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Über 2 Jahre ließen die Produzenten „D-Tox“ in der Schublade verstauben, um ihn dann doch still und heimlich ins Kino zu bringen. Warum man den Film erst in Europa zeigte und später in den U.S.A. bleibt ungeklärt. Dafür reiht er sich aber problemlos in die Reihe von Stallonevehikeln wie „Driven“ und „Get Carter“ ein, die man ebenfalls wie einen guten Schinken etwas länger abhängen lies. Nur leider werden diese Exemplare dabei nicht schmackhafter.

Dieser Beitrag zur „Stallone will richtiger Schauspieler werden“ schwimmt im Fahrwasser von Genrekönigen wie „Sieben“ oder „Zum Küssen sind sie da“. Das der Film deren Qualitäten nicht erreicht liegt weniger an den Schauspielern, sondern am völlig verkorksten Drehbuch und Klischeecharakteren aus der Tiefkühltruhe. Nach dem Motto kurz in die Mikrowelle und fertig ist der Haufen von durchgeknallten, alkoholsüchtigen Polizisten, die alle so ihre Eigenarten haben.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht der FBI Agent Jake Malloy, der hinter einem wahnsinnigen Killer her ist, welcher bevorzugt Polizisten umbringt. Der Typ hat eine Stinkwut auf Mallow, da dieser ihn vor Jahren ins Handwerk pfuschte. Der geheimnisvolle Mörder ermordete damals den Abschaum der Straße, also Nutten, was Malloy aber zu verhindern versuchte. Klar, dass man sich gestört fühlt und daher auf Rache sinnt. Nachdem der mysteriöse Mann mit der verzerrten Fistelstimme bei einem Kollegen und Jakes Verlobter etwas „tiefer“ nachbohrte, ist für Mallow Schluß mit lustig und er ergibt sich, wie jeder tragische Held, dem totalen Suff (nach letztem misslungenem Einsatz), um sich auch noch fein säuberlich die Schlagadern aufzuschlitzen.
Zugegeben Sly kann hier stellenweise sogar recht überzeugend agieren, auch wenn er beim Kauf eines Eherings wie der leicht zurückgebliebene Rocky Balboa wirkt. Besonders in seiner kaputten Lethargie, dem Suff ergeben, nimmt man ihm den zerstörten und desillusionierten Agenten recht gut ab.

Hat man aber endlich die Exposition des Films überstanden wandelt sich der Film und wird zu einer Mischung aus „John Carpenter’s The Thing“, „Alien 3“ und ein paar Zutaten der sogenannten Teenieslasher. Mallow soll zusammen mit ein paar anderen Cops in einer weit abgelegenen Klinik, quasi eine Art Nordpolstation, sich selbst wiederfinden. Sein Vorgesetzer begleitet ihn dahin, um sich selbst ein paar Tage Urlaub zu gönnen. Der sich nun fortsetzende Nebenplot um seinen Chef (Hendricks) soll das Geschehen wohl etwas Aufheitern, ist aber eigentlich sehr überflüssig und dient nur dazu den Film auch ja auf 90 Minuten zu bekommen (Was man übrigens nicht ganz schaffte).

Im allerschönsten Schneetreiben, mitten in der klaustrophobischen und dunklen Station, werden nun kurz die Charaktere vorgestellt, die von der hübschen Ärztin, über einen aufgetakelten T1000 bis zu einem alten weißhaarigen Mountie reichen und sich alle paar Minuten wegen irgendwas in die Haare bekommen. Sogar für unsympathisches Personal war noch Platz. Trotz der Starriege um Sly ( Charles Dutton, Kirs Kristofferson, Tom Berenger, Robert Patrick) darf man aber hier nun kein glänzend gespieltes Loserdrama erwarten, sondern bekommt einen simplen „10 kleine Negerlein“ Plot vorgesetzt.

Denn schon bald sterben die ersten beiden Patienten durch Selbstmord (oder doch nicht?). Wobei Sly im übrigen schon ahnt was da im Busche ist und auch bald seine Bestätigung(wörtlich!!) bekommt. Sein alter Kumpel, der Killer, treibt sein Unwesen im Komplex und heilt einen Patienten nach dem anderen auf seine ganz eigene Weise.
Warum ausgebildete Bullen sich im weiteren Verlauf teilweise so überrumpeln lassen und wo so manche Leiche und Charakter im Laufe des Films bleiben, sollte man lieber nicht fragen. Mit der Logik hapert es nämlich öfters mal.

Nichts desto trotz ist die Atmosphäre, trotz der langweiligen Dialoge, ganz annehmbar, was vor allem an Sly liegt, der nun endlich wieder auftaut und auf Heldenformat anwachsen kann.
Weggewischt ist sein zerbrochener Gesichtsausdruck, denn der Beschützerinstinkt in ihm wird wach. Da wird einem warm ums Herz....
Als Fluchtversuche von der Basis scheitern und keiner keinem mehr vertraut, entdeckt Malloy die Identität des Killers, was spannungstechnisch ein Schlag in den Magen ist, da die folgenden Aktionen des Killers vorhersehbar wie unlogisch sind. (Wieso die Frau nicht sofort töten?) Wer nun von den Cops noch stirbt und wann, kann man vom Sympathiefaktor ableiten, so dass es schließlich zum finalen Showdown kommt, in dem Sly völlig überzogen mal wieder den Nahkampframbo abspulen kann, um dann noch seine geläuterte Seele an den Baum zu hängen.

Man muss dem Film zugestehen, dass er nicht so schlecht wie befürchtet ist. Aber wer Sly für einen Horrorthriller castet scheint seine bisherige Karriere nicht verfolgt zu haben. Ihn trifft aber noch die geringste Schuld, denn der Rest (außer Dutton) bleibt weiter unter seinen Möglichkeiten. Vor allem Robert Patrick präsentiert sich als Lachbombe, während der Killer nie so wirklich furchteinflößend aussieht und agiert, sondern wie aus „Düstere Legenden“ entlaufen aussieht.

Viel größere Probleme bereitet der Aufbau, die Abfolge des Films und die vielen Löcher im Drehbuch. Da brabbelt der Mörder gleich am Anfang dem Stallone sein Motiv ins Ohr und nimmt damit einen Großteil der Spannung. Auch sind die Übergänge sehr holperig, denn direkt nach seinem Suizidversuch sitzt unser Held schon im Jeep zum Sanatorium. Und was war nun zwischen durch? So bleibt der beste und streckenweise spannende Part das arktische Szenario, in dem viele vermummte Figuren durch den Schneesturm torkeln oder sich gegenseitig verdächtigen. Dabei kommt zwar trotz der vielen dunklen Gänge keine wirkliche, bedrohliche Klaustrophobie wie in „Alien 3“ auf, aber zum einmal unterhalten lassen reicht es gerade so noch.

Fazit:
„D-Tox“ ist auch nur ein weiterer Horrorthriller, der einen aber lange Zeit kalt lässt. Das liegt aber nicht an den im Film vorherrschenden Temperaturen, sondern der zwar professionellen, aber nicht zwingend spannenden Inszenierung und dem uninteressanten, vorhersehbaren Drehbuch. Allenfalls was für Sly Fans oder hartgesottene Horrorthrillerfans. Der Film ist gerade noch Durchschnitt.

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