Rollentausch im Rollstuhl…17.08.2009
Deutsche Komödien und ich, wir sind keine Freunde. Wo andere im Kino schallend und lauthals lachen, sei es bei Bully Herbigs Ausstoß, den Sieben Zwergen, Filmen mit Mario Barth oder anderen Komikern, da kann ich im besten Fall einmal oder zweimal schmunzeln. Statt dessen langweile ich mich, lasse die Gedanken schweifen und ärgere mich insgeheim über die verschwendete Lebenszeit. Um aber der Wahrheit Raum zu lassen – dies geschieht in letzter Zeit auch bei amerikanischen Komödien, die irgendwie allesamt zu langatmig sind und echten Witz vermissen lassen. Ich habe noch die Trilogie der „Nackten Kanone“ zur Sichtung im Regal und bin gespannt, ob ich wenigstens da lachen kann…oder bin ich gar ein Griesgram, ein alter Meckersack geworden, den schon so gar nichts mehr erheitern kann? Diesem Vorwurf kann ich aber ein entschiedenes „Nein!“ entgegenhalten, denn gestern sah ich eine Komödie, sogar eine deutsche, und konnte mehrfach! lauthals lachen…ach, das man das noch erleben darf…
Es lag aber nicht an Til Schweiger, dessen Seagalsche Mimik für den Film bestens geeignet war, es lag auch nicht an Christoph Maria Herbst alleine, nein, es lag an der respektlosen Vorgehensweise, die so ganz und gar undeutsch anmutete, denn es wurden Witze gemacht über Behinderte und fette Kinder. Großartig, wenn so ein verwöhntes Balg nach Nutella schreit und Muttern nach Art des fürsorglichen alleinerziehenden Elternteils statt einem kräftigen „Maul halten“ lieber den umgehenden Erwerb eines neuen Glases Süßmasse in Aussicht stellt. Großartig, wenn der Satz „der Schäuble sitzt doch auch im Rollstuhl“ fällt…Applaus hätte es für den Zusatz „schenken wir ihm doch Weißwandreifen zu Weihnachten“ gegeben. Es geht also doch – und es geht vor allem auch ohne den typisch deutschen Kalauer, was an sich schon mal lobenswert ist.
Sicher ist die Geschichte rund um den Bauarbeiter Fred, der, um seine Liebste zu gewinnen, erst einmal das Herz des fetten Söhnchens erringen muß und dies mittels eines signierten Basketballs von Alba Berlin vorhat, nicht gerade neu. Und sicher ist der Film auch insgesamt zwanzig Minuten zu lang geraten, gerade im letzten Drittel merkt man das, wenn die Verwechslungssituationen immer mehr ausgereizt werden und noch ein vermeintlicher Zwillingsbruder ins Boot geholt wird. Und auch die parallel verlaufende Liebesgeschichte hätte man sich sparen können, denn diese ist absolut vorhersehbar und mit einem kitschigen Happy-End versehen. All dies wird aber mehr als aufgewogen durch die Randbedingungen – denn Fred muß, um den Ball zu schnappen, einen Rollstuhlfahrer mimen, der zwar dann auch erfolgreich ist, leider aber gezwungen wird, die Rolle als Rolli eine Woche durchzuhalten. Dies birgt feine Möglichkeiten auf Seitenhiebe in sich, die als Nadelstiche präzis gesetzt werden und auch Gegebenheiten in Pflegeeinrichtungen sarkastisch überhöht der Lächerlichkeit preisgeben. Insgesamt eine sehr undeutsche, leider aber zu lange Komödie, deren ernster Hintergrund sich nicht in billigen Witzchen über Behinderte verliert - 7/10.