Hier geht es im Groben um den harten Alltag der Vertreter: Sie lügen und umgarnen die Kunden schon am Telefon, nur um ihr Produkt an den Mann zu bringen. Doch hinter der Fassade treibt sie ein harter Konkurrenzkampf an: Die erfolgreichsten Vertreter werden bevorteilt, während die am anderen Ende stehenden um ihre Existenz bangen müssen. Als am Arbeitsplatz des gealterten Shelley Levene (Jack Lemmon) der über-kapitalistische Blake (Alec Baldwin) einen Wettkampf ausruft, bei dem die schlecht Abschneidenden gefeuert werden, tritt genau jene Situation ein. Einen Ausweg aus dieser Gefahr stellen die wertvollen Glengarry Adressen dar, die viel Gewinn bringen können, aber eigentlich den Rang-niederen Vertretern vorenthalten werden.
Man merkt dem Film schnell an, dass er eigentlich ein Schauspiel auf die Leinwand bringen möchte, denn viel Substanz birgt er nicht. Ganz im Gegenteil besteht er beinahe nur aus Dialogen. Diese sind aber wenigstens exquisit ausgearbeitet und unterhalten wirklich gut. Ein Garant hierfür ist natürlich auch die ausführende Darstellerriege. Wenn man Namen wie Al Pacino, Jack Lemmon, Alec Baldwin oder Ed Harris hört, klingt das durchaus beeindruckend. Glücklicherweise bleibt es jedoch nicht beim bloßen Vorhandensein dieser Darsteller, denn die Qualitäten, die man mit ihnen in Verbindung bringt, zeichnen sich auch hier ab. Besonders gut kommen Jack Lemmon und Al Pacion rüber. Einige sind sogar der Meinung, Pacino würde hier seine beste Performance überhaupt abliefern, doch bei Filmen wie "Scarface" oder "Der Pate" kann man sich natürlich streiten. Jack Lemmon hingegen brilliert unbestreitbar und übt auf den Zuschauer mit seinem superben Mimenspiel ein noch größere Faszination aus als Pacino. Und das will was heißen.
Wenn einem nur die Substanzlosigkeit des Films auffällt, wird einem freilich die Frage nach dem Sinn des Ganzen kommen. Eine richtige Pointe - wie bei vielen Theaterstücken gern gesehen - bleibt leider aus. Zu loben ist aber die tiefsinnige Reflexion auf die amerikanische Gesellschaft. Denn der harte Kampf ums Überleben im Business sowie das Reicherwerden der Reichen wird anhand simpler Beispiele dargestellt. Levene verkörpert das Humane, das Menschliche, steht aber am falschen Ende der Nahrungskette. So wirkt er im Laufe des Films immer verzweifelter. Der beste Kontrast zu ihm ist - wie ich finde - der von Alec Baldwin gespielte Blake, an seinem Arm eine Uhr tragend, die mehr wert ist als ein netter Sportwagen. Dabei lästert er auch noch über Themen wie Familie ab und steht trotzdem oder vielleicht auch gerade wegen seiner harten Art voll im Saft. So tritt an die ausbleibende Pointe doch eher ein dezent depressives Gefühl, so etwa in der Art von "Die Welt ist ja so schlecht" oder so.
Überhaupt kratzt der Film mit teilweise melancholisch angehauchten Stimmungen dezent am Film-Noir, bleibt letzten Endes jedoch in einem zu nüchternen Stil stecken. Was will man bei einer solchen Fülle an Dialogen auch großartig auf den Putz hauen? Die Musik ist leicht verträumt, spielt also der Melancholie zu, wirkt aber auch etwas karg.
Im Endeffekt bleibt "Glengarry Glen Ross" weit hinter den Möglichkeiten: Brillante Darsteller, die interessante Figuren spielen, sowie exzellente Dialoge überwiegen die substanzlose Story und den trockenen Stil leider nicht ausreichend, um den Film in Hitregionen zu drängen. Die tiefsinnige Reflexion der harten Arbeitswelt geht leider auch unter.