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Die Zutaten für einen Disney-Zeichentrickfilm sind wohl hinlänglich bekannt. Die große, wahre Liebe, der allerdings noch ein paar Hindernisse im Weg stehen, bunte Farben, turbulente, aber kindgerechte Action, lustige und putzige Nebenfiguren sowie viel pathetischer Gesang.
Auch „Pocahontas“ hat diese Eigenschaften, doch kommt er trotzdem für einen Disney-Film ungewöhnlich ernst daher. Plötzlich stehen Rassismus und kriegerische Machtgier im Zentrum des Geschehens, und die Liebesgeschichte nimmt auch nicht wirklich ein glückliches Ende.
Aber bleiben wir erst mal bei den klassischen Klischees: Der männliche Held des Films mit dem Allerweltsnamen John Smith, wird noch vor dem Vorspann als blonder, blauäugiger Wunderknabe eingeführt, der mal eben in einem tosenden Unwetter einen über Bord Gegangenen aus den Fluten rettet. Er ist groß, stark, einfach nur toll – und wird von Mel Gibson gesprochen. Unterwegs ist das Schiff in die neue Welt, wo Gouverneur Ratcliffe – noch ein Klischee: der fette, schmierige, gierige Bösewicht - viel Gold zu finden hofft. John Smith ist hingegen nur auf das Abenteuer aus, unentdeckte Länder zu ergründen und dabei vielleicht noch ein paar „Wilde“ zu erledigen. Stattdessen verliebt er sich jedoch in Pocahontas, eine eben jener Wilden, die noch vollkommen im Einklang mit der Natur leben und von Gold noch nie etwas gehört haben, und entdeckt völlig neue Facetten des Lebens.
Währenddessen türmen sich aber um die beiden herum gewaltige Konflikte zwischen den Weißen und den Indianern auf, die hier interessanterweise in ihrer Fremdenfeindlichkeit völlig gleich gezeichnet sind. Zwar hat der Gouverneur in seiner abstoßenden Art die wenigsten Sympathiepunkte zu verbuchen, doch auch die Indianer glauben in keinem Moment an eine friedfertige Lösung und trommeln bereits die Nachbarstämme für die große Schlacht zusammen. Überdeutlich wird dies in einer jener Gesangseinlagen, als beide Gruppen sich gleichzeitig auf die Schlacht vorbereiten – übrigens auch zeichnerisch einer der Höhepunkte des Films - und in Gegenschnitten jeweils ihre Gegner als Wilde bezeichnen. Die Liebe zwischen Pocahontas und John stößt deswegen natürlich bei beiden Parteien auf Ablehnung, weswegen es durch einen unglücklichen Zufall sogar zum Tod eines eifersüchtigen Indianers kommt, auch wenn dieser aufgrund der Zielgruppe befremdlich blutleer dargestellt wird.
Dementsprechend bleibt die Schlacht selbst dann natürlich aufgrund der pazifistischen Botschaft, die der Film vermitteln will, aus, doch trotzdem ist das Ende nicht so zuckersüß, wie man es eigentlich erwartet, da John angeschossen wird und nach England zurückkehren muss um nicht zu sterben, die beiden Liebenden werden getrennt. Eine gewisse Tragik ist nicht zu leugnen und der kommerzielle Misserfolg an der Kinokasse gar nicht mal so überraschend, wenn man bedenkt, was das Klientel sonst erwartet.
Also, gar nicht mal schlecht, trotzdem sind kitschige Szenen in diesem Film unvermeidlich. Und ohne den vielen Gesang wäre er wohl noch um einiges besser.

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