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Harley Davidson 344 ist die Geschichte eines Motorrad-Streifenpolizisten in Colorado und baut nur darum mehrere Episoden aus dem Polizisten – und gleichzeitig dem Kleinstadtleben mit ein, wobei der eigentlich thematisch bestimmende Mordfall dramaturgisch etwas nachlässig behandelt wird.

Motor Officer John Wintergreen [ Robert Blake ] führt gleichzeitig als Begleiter und fokussierte Person durch den Film, die erste Szene zeigt ihn nach mehrmaligen Geschlechtsverkehr mit Jolene [ Jeanne Riley ] noch ein Körpertraining absolvieren, also vor dem Dienstbeginn wohlgemerkt, passend dazu wird noch schnell ein Gesundheitsfrühstück aus rohen Eiern und Tabletten eingeworfen; „Big John“ ist trotz seiner mangelnden Körpergröße offensichtlich sehr potent. Das anschliessende Ankleiden der Polizeiuniform wird derartig kultiviert, dass zum Zeitpunkt der Erscheinens hierbei bereits eine „Ode an den Faschismus“ gewittert wird; eine Vermutung, die durch die nächsten Szenen – Polizisten in Reih und Glied, Motorräder blankpoliert aneinandergereiht, der spezielle Hinweis auf ein kommendes Beatfestival als Warnung – noch verstärkt wird, sich aber zumindest von Wintergreen’s Seite komplett in Luft auflöst.

Eine gewisse Abneigung gegen die aktive Hippebewegung der Zeit wird von den Polizisten allerdings betrieben, ein erst mal harmlos erscheinender, aber langhaariger und bärtiger Mann wird während der Streife allein wegen seines Aussehens von John’s Partner Zipper Davis [ Billy Green Bush ] schikaniert und zuguterletzt noch Drogen untergeschoben. Big John reagiert auf diese Tatsache zwar unwillig und beteiligt sich auch nicht an der Aktion, verhindert sie aber nicht; obwohl seine moralische Integrität zuvor zweimal ausdrücklich gezeigt wurde.
Als Antithese zum freiheitsliebenden Easy Rider – auf dessen Filmplakat später auch Schiesstraining betrieben wird - werden die Grenzen von John hierbei bereits aufgezeigt, das strenge law and order Denken weicht dem allgemeinen Zusammenhalt der Polizeigemeinschaft, auch er muss sich bestimmten Grenzen unterwerfen und bleibt da trotz Aufbäumen bis zum Schluss auch stecken. Ein Ausbrechen wird ihm verweigert, sein Versetzungsgesuch in die Mordkommission boykottiert. Abhilfe verspricht da ein scheinbarer Selbstmord in der Wüste, John kann gewisse Unstimmigkeiten ausmachen und zieht damit die Aufmerksamkeit von Inspector Harve Pool [ Mitch Ryan ] auf sich, der ihn als Fahrer engagiert und an der Aufklärung des nunmehrigen Mordfalles beteiligen lässt.

Wieder wird das Ankleiden zelebriert, diesmal in einen schnicken Anzug, wobei dieser John sofort in ein anderes, ungewohntes Licht rückt und ihm in der ersten Sekunde an die Autorität wegnimmt, was nicht nur an der fehlenden Uniform liegt. Die folgende Tätigkeit wirkt sich im Schatten des eingebildeten Klugscheißers Pool auch mehr wie Drecksarbeit und Handlangertätigkeiten aus, nicht nur der Anzug bekommt erste Flecken.
Als man zur Zeugenbefragung in eine Kommune anrückt, werden die Mitglieder dort von der Regie zuerst als Bedrohung gezeichnet, um sich dann ins genaue Gegenteil umzukrempeln; der gewalttätige Übergriff von Pool heiligt zwar scheinbar die Mittel, aber bleibt auch so bar jeder Verhältnismäßigkeit.
John schaut hierbei noch zu und bleibt angesichts der vielversprechenden Aufstiegsmöglichkeiten stumm, seine Antwort folgt erst verspätet und nachdem sowohl von seiner Seite als auch von Pool’s keine weitere Zusammenarbeit mehr möglich ist, wobei ausgerechnet die bis dahin völlig unbeteiligte Jolene in einer scheinbar komplett unnützen Szene einen unwiderkehrbaren Keil hineintreibt.

Der Film wird bis hierhin ganz lässig und entspannt erzählt, der narrative Aufbau zeigt in den ersten 30 Minuten allein die Leere und Langeweile der Strassenüberwachung. Der Kriminalfall wird trotz genremässigem Vorgehens – im Gegensatz zur experimentellen Erzählweise von Zabriskie Point - letztlich im Vorbeigehen aufgelöst, wobei eine wirkliche Aufdeckung weniger angesprochen wird und auch einige offene Fragen über bleiben. Panoramaaufnahmen der unberührten Landschaft verbindet sich mit langsamen Schwenks der unbegrenzten und scheinbar alles ermöglichenden Weite; in der allgemeinen Ruhe der trostlosen Gegend sind John und sein Partner zumeist die einzigen Personen. Lässig beginnt dann auch eine anfänglich harmlose Verfolgungsjagd, bei der in einer Gruppe Motorradfahrer dann plötzlich ein Tatverdächtiger des Mordes entdeckt wird; gemächlich kommt Fahrt auf, die bisherige Formation der Gruppe findet aber erst ihren Auseinanderbruch, als unvermittelt ein Auto die Strasse kreuzt. Absofort werden grelle Effekte des post 68er Actionkinos nach Wild Bunch und Bonnie & Clyde zelebriert, peckinpahmässige Zeitlupen stilisieren das folgende brachiale Geschehen zu einer Orgie aus explodierenden Motorrädern und stürzenden und durch die Gegend wirbelnden Fahrern; der Verdächtige wird von John in die Frontscheibe eines Restaurants gedrängt.
Es bleibt die einzige Actionszene, nur am Ende ist noch eine ähnliche Sequenz sichtbar, diesmal aber mit weit mehr Auswirkungen, die gescheiterten Befreiungsversuche des Protagonisten werden endgültig aufgelöst.

Mögen einige Handlungsdetails ohne wesentlichen Rückschluß auf die Gesamtkonstruktion vozufinden sein und ist Tempo und Struktur etwas gediegener Art, ein visuell atemberaubendes Stück Zeitkultur mit einigen hervorstechenden Darstellerleistungen bleibt es dennoch.
Für ein Regiedebüt bemerkenswert.

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