Ich muss zugeben, ich habe mir unter Eragon etwas anderes, etwas "erwachseneres" vorgestellt, zum Beispiel ausgeklügelte Charaktere, enorme Schlachten und eine grandiose Technik. Wirklich überzeugend war aber leider nur letzteres. Ein junger Bauernsohn (Eragon) wird bei der Jagd von einem Zauber überrascht, welcher einen blauen Gegenstand vor ihm erscheinen lässt. Dieser, von Eragon fälschlicherweise als wertvoller Stein definierte, Gegenstand ist ein Vermächtnis der alten Zeit, nämlich ein Drachenei. Als der Drache schlüpft wird Eragon sein neuer Reiter und die Geschichte geht Hals über Kopf los.
Zuerst zum einzigen positiven Punkt, der Technik. Als der kleine Drache Saphira geschlüpft ist, habe ich mich mal wieder in eine Leinwandfigur verliebt. So lieblich und süß wie dieses Geschöpf war schon lange kein Wesen mehr. Diese kleinen Kulleraugen, dieses süße kleine Gesicht... aber lassen wir das^^. Im allgemeinen kann man wohl sagen, dass die Qualität der Tricktechnik auf gutem Niveau war, auch wenn hin und wieder einige Logikfehler nicht zu übersehen waren. Während Saphira in der Luft riesig wirkt, kommt sie in den Höhlen oder am Boden generell viel kleiner rüber. Dies ist zwar kein Faktor, der wirklich stört, aber auffallend ist es trotzdem. Ebenfalls sehr überzeugend waren die "bösen" Drachen, welche mir persönlich mehr zugesagt haben wie die erwachsenen Saphira. Die finale Kampfsequenz ist ok, wenn auch nicht mit Genreprimus Herr der Ringe zu vergleichen (liegt wahrscheinlich am Budget).
Während die Technik passt, hängt einiges bei Eragon am seidenen Faden. So sind zum Beispiel die Schauspieler bis auf wenige Ausnahmen fast schon Laienhaft vor sich hin aktierten. Edward Speelers als Eragon ist zwar kein Vorwurf zu machen, denn immerhin ist es sein erstes Großprojekt, jedoch hätte man gerade von dem Hauptdarsteller etwas mehr erwarten dürfen als ein Paar hellblaue Augen. Eragon schafft es zumindest im ersten Teil nicht die Genialität von Legende John Malkovich in den Film zu überführen, denn seine Auftritte sind an einer Hand abzählbar und daher nicht wirklich von Belangen. Wenn er jedoch zu sehen war, konnte er immer überzeugend den Schurken darstellen. Weitere "Highlights" des Castes sind ohne Zweifel Jeremy Irons, welcher Brom mimt, und Robert Carlyle als Schatten Durza. Ersterer ist im Film meine absolute Lieblingsfigur, umso ärgerlicher, dass über den Charakter kaum etwas erzählt wird. Zwar bekommt man einige Hinweise auf sein Leben, aber diese sind sehr selten und häufig sehr schlecht plaziert worden. Trotz dieser Mängel der Screenplayschreiber schafft es Irons einen schroffen, erfahrenen Menschen darzustellen, der trotz seiner Weisheit sicherlich nicht alles richtig gemacht hat. Er stellt für mich die weitaus interessantere Figur im Film dar, daher ist es doppelt so schade, dass er trotz allem auf ziemlich wenig Screentime kommt, was aber von der Geschichte abhängt. Robert Carlyle ist ein perfekter Counterpart zu allen Guten. Durch seine Schemenhaftigkeit und das schauspielerische Geschick fällt es dem Zuschauer nicht schwer, ihn als Bösewicht zu akzeptieren und zu mögen. Wenn es dem Film schon auf der guten Seite mangelt, so gibt es wenigstens die Böse, der man dann mehr abgewinnen kann. Der "Rest" des Castes, welcher fast schon ein Statistendasein ist, wird vom Film noch weniger beschrieben als schon die Hauptcharaktere. Diese Mankos stellen den Zuschauer immer wieder vor die Frage, warum sich die Figuren nun so verhalten, wie sie sich verhalten. Ich habe zwar das Buch nicht gelesen, mir aber sagen lassen, dass die Personen im Buch zu genüge präsentiert wurden. Dementsprechend ist das wohl der Hauptschwachpunkt des Films.
Durch die "abgehackten" Charaktere wirkt auch die Geschichte häufig wie aus dem Zufall entsprungen. Hier ist aber wohl das mit 90 Minuten viel zu klein eingestufte Zeitfenster schuld an den Miseren. Man kann eine epische Geschichte eben nicht in 90 Minuten abhandeln. Es wirken daher viele Szenen beschnitten und das tut dem Zuschauen nicht gut.
Wer das Buch gelesen hat, sollte einen riesigen Bogen um den Film schlagen. Jeder der das Buch nicht kennt, darf, wenn er Spaß an guten Animationen und einer etwas schnulzigen Geschichte hat, den Film anschauen.
FAZIT: 3/10