Review

Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen DVD-Fassung vom Label SONY PICTURES HOME ENTERTAINMENT!

Die britische Produktionsschmiede Hammer hatte sich auf die Neuverfilmung diverser klassischer Gruselstoffe spezialisiert und so war es nur eine Frage der Zeit, dass man sich nach "Frankensteins Fluch", "Dracula" und "Die Rache der Pharaonen" auch eines literarischen Klassikers annahm und Robert Louis Stevensons "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" verfilmte.

Hammers meist beschäftigter Regisseur Terence Fisher nahm sich auch dieses Stoffes an und inszenierte nach einem Drehbuch von Wolf Mankowitz weniger einen Gruselfilm als vielmehr das tragische Psychogramm des Dr. Jekyll.
Der besessene Wissenschaftler, von den Kollegen mißverstanden und von der eigenen Frau mit dem besten Freund betrogen, verwandelt sich nach einem Selbstversuch in den gut aussehenden, aber umso bösartigeren Mr. Hyde.
Unter dem Einfluss Hydes entwickelt sich Jekyll zu einem rachsüchtigen Wahnsinnigen, der sich an der Umwelt für das ihm entgegen gebrachte Unrecht grausam rächt, sich gleichzeitig aber auch von seinem Alter Ego abgestoßen fühlt und versucht, sein böses Selbst auszulöschen.

Stevensons Roman wurde oft verfilmt und die Thematik jeweils leicht abgeändert. So verwandelt sich unter Fishers versierten Regie Jekyll nicht in einen schäbigen, brutalen Rüpel, sondern in genau das Gegenteil: aus dem unscheinbaren, nur in seine Arbeit vertieften Wissenschaftler wird ein attraktiver, aber abgrundtief böser Mann ohne auch nur den Hauch moralischen Bewußtseins.
Während Jekyll durch die ständigen Verwandlungen zunehmend schneller altert, genießt sein zweites Ich seine Freiheit in vollen Zügen und zieht von eine Lasterhöhle in die nächste.

Der Einstieg in die Handlung funktioniert auch noch sehr gut, doch sehr schnell wird die Verfilmung immer langatmiger.
Diese Version der Thematik hat durchaus ihre Reize, doch ist der Film insgesamt viel zu dialoglastig.
Die sehr guten schauspielerischen Leistungen, allen voran von Paul Massie in seiner Doppelrolle, und die von Christopher Lee als verschulderter Spieler und Liebhaber von Jekylls Frau, sind perfekt. Sie und die sorgfältige Entwicklung und Ausarbeitung der Charaktere sind es auch, die Fishers Werk vor der absoluten Belanglosigkeit retten.

Für einen Gruselfilm wird dem Zuschauer einfach zu wenig geboten, auch wenn die Dialoge, die Ausstattung, die Kostüme und die Darstellung des Londoner Nachtlebens wie immer bei Hammer superb sind.

Sieht man von diesen Schauwerten einmal ab, bleibt außer hervorragender Darstellerleistungen nicht viel, was den Zuschauer über die schnell eintretende Langeweile hinweg hilft.

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