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Jean-Claude Van Damme scheint wie eine Flasche Wein zu sein. Je älter, desto besser!

Anthony Stowe ist ein drogenabhänger Cop vom Rauschgiftdezernat in New Orleans. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinen ehemaligen Partner Callahan (Stephen Rea, der zu kurz kommt) hinter Schloss und Riegel zu bringen, der jetzt im großen Stil ins Drogengeschäft eingestiegen ist. Callahan jedoch verschafft Stowe ein sechsmonatiges Koma. Wieder erwacht, kennt Stowe nur noch ein Ziel ...

Jean-Claude Van Damme beweist erneut, dass er seinen direkten Konkurrenten Seagal und Lundgren einen ganzen Schritt voraus ist! In diesem knallharten Actiondrama verlässt er sich nicht nur auf Action. Es gibt kein Karate-Gegrätsche und keine dicken Explosionen. Van Damme macht tatsächlich auf Schauspieler! Schon seine Leistung in "Wake of Death" war ordentlich. Nun packt der Belgier noch eine Schippe drauf! Das abgehalfterte Arschloch vom Dienst, das sich nach dem Koma von seiner besseren Seite zu zeigen versucht, nimmt man ihm ohne Weiteres ab. Natürlich wird Van Damme nicht jünger. Das sieht man vor allem in seinem Gesicht. Körperlich ist der Mann aber noch immer fit wie ein Turnschuh!

Nun ist es aber nicht so, dass "Until Death" keine Action zu bieten hätte. Ganz im Gegenteil. Im ersten Drittel und im ziemlich ausgibigen Finale setzt Regisseur Simon Fellows auf blutige, stilsicher inszenierte und realistische Shootouts. Diese Szenen bleiben allesamt übersichtlich. Kein Kameragewackel, keine hippen Michael-Bay-Schnitttechniken.

Schon Fellows' "Second in Command" konnte überzeugen. Der Direct-to-Video-Filmer hat seit dem viel dazugelernt. In Sachen Spannungsaufbau gibt es hier nichts mehr auszusetzen. Die Drama-Elemente, die sich durch den gesamten Thriller ziehen und besonders das zweite Drittel bestimmen, mögen das Tempo leicht drosseln, jedoch geben sie Van Damme die Möglichkeit, erfolgreich gegen sein Image als talentloser Karate-Superman anzuspielen.

Erfreulicherweise wurde "Until Death" tatsächlich in New Orleans gedreht und nicht in Rumänien. Das erspart dem Zuschauer ärgerliche Tricks, wie die Projektion der Skyline einer x-beliebigen Metrople hinter billige osteuropäische Bruchbuden (siehe Seagals "The Foreigner").

Eigentlich kann man ganz froh sein, dass Van Damme wohl kein Kinoerfolg mehr zugetraut wird. So darf man den in Würde gealterten Haudegen wenigstens in solch kompromissloser Actionkost bewundern, für die er immer stand. Es wäre für mich unvorstellbar, ihn zukünftig vielleicht in zurechtgestutzter PG-13-Dutzendware sehen zu müssen, wie sie zur Zeit in den Lichtspielhäusern zu finden ist.

"Until Death" gehört zum Besten, was der Belgier im Laufe seiner Karriere abgeliefert hat und reiht sich in meiner Wertung ganz knapp hinter dem minimal spannenderen "Wake of Death" ein.
8/10 Punkten
, mit deutlicher Tendenz nach oben!

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