zwar nicht umwerfend, aber irgendwie doch ganz symphatisch sind. Wo die angeblichen 100 Millionen Budget geblieben sind, erschliesst sich mir zwar nicht; der Drache ist ganz nett, aber irgendwie kein Fortschritt gegenüber dem 10 Jahre alten Dragonheart, zumal man sich die Mundbewegungen gespart hat. Die nicht allzu zahlreichen Kampfsequenzen fallen ordentlich aus, die Jugendfreigabe (in den USA PG, also quasi "ab 6") setzt da allerdings extreme Grenzen, obwohl das Ganze doch einen Tick düsterer herkommt als der reine Kinderfilm Narnia (die deutsche FSK beweist da wieder mal tiefgehende Genrekompetenz, indem alle Fantasy-Streifen der letzten Zeit in den "ab 12"-Einheitstopf geworfen werden, bezogen auf die Uncut-Fassungen). Die obligatorische Schluss-Schlacht gibt es natürlich auch, die zumindest am Boden eher unübersichtlich bleibt (was etwa wird aus der Riesen-Armee des Imperators ?), dafür sind die gleichzeitigen Luftkämpfe zwischen den Drachen recht temporeich.
An den Schauspielern gab es reichlich Kritik, vor allem an dem wohl aus einer Art "USA sucht den Fantasy-Star" hervorgegangenen Speleers, aber irgendwie passt der in ein Boy's Own Adventure ganz gut rein. Er wirkt nicht wie der strahlende Superheld, was ihn der Kernzielgruppe sicher durchaus sympathisch macht, und dass seine Figur phasenweise wie ein ungezogenes Kind agiert, ist eher dem Drehbuch anzulasten. Irons und (kaum zu sehen) Malkovich bringen etwas Würde in den Kindergarten, und der bedauernswerte Robert Carlyle testet die Grenzen des guten Make-Up-Geschmacks. Aber schauspielerische Höchstleistungen erwartet ohnehin niemand in diesem Genre; richtig genervt hat mich allerdings die deutsche DrachInnenstimme: Im Orginal spricht (oder besser: denkt) immerhin eine gestandene Oscar-Preisträgerin (Rachel Weisz) die Dame, hierzulande setzt man unnötigerweise mal wieder auf die Promi-Schiene, und so lässt Nena den Lindwurm zum nöligen Drachen-Girlie werden.
Fazit: Ziemlich dreist zusammengeklautes, jungendorientiertes Fantasy-Eposlein mit einer genauso unorginellen wie hastig erzählten Story. Dank Genre-Bonus (für den ausgehungerten Fan), kurzer Laufzeit, ein paar ordentlichen Tricks und schönen Landschaften zum Zwischendurchverzehr aber durchaus geeignet.
Um im kulinarischen Bild zu bleiben: Eragon und der Herr der Ringe verhalten sich in etwa wie ein Hamburger bei McD zu einem 7-Gang-Menü von Dieter Müller - aber wer will schon jeden Tag ein 7-Gang-Menü ?
Ganz knappe 6 Punkte und die Hoffnung auf eine deutliche Steigerung im zweiten Teil.