15 Jahre nach „Susi und Strolch“ erzählte Disney mit „Aristocats“ eine ähnliche Geschichte noch einmal, nur diesmal mit Katzen anstatt mit Hunden. Wieder sind es Tiere, die aus dem wohlbehüteten Heim ausbrechen, wenn auch hier unfreiwillig, weil der ebenso treu ergebene wie hinterlistige Butler Edgar das Erbe seiner noch lebenden Chefin einstreichen möchte. Da die das aber ihren Katzen vermachen möchte, gibt es nur eine Lösung für ihn: Die Katzen müssen weg. Also mischt er für die Vierbeiner Schlafmittel in die Crème de la Crème à la Edgar und setzt sie aus. Mit Hilfe des streunenden Katers Thomas O’Malley treten die Katzen wieder die weite Reise ins traute Heim an.
„Aristocats“ ist wie das offensichtliche Vorbild ebenfalls recht charmant geworden, kann aber dessen Klasse zu keinem Zeitpunkt erreichen. Zwar abermals angefüllt mit lustigen Nebenfiguren wie der Maus Roquefort, den Hunden Napoleon und Lafayette und dem stets und ständig gackernden Gänseduo Abigail und Amelia merkt man doch, das alles irgendwie schon einmal so oder so ähnlich gesehen zu haben. Ja, es darf laut und reichlich gelacht werden, etwa über die Versuche Edgars, Beweismittel der Entführung den Hunden wieder wegzunehmen, die sich längst damit angefreundet haben, oder auch über die albernen und naiven Katzenkinder, aber so ganz springt der Funke nicht mehr über. Das liegt möglicherweise auch daran, daß die Zeichnungen wie die anderen Disneys seit den 60ern längst nicht mehr so liebevoll und detailreich sind, wie man sie von den Produktionen aus den Studios in den vergangenen Jahrzehnten gewohnt war. Auch leidet der Film an seinen eher einfallslosen Schauplätzen. „Das Dschungelbuch“ hatte bei ähnlicher zeichnerischer Qualität die Exotik des Dschungels und somit auch wilde Tiere zu bieten, die hier gänzlich fehlen. Das Konfliktpotential ist ebenfalls überschaubar, weil Edgar als einziger Antagonist der Geschichte ohnehin eher als Witzfigur dargestellt wird denn als ernste Gefahr – wie etwa die Hundefänger in „Susi und Strolch“. Es gibt keine Szenen, die einen nachdenklich stimmen könnten. Tiefgang jedenfalls braucht man an keiner Stelle zu erwarten.
Ein absoluter Knüller sicherlich die Katzenband mit dem Evergreen „Katzen brauchen furchtbar viel Musik“, die vom Aussehen her teilweise so überdeutlich die Hippie-Zeit widerspiegelt, zu der dieser Film entstand, daß man diese Tatsache durchaus mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen zur Kenntnis nehmen kann.
Insgesamt kann man über „Aristocats“ nicht wirklich meckern, denn sie sind schon eine sehr vergnügliche Angelegenheit, bei der sich alle Beteiligten sicherlich wieder alle Mühe gegeben haben und bei der man sich nicht über verschwendete Lebenszeit ärgern muß. Im Gegenteil: Kinder werden wieder ihre helle Freude haben. Im Vergleich bleibt der Film allerdings in nahezu jeder Hinsicht leider weit hinter den meisten Disney-Vorgängern zurück. 6/10.