Ich werde mich bemühen, nicht wie üblich in Lobpreisungen über Disney auszubrechen, was mir bei meinen Reviews über dessen Filme permanent passiert. Dieses Mal knöpfe ich mir „Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei“ vor. Der Film basiert auf den Kinderromanen einer gewissen Margery Sharp. Ihre Reihe „Miss Bianca“ wurde von Disney aufgegriffen und zu einem weiteren Meisterwerk verarbeitet. Es handelt sich um Nummer 23 der animierten Meisterwerke und ist dabei eines der überzeugendsten. Erschienen ist der Streifen 1977 und konnte schon damals das Publikum sowie Kritiker begeistern. Der Erfolg zeigte sich auch an den Kinokassen: „Bernard und Bianca“ war der bis dahin an einem Startwochende erfolgreichste animierte Film aller Zeiten und musste diesen Rekord erst 1986 an „Feivel – der Mausewanderer“ abgeben. Die Produktionskosten betrugen etwa 1,2 Millionen Dollar bei mittlerweile zu verzeichnenden Einnahmen von über 70 Millionen Dollar. Zum damaligen Zeitpunkt war dieser Erfolg bitter nötig. Zum einen, weil der ein oder andere Schuldendollar zurückgezahlt werden musste, zum anderen, weil der spätere „Taran und der Zauberkessel“ sowie „Das schwarze Loch“ ein gewaltiger Flop wurden.
Aber – und das sehen wir gerade in der heutigen Zeit sehr häufig – der finanzielle Erfolg eines Films ist kein obligatorischer Indikator für dessen Qualität. Betrachten wir also das Werk etwas näher und beginnen mit der Story. Alles beginnt in New York mit einem Treffen der Vereinten Nationen. Die Mäuse haben sich eine Parallelvereinigung aufgebaut, die ebenfalls Menschen (und Tieren) helfen will. Diese Vereinigung nennt sich „Rettungshilfsvereinigung“ und beinhaltet Mäuse aus aller Herren Länder. Unter anderem Miss Bianca, eine Maus aus Ungarn. Witzig ist übrigens, dass Biancas Heimatland deswegen Ungarn ist, weil die englische Synchronsprecherin Eva Gabor einen ungarischen Akzent besitzt. Beim neuesten Treffen wird die traurige Geschichte eines kleinen Waisenmädchens namens Penny aufgegriffen. Diese wurde offensichtlich entführt und konnte das verdeutlichen, indem sie eine Flaschenpost in den Sumpf wirft. Wie sich später herausstellt, wurde sie von Madame Medusa und ihrem Kumpanen Mr. Snoops entführt. Diese sind in den düster anmutenden Teufelssümpfen auf der Suche nach einem gewaltigen Diamanten und brauchen bei der Suche Pennys Hilfe. Der Auftrag wird der sehr willigen Bianca übergeben, die sich als Partner überraschenderweise den Hausmeister der Organisation aussucht. Bernard – so heißt er – ist zunächst ganz überrascht, übernimmt den Posten aber mit sehr viel Ehrgeiz. Die Rettung des Mädchens entwickelt sich zu einem großen Abenteuer für die beiden Mäuse.
Der Film ist wie viele andere Disneyfilme übersät mit phänomenalen Ideen, die den Fans das Herz höher schlagen lassen dürften. Das beginnt mit Bernards Triskaidekaphobie – der Angst vor der Zahl 13. Diese taucht über den Filmverauf immer wieder auf und kann Schmunzler beim Zuschauer hervorrufen. John Lounsbery, einer der großen alten Disneyproduzenten starb ironischerweise während der Produktion des Films an einem Freitag, den 13. Februar 1976. Daneben ragt die Idee um den Albatros Orville hervor, der übrigens von Harald Juhnke synchronisiert wurde. Nicht zuletzt muss das herzerwärmende Libellchen erwähnt werden. Die Liste könnte problemlos weitergeführt werden: Man denke an den genialen Altkater Rufus und so weiter und so fort. Zu den Ideen gehören natürlich auch die Charaktere. Wohl ist deren Ausarbeitung in der 4-jährigen Produktionszeit das entscheidende Qualitätskriterium des Filmes gewesen. Wir haben die Lady Bianca, die auch in problematischen Situationen ein kleiner Sonnenschein ist und mehr Abenteuer als Gefahr festzustellen vermag. Neben ihr der tollpatschig wirkende Bernard, der gleichzeitig sehr liebenswert ist und eine faszinierende Mischung aus Mut und Angsthasentum aufweisen kann. Die beiden ergänzen sich perfekt und verlieben sich im laufe des Filmes. Übrigens handelt es sich hier um einen der seltenen Disneyfilme, bei denen wir nicht von „Liebe auf den ersten Blick“ sprechen müssen, sondern bei denen sich die Zuneigung erst allmählich entwickelt.
Dafür haben wir einen sehr klassischen Bösewicht, nämlich Madame Medusa. Diese ist brutal hässlich und besitzt ein Herz aus Stein. Sie bringt es doch tatsächlich fertig, der sowieso traurigen Penny vorzuhalten, sie werde sowieso nie Adoptiveltern finden, weil sie dafür zu hässlich sei. Man könnte weitere böse Figuren nennen, wie ihren Helfer Mr. Snoops und ihre beiden Hauskrokodile (eine weitere amüsante Idee) Nero und Brutus. Meine Lieblingsszene ist übrigens die Orgelszene. Doch die weiteren genannten Bösewichte zeigen auch hin und wieder sympathische Züge. Es treten außerdem zahlreiche Nebencharaktere auf, wie eben Libellchen oder die betrunkene Sumpfmaus, die zu begeistern wissen und sehr liebevoll gestaltet wurden.
Die zeichnerische Qualität ist mir dabei nicht in’s Auge gestochen, spielt aber nach meiner Meinung auch keine so große Rolle. Die alten Disneyfilme haben das viel weniger nötig als die heutigen Animationsfilme.
Man merkt vielleicht: Auch von diesem Disney-Meisterwerk bin ich durchweg begeistert. Zwar gibt es eine Sache, die mir ein wenig affig vorkam – das völlig zweckfreie Feuerwerk von Mister Snoops – trotzdem schmälert das den Gesamteindruck nur sehr schwach. Auch die Musik konnte wie üblich überzeugen und das Hauptlied „Someone’s waiting for you“ wurde für den Oscar nominiert. Es fällt dabei auf, dass die meisten Lieder gar nicht von den Charakteren selbst gesungen werden, was ich als ungewöhnlich für einen Disneyfilm empfunden habe.
Fazit: „Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei“ ist ein weiteres geniales Meisterwerk von Disney, das von mir die volle Punktzahl erhält. Es handelt sich um Film Nummer 23 der langen Reihe. Er war im Jahre 1977 schon ein großer Erfolg und wurde von den Kritikern wie von mir in den Himmel gelobt. Die Charaktere, die Musik, die Spannung. Alles, was das Fanherz begehrt, war dabei. Da überrascht es nicht, dass es sich um den ersten Film von Disney handelt, der eine Fortsetzung nach sich gezogen hat. Ein zeitloser Film für die ganze Familie. Jetzt sind es doch Lobpreisungen geworden.10 Punkte von mir, ich kann nicht anders. Euer
Don