Review

Van Damme wieder in New Orleans…23.06.2008

Kürzlich habe ich van Dammes neuesten Streich „Shepherd“ gesehen und war zweigespalten. Einen fetten Actionfilm hatte ich erwartet, aber bekam nur den üblichen Ostblockschmarrn serviert, zwar immer noch besser als alles andere von den Kollegen Seagal und Snipes – der ja bald neue Folgen von „Hinter Gittern“ drehen wird, aber dennoch enttäuschend, weil nur halbgar inszeniert. Um den Polizeifilm „Until Death“ hatte ich einen Bogen gemacht, denn es mag zwar sein, daß van Damme ganz ordentlich schauspielern kann, aber das möchte ich an sich nicht sehen. Doch unlängst fiel mir der Film für einen Euro in die Hände, auf der ofdb kommt er ja auch nicht schlecht weg, also gut, mitnehmen, wird schon nicht so schlecht sein, obwohl ich den Vorläuferfilm des Regisseurs, „Second in Command“, ziemlich mies fand. Und siehe da, Überraschung, der Film ist tatsächlich ordentlich gemacht!

Van Damme spielt den Drogenfahnder Stowe, der natürlich selbst auch gerne mal ein wenig Heroin spritzt, seine Polizeikumpel hinhängt, fremdgeht, säuft, ein rechter Polizist nach unserem Gusto. Dennoch hat der Mann ein Ziel, und zwar seinen Expartner Callahan, der nun als Drogenbaron New Orleans beherrscht. Stowe kommt dem Mann nah, aber leider nur, um sich eine Kugel in den Kopf zu fangen. Das kann man überleben, liegt aber eine Weile im Koma…und danach muß man vieles wieder neu erlernen. Wundersamerweise aber wandelt sich Stowe, wird gar zum netten Kerl, da hat so eine Verletzung auch ihr Gutes. Doch allein vom Saulus zum Paulus zu werden reicht nicht, denn Callahan ist ja auch noch da, und gemäß dem ehernen Gesetz des Actionfilms ist er jetzt da, der Anlaß für Vergeltung, zudem Callahan auch noch Stowes Ehefrau als Geisel nimmt. Und so stehen sich die Kontrahenten in einer Lagerhalle gegenüber, bis zur letzten Kugel…

Überall war zu lesen, daß van Damme das Schauspielen gelernt haben soll. Toll, sage ich da, dafür wird der Mann auch bezahlt! Was wäre denn, wenn der Friseur nach vielen Jahren jetzt endlich das Haareschneiden gelernt hat…oder der Metzger das Schlachten…da gäbe es großes Geschrei! Doch der Vergleich hinkt, das muß ich zugeben…finde aber nicht, daß man nun applaudieren soll, nur weil van Damme endlich seinem Beruf nachgeht. Das allerdings sieht hier ordentlich aus, und auch sein französischer Akzent paßt prima zu seiner Rolle als Cop in New Orleans. Im Mittelteil des Streifens lahmt es ein wenig, das ist ähnlich wie bei Seagal in „Hard to kill“, und auch die Versöhnung mit der Ehefrau wirkt ein wenig aufgesetzt. Die Actionszenen sind gut gemacht, es herrscht der Realismus, und blutig geht es auch zu. Insgesamt ein ordentlicher Polizeifilm, und gerade deswegen wundert mich nachträglich das schwache Werk „Shepherd“, denn der eingeschlagene Weg schien ein richtiger zu sein… 7/10.

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