Review

Olala, aus welcher Kiste ist denn dieser Spuk gefahren?

Ich kann problemlos zugeben, bis vor einem Monat an so etwas wie „The House on Skull Mountain“ immer großräumig vorbeigefahren zu sein, denn erst da hab ich seine Existenz überhaupt bemerkt.
Schrott oder Schnarcher waren die besten Optionen, aber manchmal überrascht ja auch ein Billigstreifen durch eine ausgefeilte Ästhetik.

Hier allerdings kommt tatsächlich etwas Ungewöhnliches daher: einen Blacksploiter-Horrorfilm, wie es ihn neben „Sugar Hill“ und den üblichen schwarzen Epigonen (Blackenstein, Blacula, Abby) eher selten gegeben hat. Während „Sugar Hill“ ja immerhin seinen Voodoo-Background noch mit Gangstern aufforstete, haben wir es bei „Skull Mountain“ mit einer 1A-Geistergeschichte mit Bodycount und Familienansammlung zu tun, die auch wie üblich ganz in Weiß ähnlich funktioniert hätte.

Alles beginnt damit, dass das Familienoberhaupt Pauline sich von ihren Lieben…bzw lieben Angestellten verabschiedet und dann auch tunlichst verscheidet. Alle übrigen in Sippenhaftung sind Nichten und Neffen und werden erst per Brief informiert, dass es in der Nachfolge zumindest einen netten Landsitz zu erben gibt, wenn man die kurvenreiche Auffahrt auf den Skull Mountain überleben sollte. Besagter Berg sieht übrigens wirklich zum Teil wie ein Totenschädel, wie uns mehrfach ein eingeblendetes Matte Painting beweist, über dem es übrigens stetig kracht und blitzt, während oben im Haus stets bestes Wetter herrscht.

Nacheinander juckeln nun vier Personen in den Schutz des Hauses, die alle zur Family gehören, sich aber noch nie gesehen haben: da wäre die eher schreckhaft veranlagte Harriet, die dem Sensenmann schon im Flieger begegnet (und das überlebt); dann ist da die patente Lorena, die man ohne Schwierigkeiten sofort als „final girl“ ausmachen kann; als Nächstes haben wir (und hier haben die Macher wohl ein wenig zu oft „The Haunting“ gesehen) den „ultimate stylish smooth talkin‘ black man“ in Gestalt von Phillippe, keine Ahnung aber große Schnauze, immer auf dem Sprung, mit der Chose ein paar big Bucks zu machen, damit man demnächst in der Disco die nächste Maus aufreißen kann. Und dann natürlich die "Bombe Surprise", denn als Viertes steht Dr. Andrew Cunningham in der Tür und der ist eindeutig weiß wie stabiles Bettlaken!
Wieso Cunningham nun zur Familie zählt und wer da damals mit wem gepoppt hat anno 19.Jahrhundert wird übrigens nie so ganz schlüssig aufgeklärt, sorgt aber für fleißig Gesprächsstoff. Cunningham ist nicht nur gebildet, er hat auch seine sieben Sinne halbwegs zusammen und wird von Victor French verkörpert, den die meisten voll vorzugsweise aus den Landon-TV-Serien „Unsere kleine Farm“ und noch eher als vollbärtiger Helfer in „Ein Engel auf Erden“ kennen werden.

Aufgrund von seltsamen Terminproblemen müssen die vier also eine Woche in der Hütte ausharren, können aber gern mal in die umliegenden Dörfer tingeln, was Andrew und Lorena übrigens in kürzester Zeit zu einem längeren (und vermutlich latent romantisch gemeinten) Shopping Day in der nahen Großstadt (Atlanta) nutzen.
Gedreht ist das abgesehen von den „On Location“-Shoots meistens im 20th-Centfox-Backlot, weswegen die meisten Szenen so aussehen, wie sich ein Kenner eben einen „Mystery-TV-Movie“ aus den 70ern vorstellen muss.

Natürlich steckt hinter dem tödlichen Zinnober auch ein Bösewicht und dass man den praktisch von Anfang an einfach so vor die Nase gesetzt bekommt und weiß, wer es ist, nimmt einem möglichen Whodunit-Rätselspiel Marke Agatha Christie leider jegliche Basis. Das senkt dann auch enorm die Qualität und elimiert die meiste Spannung, denn man weiß ziemlich schnell, wer von den Beteiligten wohl bis zum Finale durchhalten wird.

Das alles ist weder furchtbar gruselig, noch furchtbar spektakulär. Tatsächlich beseitigt der Film sogar alle Figuren, die explizit so gezeichnet sind, wie sich Hollywood die typische „schwarze“ Lebensart dieser Phase wohl vorstellte und hält mit Lorena nur die Figur in der Hinterhand, deren Hautfarbe eigentlich keine Rolle bei der Figurenanlage spielt. Heraus kommt dabei ein nettes okkultes Kammerspiel, das man bedenkenlos jedem 12jährigen im Vorabendprogramm zeigen kann, Voodoorituale und wallende Nebel inbegriffen.
Hochnotpeinlich kommt heute nur noch Mike Evans‘ Auftritte als Vetter Phillippe rüber, der offenbar von Russ Tamblyns „Luke Sanderson“ aus „The Haunting“ inspiriert wurde und irgendwo zwischen kulturellen Klischees vom „black brother“ und „stylish pimp“ hängen geblieben ist. Jeder seiner Sätze ist eine Messerspitze Fremdschämen wert und er bewegt sich durch die Szenerie mit der Eleganz eines Elefanten im Porzellanladen. Er teilt mit Tamblyn sogar einzelne Themen, etwa durch schnellen Verkauf etwas Geld aus der Erbschaft zu machen.

Der Film kann man in passabler Qualität im Netz ausbuddeln und kommt sogar durch alle Akzente gut durch (bis auf Evans, für den braucht man Untertitel) und weil er so einen Spreizschritt zwischen den Genres macht, fand ich ihn eigentlich charmant, wenn auch harmlos. (5/10)

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