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Man kennt es ja, wenn sich zwei thematisch ähnliche Stoffe im Kino duellieren, egal ob es dabei um Asteroiden („Armageddon“ vs. „Deep Impact“), schottische Volkshelden („Braveheart“ vs. „Rob Roy“) oder „Stirb langsam“ im Weißen Haus („Olympus Has Fallen“ vs. „White House Down“) geht. Anno 2001 wollten sowohl „American Outlaws“ als auch „Texas Rangers“ der „Young Guns“ des neuen Jahrtausends werden – beide floppten bitterlich, wobei „Texas Rangers“ bei einem Budget von 38 Millionen Dollar noch nicht einmal eine davon an der Kasse einspielte.
Das Projekt war viele Jahre in der Mache, ursprünglich mal für Sam Peckinpah geplant, später federführend von John Milius betreut, der diverse frühe Drafts schrieb. Anstelle dieser Westernfans von echtem Schrot und Korn machte dann aber Steve Miner das Rennen, der nach vielversprechenden Anfängen im Horrorgenre zum Auftragsregisseur für Kino und TV wurde. Es geht um die Neugründung der Texas Rangers nach dem Sezessionskrieg, mit der man vor allem den erfahrenen Gunslinger Leander McNelly (Dylan McDermott) betraut. Der verlor Frau und Kinder während des Krieges an Banditen und ist auch jetzt schnell wieder einsatzbereit, wo Horden von Gesetzlosen Land und Vieh stehlen.
Ganz vorne dabei ist der Outlaw John King Fisher (Alfred Molina), der mit seiner Truppe ein Massaker an den Einwohnern eines Städtchens verübt, dessen einziger Überlebender Lincoln Rogers Dunnison (James Van Der Beek) ist. Der folgt den Banditen, findet aber nur Zerstörung vor und mit George Durham (Ashton Kutcher) einen weiteren Überlebenden einer weiteren Bluttat. „Texas Rangers“ ist ein Jungstarvehikel: Obwohl Leander und Lincoln mehr oder weniger gleich viel Screentime besitzen, Leander eigentlich sogar die zentrale Figur des Mainplot ist, so schenkt das Marketing den jüngeren Darstellern wesentlich mehr Aufmerksamkeit, in den Credits werden sie früher genannt usw.

Lincoln und George schließen sich Leanders Truppe an, die von erfahrenen Revolverhelden wie Sergeant John Armstrong (Robert Patrick) und Frank Bones (Randy Travis) bis hin zu Greenhorns jede Menge unterschiedlicher Typen umfasst. Doch bei ihrer Jagd müssen sie erfahren, dass Fisher ebenso brutal wie gerissen ist…
Milius äußerte sich nach seinem Rauswurf sehr ungehalten über Produzent Harvey Weinstein, nicht umsonst oft Harvey Scissorhands genannt, und auch Miner hatte wohl nur unwesentlich mehr Glück: Gerüchteweise war die ursprüngliche Version des Films 110 Minuten lang, die veröffentlichte Fassung läuft knappe 90 Minuten – und wirkt auch so als habe man massiv daran rumgekürzt. So ist „Texas Rangers“ ein Film, der lauter Dinge halb, aber kaum eines davon richtig erzählt. Der Wettstreit von Lincoln und George um die Ranchertochter Caroline Dukes (Rachael Leigh Cook), die tödliche Krankheit Leanders, der aufkeimende Respekt des knarzigen, vorurteilsbelasteten Armstrong vor dem schwarzen Texas Ranger Randolph Douglas Scipio (Usher Raymond) – all das passiert nebenbei, wird aber nie genug vertieft. Ganz besonders stark fällt dies auf, wenn in einer Szene angedeutet wird, dass sich Fisher mit einem schurkischen General verbündet hat (der eventuell sogar sein Boss ist), der General danach aber nie wieder im Film auftaucht.

