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Woran erinnert uns denn bloß diese markante Art der Animationsfiguren? Ach ja, richtig, Wallace und Gromit, die Knetfiguren aus dem Hause Aardman.
Die haben sich nämlich ein weiteres Mal mit Dreamworks zusammengetan und die Ausarbeitung vollends in die Hände der Digitalkünstler gegeben. Also weg vom aufwendigen Stop-Motion Verfahren und hin zum glatt polierten Computerspektakel.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht (allerdings selten still) der Mäuserich Roddy, der ein zufriedenes aber einsames Dasein als Haustier einer Upper Class -Familie in Kensington führt. Eines Tages gerät er durch die Toilettenspülung in die unterirdische Parallelwelt der Ratten, „Ratropolis“, die schon bald dem machthungrigem Treiben einer aufgeblasenen Kröte zum Opfer fallen soll. Maus Roddy und die unfreiwillig hinzugewonnene Freundin Maus Rita wollen das verhindern.

Verläuft der Beginn in der Villa noch ein wenig schwerfällig, wird spätestens mit dem Spülen in die Kanalisation gewissermaßen ein Strudel an Bewegung und hohem Erzähltempo ausgelöst, nachdem man noch kurz die Konkurrenz von Pixar in Form eines Regenbogenfischchens grüßt.
Unser Held ist ein regelrechter Tollpatsch, er vernichtet mit nur einer falschen Bewegung die halbe Schatzsammlung des Schurken (weshalb der auch entsprechend sauer reagiert), richtet fast den kompletten Kutter seiner neuen Weggefährtin Rita zugrunde und ist auch sonst ein bemitleidenswerter Pechvogel, der kein Fettnäpfchen auslässt.

Also, viel Slapstick, viel Klamauk, ein überaus rasantes Tempo und für die ganz kleinen Zuschauer mitunter ein paar zu heftige Dialoge „Mein Hintern sieht aus wie die japanische Flagge“.
Es geht heiß her, da gibt es eine Verfolgungsjagd mit Motorbooten (umfunktionierte Haushaltsmixer), einen Fallschirmflug über Kensington mit anschließender Landung durch den Kamin, Frösche, die kämpfen wollen, jedoch ihrer langen Zunge selbst im Weg stehen und nicht zu vergessen, läuft im Fernsehen die Fußball-WM, Highlight: Deutschland gegen England, welches natürlich durch Elfmeterschießen entschieden wird.
Dazu ein fantasievoll eingesetzter Kran mit schnell beweglicher Hand auf dem Kutter, vielen weiteren Verfolgungen, Vereisungen für die Ewigkeit, ein scheinbar wertvoller Rubin und ein wichtiges Stromkabel, das als Gürtel missbraucht wird.
Außerdem erfährt man, welches Haustier Prinz Charles als Kind hatte, - zumindest könnte man es ihm fortan unterstellen.

Und unser Held Roddy bekommt immer wieder heftig einen auf den Sack, spätestens, wenn er einen langen Sturz über mehrere Metallstangen hinlegt, mit jeweiliger Zwischenstation breitbeinig auf jeder festgenudelt.
Aber in der nächsten Einstellung sind keine Blessuren mehr zu sehen, - die altbekannte „Tom & Jerry“ Gewaltdarstellung.

Jedoch, bei dem hohem Tempo vergisst man leider ein wenig die Charakterzeichnung, so richtig Mitfiebern kann man mit den Helden nicht, Sympathieträger sind einmal mehr die Randfiguren: Zum einen die große Albinoratte Whitey, ein Helfer der bösen Kröte, aber mit einem durchweg lieben Gesichtsausdruck und der hervorragend brummeligen Stimme von Frank Glaubrecht (Pierce Brosnan, „John Sinclair“ in der Neuauflage der Hörspielreihe) ausgestattet.
Den Höhepunkt in Sachen Humor setzen jedoch die Nacktschnecken, die mal vereinzelt, mal in einer großen Gruppe immer wieder auftauchen und das Geschehen stets mit dem passenden Song untermalen oder einfach nur ein paar niedliche Tönchen von sich geben.

Die Animation von Dreamworks ist, wie erwartet, erstklassig ausgefallen, die Landschaften detailverliebt ausgestattet, die Bewegungen verlaufen flüssig und besonders schwer zu animierende Elemente wie Wasser, wovon hier reichlich zu sehen ist, bekommen eine sehr realitätsnahe Visualisierung.
Einziges Manko sind die Gesichter der Figuren, hier fehlt es ein wenig an feinen Nuancen, die mit dem Stop-Motion Verfahren garantiert besser gelungen wären (schon allein, weil jeder Arbeitsschritt viel zeitaufwendiger ist, weshalb man auch eher auf kleinste Details achtet).

Der Soundtrack liefert eine gelungene (und glücklicherweise nie nervende) Auswahl an Songs, angefangen von „Dancing with myself“ in der Version von Billy Idol bishin zu „What´s new, Pussycat“ von Tom Jones.

Bei der deutschen Synchro gibt es nicht allzu viel zu bemängeln, allenfalls Ralf Bauer, der unserem Helden Roddy nicht immer den Elan verleiht, den seine Figur eigentlich an den Tag legt. Die übrigen Stimmen fallen nicht negativ auf, positiv jedoch Franz-Otto Schenk als französischer „Le Frosch“ und Andreas Fröhlich als Ratte Spike.

Ansonsten ist „Flutsch und weg“ ein sehr kurzweiliger, überwiegend turbulenter Film, denn hier ist der Titel Programm.
Die Story setzt zwar auf ein überaus altbewährtes Muster, - Sonderling findet in fremder Welt seine Liebe, muss diese aus den Fängen des Bösen retten und auch gleich die ganze Bevölkerung dazu – aber das macht durchaus Spaß, bringt hin und wieder ein paar kleine Lacher und im Endeffekt gute Laune.
Vielleicht nicht der beste Beitrag des Animationsfilmjahres, aber ein recht sehenswerter.
7 von 10

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