Nach "Der Herr der Ringe" und "Die Chroniken von Narnia" kommt pünktlich zu Weihnachten der nächste Fantasy-Streifen ins Kino!
Und auch hier scheint uns wieder ein Epos immensen Ausmaßes vor die Leinwand zu locken. Immerhin war der erste Teil einer geplanten Literatur-Trilogie, ein großer Erfolg, obwohl dem damals 15-jährigen Autor einiges an geistigem Diebstahl nachgesagt worden war. Trotz alledem bildete sich schnell eine große Fangemeinde, wonach natürlich die entsprechende Hollywood-Verfilmung nicht lange auf sich warten ließ.
Das Königreich Alagaesia wird nach einem großen Krieg der Drachenreiter vom finsteren Galbatorix (John Malkovich) regiert, dem letzten Überlebenden aller Drachenreiter. Nun kommt ein 15-jähriger Bauernsohn namens Eragon (Edward Speelers), findet ein Drachenei, lässt den Drachen Saphira schlüpfen, zieht in groß (mehr oder weniger) und wird dadurch selbst zu DEM Drachenreiter, der das Land befreien soll. Ihm zur Seite stehen der Dorfaussenseiter Brom (Jeremy Irons), der jedoch (welch ein Wunder) mehr zu sein scheint, als er vorgibt, sowie die Elfe Arja (Sienna Guillory), die ehemalige Hüterin des Dracheneies.
Das Buch habe ich im Vorfeld leider nicht gelesen. Allerdings dachte ich mir schon, das es vielleicht ein Fehler sei, ein über 700 Seiten starkes Buch in nur knappen 100 Minuten Laufzeit zu verpacken. Vor allem, wenn diverse Parallelen zum großen Vorbild "Der Herr der Ringe" nicht von der Hand zu weisen sind.
Und genau da liegt das größte Manko am Film. Alles wird viel zu hektisch und schnell abgehandelt (der Drache wächst während eines knapp drei Minuten langen Fluges vom Baby zum ausgewachsenen Kolloss), so das absolut null Atmosphäre entsteht und man zu keinem Zeitpunkt auch nur mit einer Person des Filmes sich zu identifizieren weiß, bzw. mitfiebert! Und das ist so ziemlich der größte Fehler, den ein Film begehen kann.
Die Dialoge sind auf einem sehr niedrigen Niveau, entweder um der jungen Zielgruppe auch wirklich alles verständlich zu machen, oder einfach nur, weil der Drehbuchautor viel zu dilletantisch mit der Buchvorlage umgegangen ist und unter Zeitdruck stand.
Ich habe mir von Kennern des Buches erzählen lassen, das so ziemlich alles im Film verändert oder komplett fallengelassen wurde. Auf Details kann ich allerdings nicht eingehen, weil mir die Vorlage dazu fehlt.
Wenn man den Film dann aber auch als ein Einzelwerk ohne berühmte (!) Vorlage sieht, wird er trotzdem nicht besser. Ganz im Gegenteil. Die Schauspieler, allen vorran John Malkovich, Jeremy Irons und Robert Carlyle, waren von ihren Managern wohl gezwungen, den Vertrag zu unterschreiben. Man merkt ihnen Vörmlich an, das sie schon während des Drehs wussten, wie das Endergebnis ausschaut. Vor allem John Malkovich wird total unterfordert. Ob das nun an der kaum vorhandenen Screentime liegt, oder an seinen drei bis vier zu sprechenden Texten... Es tat mir für diesen wirklich genialen Schauspieler fast schon in der Seele weh.
Die guten Tage von Jeremy Irons scheinen auch gezählt. Erst seine absolut miese Darstellung in "Dungeons & Dragens", gefolgt von einem kleinen Lichtblick in "Königreich der Himmel", kommt nun wieder eine absolut Unterfordernde Arbeit für ihn. Schade drum.
Bei Robert Carlyle kann man dann aber sehen, das er es, trotz des dämlichen Drehbuchs, wenigstens versucht hat, seinem Charakter einen gewissen Stempel aufzudrücken.
Von den restlichen Darstellern möchte ich jetzt nicht sprechen. Beim Casting müssen einige unter wirklich komischen Drogen gestanden haben. Selbst Djimon Hounsou spielt weit unter seinem Niveau, aber auch ihm wurde sehr viel Screentime verwährt.
Absolut negativ, und noch mehr Stimmung drückend, war die deutsche Synchronisation des Drachens durch unsere Rock-Göre Nina. Eine absolute Fehlentscheidung. Wenn man den Drachen sprechen hört, meint man, eine 10-jährige liest mitten im Deutschunterricht gelangweilt einen Text vor.
Und auch wenn der Drache ein Weibchen ist, die Stimme braucht Präsenz und muß, wenn auch nur ein wenig, bedrohlich wirken.
Die Effekte empfand ich nur als absolutes Mittelmaß. Sa so ganz nett aus, aber hat mich weder die Kinnlade nach unten fallen lassen, noch kam bei mir das Gefühl auf, hier wurde mit viel Liebe zum Details gearbeitet. Auch der Score blieb mir nicht in Erinnerung und bildet bloß leichtes Beiwerk im Gesamtbild. Gerade für einen Film, der sich mit seinem großen Vorbild versucht zu messen, äußerst arm.
So wirklich viele positive Dinge fallen mir zu diesem Film nicht ein. Einzig die Animation des Drachen als Baby fand ich äußerst süß und putzig. Da kamen wenigstens ein paar Lacher aus mir heraus.
Auch wenn der dritte Teil des Buches noch nicht veröffentlicht wurde, und man davon ausgehen kann, das alle drei Bücher verfilmt werden sollen, kann ich mir nicht vorstellen, das beim nächsten mal die Fehler dieses Machwerkes ausgebügelt werden, so das man die komplette Trilogie als einen guten Film ansehen kann. Dafür wurde der Film meines Erachtens nach total in den Sand gesetzt.
Stellen wir uns einfach mal vor, "HDR - Die Gefährten" würde so ausschauen wie "Eragon", und die beiden nächsten Teile einfach so, wie sie jetzt sind, das würde doch alles über den Haufen werfen?
Wie auch immer, für die mit Sicherheit folgenden beiden Fortsetzungen, werde ich weder Geld ausgeben noch meine bescheidene Freizeit opfern. Hier hat der Regisseur Stefen Fangmeier, der sich gerade in Sachen Special Effects einen guten Namen in Hollywood gemacht hat, ein sehr schlechtes Objekt für sein Debüt ausgesucht. Ich wünsche ihm allerdings, das er sich in Zukunft bessert. Auch wenn bei dieser Trilogie schon nach dem ersten Teil für mich Schluß ist!