Dürftig kommt dagegen der Mainplot daher, für dessen Entwicklung bei so vielen in der Landschaft herumstehenden Subplotstümpfen keine richtige Zeit war. Also wird Lincoln vom Neuling, der noch nicht einmal einen Colt halten kann, zum Gunslinger, beim Ausbilden und gemeinsamen Reiten wächst die Truppe zusammen, die erste Attacke der Rangers auf Fisher ist ein Fiasko, aber nach etwas Erholung bekommt man im Showdown eine zweite Chance. Sonderlich spannend ist das alles in seinem handelsüblichen Ablauf nicht, zumal der Film zwar viele markante Gesichter einführt, diese aber selten so gut zeichnet, dass man sich für sie interessiert oder ihr Ableben fürchtet – zumal eh meist gesichtslose Statisten ins Gras beißen.
Einzig in der Ruppigkeit des Films merkt man noch etwas von dem, was Milius und Co. ursprünglich mit dem Stoff vorhatten: Die Banditen löschen ganze Dörfer aus, Gefangene werden von beiden Parteien gerichtet und Frauen werden mit eindeutigen Absichten entführt – von letzterem wird angesichts des Ratings nicht gezeigt, aber der Film ist da schon recht klar. Manchmal kommt auch staubige Westernatmosphäre auf, trotz des eher cleanen Looks, denn Ausstatter und Locationscouts haben ihre Arbeit gründlich gemacht.

Dass „Texas Rangers“ in der Ursprungsfassung vermutlich nicht nur länger, sondern auch härter war, merkt man den Actionszenen an. Immer wieder wirkt es so, als hätten gewisse Tode gar nicht offscreen stattfinden sollen, fielen dann aber den PG-13-Bemühungen Studios zum Opfer. Es gibt drei größere Set Pieces: Ein erster Kampf gegen eine kleinere Banditentruppe, der missglückte Überfall und schließlich das Finale, wobei letzteres überraschend schnell vorbei ist, zumindest gemessen an der Größe der Outlaw-Horde. Immerhin sind die Shoot-Outs recht gelungen inszeniert, trotz gelegentlichen Übersichtsverlusts, und bieten launige Westernaction, aber nicht genug davon, um den Film zu tragen. Ein paar nette Pferdestunts dabei, die zentrale Rolle eines MGs in mehreren Schießereien erinnert an Westernklassiker wie „Für eine Handvoll Dollar“ und „The Wild Bunch“.
Dass die Produzenten auf angesagte Jungstars setzen wollten, ist bei alledem allerdings nicht die schlaueste Sache. So setzt unter den Youngstern ausgerechnet derjenige die meisten Akzente, von dem man es am wenigsten erwartet hätte: Popstar Usher Raymond als schwarzer Ranger auf der Suche nach Anerkennung. James Van Der Beek bewegt sich im Bereich von Okay, Ashton Kutcher spielt seinen gewohnten Stiefel vom liebenswerten wie einfach gestrickten Typen nebenan herunter (und hat das schon mal besser gemacht) und die Nennung von Rachael Leigh Cook als zweite auf der Besetzungsliste wirkt wie Hohn, denn ihre Nebenrolle hat kaum Screentime und ist beinahe unwichtig für den Film. Da hat selbst Leonor Varela als Zirkusartistin und Kidnapping-Opfer mehr zu tun. Tadellos dagegen ist die alte Garde: Dylan McDermott als verbitterter Held, der seine Ideale aufgegeben hat und Mord rechtfertigt, liefert eine starke Leistung ab, während man Robert Patrick und Randy Travis die altgedienten Revolverhelden sofort abkauft. Tom Skerritt ist in einer eher vergessenswerten Nebenrolle zu sehen, Alfred Molina ist als Schurke abgebrüht und eiskalt, kann aber nicht immer dagegen anspielen, dass seine Rolle ein ziemlicher eindimensionaler Räuber und Schlagetot bleibt, der sich einfach nur bereichern will und sonst kaum Eigenschaften hat.

Dass sich das Publikum gegen „Texas Rangers“ entschied, ist letzten Endes nicht so schwer nachzuvollziehen: Zwar machen die Schießereien trotz teilweise merklicher PG-13-Schnitte durchaus Laune, Teile des Casts sind ziemlich gut und solide gefilmt ist das Ganze auch, doch der Film krankt an seinem mauen Script und der Tatsache, dass man die Querelen hinter den Kulissen merkt. Viel zu viele Plotstränge werden nur angerissen, aber nicht wirklich thematisiert oder zu Ende gebracht, der Mainplot ist simpel und einfallslos, Spannung kommt keine auf – und es gibt nicht genug Westernaction, um das dann auszubügeln.

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