1970 nahm sich Grindhouse des klassischen Bonnie & Clyde-Stoffes an - mit dem einen Unterschied, dass hier gleich zwei Pärchen auf Raubzug ausgehen. Irgendwann fallen die Vier einer zornigen, weil abgelinkten Mexikanerbande in die Hände, wobei eine alte Autowerkstatt zum verhängnisvollen Ort für allerhand psychische wie physische Tortur und andere Erniedrigungen wird...
Spätestens ab der zweite Hälfte wirkt "Street Gang" (OT) nicht nur, als ob man die Filmrollen, sondern auch den kompletten Film ausgetauscht hätte: Was zunächst noch als höchst banale Räuberpistole beginnt, entwickelt sich im Laufe der Zeit zum kernigen Geiselnahme-Psycho-Reißer, der sich durchaus in ansehnliche "Last House on the Left"-Härten schraubt. Ob man dieses B-Movie deshalb gleich auf die deutsche Verbotsliste hätte setzen müssen, ist einmal mehr wie fraglich.
Vor allem, weil der Streifen zunächst als fast schon albernes Gangsterfilmchen startet. Schon frühzeititg bleibt die Handlung völlig auf der Strecke, weil die Vier nur mit dem Oldtimer durch die Gegend gurken, um einen Raubzug nach dem anderen zu planen. Damit der Film auch ja den Sprung ins Erwachsenenprogramm schafft, wird noch ein wenig gevögelt und im verruchten Club gestrippt. Später wurden sogar noch zusätzliche HC-Szenen eingebaut, wobei mir eine 84-minütige, pornofreie Fassung vorlag.
Welche seltsamen Ambitionen Regisseur Van Guylder dazu veranlasst hatten, den abrupten wie wohltuenden Stilwechsel wie weiter oben genannnt zu vollziehen, bleiben wohl für immer im Verborgenen. Aus der eher albernen wie langweiligen Gangsterposse wird jedoch ein wahres Fest für den erwachsenen Exploitationfan, wenngleich auch in Sachen Sets und Kostüme ein erheblicher Aufwand für diese Art von Film betrieben wurde.
Fazit: Überaus würdiger Vertreter des Historien- und Kostüm-Sexkinos. Ist die erste Hälfe eher flau, so rockt die Zweite richtig schön. Weil der Gesamteindruck passt: 7 von 10 Punkten.