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Der kalkulierte Blockbuster der Twentieth Century Fox für Weihnachten 2006 heisst "Eragon" und soll bei Erfolg der Auftakt einer dreiteiligen Romanverfilmung sein, der neben grandiosen Effekten auch spektakuläre Schlachten und kauzige Charaktere bieten soll.
Soweit die Theorie.
Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Newcomer Edward Speleers hält sich wacker als Hauptdarsteller einer hochtechnisierten Fantasy-Story, die neben einem großen Staraufgebot auch mit tollen Landschaftsaufnahmen glänzen kann.
Regisseur Stefen Fangmeier (ein Landsmann und seines Zeichens ILM-Effects-Supervisor bei "Twister" und einigen anderen großen Erfolgen der Kinogeschichte) erschafft auf den ersten Blick einen formelhaft erscheinenden "Herr der Ringe" - Klon, doch erschließt sich die Magie der Geschichte erst nach und nach.

Der junge Eragon, aufgewachsen bei seinem Onkel und dessen Sohn als Bauernjunge, findet eines Tages einen seltsamen blauen Stein im Wald. Alsbald schlüpft daraus ein kleiner Drache, der sich als vom Schicksal bestimmtes Reittier für den Jungen herausstellt und auf den Namen Saphira hört.
Als der böse König und ehemaliger Drachenreiter des Landes seine Schergen nach dem letzten Drachenreiter aussendet, flieht Eragon zusammen mit dem kauzigen Brom in die Berge, um nach Verbündeten zu suchen, die den Jungen mit seinem noch nicht vollständig erstarkten Drachen beschützen sollen.
Unterwegs lauern allerlei Gefahren, bis Eragon und Saphira gemeinsam in einer großen Schlacht im Inneren eines Berges das Zeitalter der Drachenreiter erneut einläuten können. Doch nun beginnt der Konflikt mit dem König erst richtig..

Dass "Eragon" als Trilogie angelegt ist, daraus macht auch der Film keinen Hehl und endet mit einem Cliffhanger. Die Entwicklung der Charaktere und die Aufzucht von Saphira werden im filmischen Schnelldurchlauf abgehandelt, da ein 93minütiger Film nicht den Raum eines Buches beanspruchen kann.
Die spektakulären Flugszenen sind grandios inszeniert und pressen den Zuschauer regelrecht in den Kinosessel, die Kämpfe wirken recht kindgerecht und weit weniger realistisch wie noch in Peter Jacksons Mammut-Trilogie und hinter allem Geschehen wird man das Gefühl nicht los, dass die Produzenten ein familiengerechtes Abenteuer wollten, während die Ausstattungsabteilung und der Regisseur etwas ganz anderes im Sinn hatten. 
Bleibt zu hoffen, dass sich daraus nicht eine endlose Versions-Attacke für die DVD verbirgt, wie bei den "Chroniken von Narnia".

Große Namen als Zugpferde für den Kinoerfolg aufzubieten ist die eine Sache, deren Darstellerpotential an ihre Figuren anzupassen, eine ander. So agieren Robert Carlyle, Jeremy Irons und allen voran John Malkovich eher auf Sparflamme während Ed Speleers und Sienna Guillory ihre noch im Entwickeln befindlichen schauspielerischen Talente voll ausspielen dürfen. In einem Mini-Auftritt klimpert kurz das britische Soul-Wunder Joss Stone durch Bild und bereits kurz nach dem Schlüpfen des Drachens wird klargestellt, wem hier die Aufmerksamkeit gebühren soll.
Die Effektkünstler gaben alles und ihnen gelingt zwar kein "King Kong" scher Meilenstein aber Saphira scheint hier ihren exklusiven Schauspielunterricht voll auszukosten. Die das Kindchen-Schema bedienenden Augen und die nur wenige Stimmungen anzeigenden mimischen Möglichkeiten der blauen Hauptdarstellerin reichen aus, im zweiten Film auf wesentlich mehr hoffen zu lassen. Denn dann würde Saphira fast Gollum den Rang ablaufen! Wirklich gut getrickst, ILM.

Betrachtet man "Eragon" natürlich noch viel kritischer, so können einem noch viel mehr Unzulänglichkeiten auffallen doch bieten uns die Macher hier eine solch sympathischie Fantasy-Geschichte mit netten Figuren, tollen Schauwerten und perfekter Unterhaltung, dass man den Weihnachtsfilm der Fox einfach als das nehmen sollte, was er ist:
Ein märchenhaftes, buntes Abenteuer mit exakter Schwarz/Weiß - Zeichnung, back-to-the-roots Ausstattung und akzeptablen Schauspielern. Ed Speleers macht hier immerhin eine bessere Figur als Hayden Christensen in "Episode 3"!

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