Review

Die Aardman-Studios haben einen harten Schlag hinnehmen müssen und damit ist nicht der Großbrand gemeint, der die meisten Requisiten der Wallace-and-Gromit-Ära dahingerafft ist.
Gemeint ist „Flutsch und weg“, der wohl zu den kostspieligsten Flops des Kinojahres zählt und das in irritierender Art und Weise.

Der Film markiert nämlich Aardmans Abkehr von der Plastilinvergangenheit hin zur state-of-the-art-PC-Animation, wenn auch mit den alten W+G-Gesichtszügen, was die Figuren angeht.
War schon „Curse of the Were-Rabbit“ ein „Underperformer“ in den USA, so zählen die gut 60 Millionen Dollar, die „Flutsch und weg“ gemacht hat zu den Flops des Jahres, denn gekostet hat die Animationszauberei lockere 150 davon.

Und das ist wesentlich trauriger, weil es sich um einen ausgesprochen guten und unterhaltsamen Film handelt – bei einem Flop könnte man das besser verdauen.

Sicherlich wird hier kein absolutes Neuland betreten, was den Animationsfilm betrifft, das bleibt weiterhin Pixar überlassen, aber es ist keine Schande, eine Fish-out-of-Water-Geschichte einer Ratte zu erzählen, die in der Kanalisation zwar jede Menge Dreck und Ärger abbekommt, aber erfolgreich die durch Luxus verdrängte Einsamkeit bekämpft.

Familie ist besser als Ledigsein und ein gutes Leben kann sehr langweilig sein, das ist es dann auch schon mit der Botschaft, der Rest ist Aardman pur und das bedeutet, das reichlich aufs Tempo gedrückt wird.

In Ratropolis hat nämlich die führende Kröte verbrecherischer Natur einen perfiden Plan, mit den Nagetieren abzurechnen, nur leider fehlt es an einem bestimmten Kabel, das sich zufällig im Besitz von Roddys neuer Begleitung Rita befindet.
Das ergibt unter dem Strich eine verdammt flotte und endlose Verfolgungsjagd im besten Bond-Style, ergänzt durch einigen Slapstick, ein paar Guy-Ritchie-Anleihen und einige Pink-Panther-Motive.

Es setzt also reihenweise Filmverweise (im Kühlschrank befindet sich z.B. eine eingefrorene Ratte in den Klamotten von Han Solo) und ähnliche In-Jokes und der typische Aardman-Humor kommt auch nicht zu kurz.
Absoluter Blickfänger sind natürlich die Nacktschnecken mit den Stielaugen, die nicht nur wunderbar kreischen können, sondern sich im Verlauf des Films auch als veritable Begleitsänger entpuppen. Sicherlich die publikumswirksamsten Geschöpfe des ganzen Werks.

Der Ton ist ferner generell sympathisch und die französischen Ninja-Frösche sowie die tumben Handlanger-Ratten sind so wacky, das man gar nicht bemerkt, wie schnell die 80 Minuten verfliegen.

Sicherlich keine typische US-Ware, denn rund um das Geschehen ist ausgerechnet das WM-Finale im Fußball zwischen England und Deutschland gruppiert (und England führt 4:2 zur Halbzeit!!!!) und auch sonst ist der Tonfall eher britischer Natur, so dass der Film kaum als reine Kinderware verkauft werden kann, obwohl die Story auch für jüngere Semester ohne Probleme verständlich bleibt. (Den Schlußgag allerdings wissen wirklich nur deutsche Zuschauer zu schätzen!).

Insgesamt ein unterhaltsamer und flotter und vor allem niemals langweiliger Film, der einem einen schönen Abend machen und mit soviel Detailreichtum in der Animation begeistert, das es mit einmaligem Ansehen wahrhaft nicht getan ist. (7,5/10).

Details
Ähnliche Filme