Für Brian Bosworth als Actionstar war es nicht leicht. Sein einziger Kinofilm „Stone Cold“ soff an der Kasse ab und wurde erst auf Video zum Kulthit, seine folgenden Filme wurden nur noch für den Videomarkt produziert und besonders böse traf es „Lawless“, seinen Versuch als TV-Star: Die Action-Krimiserie wurde nach der Pilotfolge abgesetzt, obwohl bereits sechs Episoden im Kasten waren. Die restlichen fünf wurden nie ausgestrahlt oder veröffentlicht.
Bei dem Ganzen handelt es sich um eine Mischung aus „Miami Vice“, „A-Team“ und einer beliebigen Nineties-Detektivserie und sieht genauso unoriginell aus wie diese Beschreibung auf dem Papier klingt. Hauptfigur ist der Ex-Special-Forces-Mann und Privatdetektiv John Lawless (Brian Bosworth), der am liebsten Lederjacke trägt, ein Motorrad fährt und auch sonst wenig mit den klassischen Trenchcoat-Schnüfflern des Krimigenres zu tun hat. Als Buddy hat er Reggie Hayes (Glenn Plummer) an seiner Seite, einen Piloten, natürlich schwarz, natürlich ein Kumpel aus alten Armeetagen, natürlich nicht so cool oder tough wie John. Einzig und allein ansatzweise originell ist die dritte Hauptfigur: Reggies Mutter Esther (Janet Hubert), die John aber mehr wie einen Sohn behandelt als Reggie. Sie ist – zumindest in der Pilotfolge – in erster Linie für komödiantische Auflockerung da; man kann nur spekulieren, was ihre langfristige Funktion in der Serie gewesen wäre.
Der generische Plot der ersten Episode lautet folgendermaßen: Die Kronzeugin Maggie Dixon (Holly Gagnier) muss feststellen, dass das Zeugenschutzprogramm keinen Pfifferling wert ist, als einige Dunkelmänner ihr das Lebenslicht ausknipsen wollen. Sie wendet sich zwecks Hilfe an John und Reggie, die natürlich die Übelwichte dingfest machen und gleich noch ein paar korrupte Beamte auffliegen lassen. In bester „A-Team“-Tradition werden die Böslinge aber in der Regel nicht abgeknallt oder sonstwie kaltgemacht, egal wie mordlustig die Schurken drauf sind. Das führt zu abstrusen Szenen wie jener, in der sich Lawless aus einem fliegenden Hubschrauber mit bloßen Fäusten auf einen bewaffneten Gegner am Borden stürzt und diese Konfrontation auch noch gewinnt.
Actiontechnisch ist „Lawless“ ziemlich biedere Nineties-Stangenware mit ein paar okayen Fäusteleien, dem einen oder anderen netten Stunt und einem explodierenden Flugzeug am Ende der Pilotfolge – wenn man bedenkt, dass die Auftaktepisoden meist etwas spektakulärer und kostspieliger produziert werden, um Zuschauer zu ziehen, darf man allerdings vermuten, dass alles weitere nur noch schwächer geworden wäre. Und selbst die Pilotfolge zieht keinen Hering vom Teller, denn trotz solider Arbeit der Stuntleute verhindert die piefige Inszenierung des Ganzen, die nach Nineties-TV im schlechtesten Sinne aussieht, dass die Schauwerte großen Eindruck hinterlassen.
Garniert wird das Ganze mit einem eher verunfallten Comedy-Anteil, der bereits an der Dynamik zwischen den Partnern krankt. Lawless ist der coole Frauenmagnet und durchweg souveräne Detektiv-Actionhero, Reggie dagegen mal ein kompetenter Helfer, mal der dumme August. Dadurch sind die Partner kaum auf Augenhöhe und wenn selbst Mama Hayes den Muskelprotz Lawless ihrem eigen Fleisch und Blut vorzieht, dann wirkt Reggie weniger wie ein Buddy und mehr wie ein bemitleidenswerter Sidekick, was nicht gerade vorteilhaft für die nominelle zweite Hauptrolle ist. Zumal das Drehbuch auch nur platte, schon zigmal gesehene Standardgags der simplen Humorsorte auffahren, was den Eindruck des Wiedergekäuten bei „Lawless“ nur noch verstärkt.
Doch auch seinem Star Brian Bosworth tut „Lawless“ keinen Gefallen. Als Footballer mag er ein Zuschauermagnet gewesen sein, als No-Nonsens-Held in Werken wie „Stone Cold“ und „One Tough Bastard“ war treffgenau besetzt, doch als Beach-Boy-Private-Eye mit flotten Sprüchen macht er eine deutlich weniger gute Figur, da man ihm den Sprücheklopfer nicht abkaufen mag. Glenn Plummer versucht dann noch sein Bestes, um seine inkonsistent geschriebene Rolle mit Charme zu verkörpern, kommt aber nicht über ein „Hat sich redlich bemüht“ hinaus. Und Janet Hubert kommt zumindest im Piloten nie so wirklich in der Serie an.
Letzten Endes versuchte der ausstrahlende Sender Fox die Kohlen aus dem Feuer zu holen, indem er den „Lawless“-Piloten nicht vorab der Presse zeigte und die Serie im Umfeld des ähnlich gestrickten „Walker, Texas Ranger“ platzierte. Es half aber nichts gegen bärig schlechte Einschaltquoten und hämische Kommentare, sodass man nach einer Episode den Stecker zog – angesichts des piefig-faden Ergebnisses auch kein Wunder, das zu jeder Sekunde nach Nineties-TV-Einheitsbrei ausschaut und selbst da noch nicht mal zu brauchbareren Titeln gehört.