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„Ich glaube, es ist wundervoll, etwas Sinnvolles zu tun.“

Bereits drei Monate nach Exotik-Erotik-Ikone Laura Gemsers erster Zusammenarbeit mit Filmemacher Joe DAmato, der ersten „Black Emanuelle“-Fortsetzung, konnte ein weiteres Ergebnis dieser fruchtbaren Kollaboration in den Lichtspielhäusern genossen werden: Am 05.08.1976 kam „Nackte Evas“ in die Kinos, ein weiterer voll und ganz auf Gemser zugeschnittener Erotik-/Softsex-Streifen.

„Ich bin keine Schlange!“

Eva (Laura Gemser) reist als Schlangentänzerin um die Welt. Aktuell verschlägt es sie nach Hongkong; bereits auf dem Flug lernt sie den gutsituierten Jules (Gabriele Tinti, „Black Emanuelle“) kennen. In Hongkong angekommen, stellt dieser sie seinem älteren Bruder Judas (Jack Palance, „Die seltsame Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde“) vor. Judas ist passionierter Schlangensammler und von den Kriechtieren ebenso begeistert wie von Eva, der er anbietet, zu sich und seinen Schlangen zu ziehen. Eva nimmt das Angebot nach anfänglicher Skepsis an, findet in diesem Ambiente dekadenten Reichtums jedoch am meisten Gefallen an Gerri (Michele Starck, „Laura“), einer Europäerin, zu der sie eine lustvoll-lesbische Beziehung eingeht. Dies sieht Jules jedoch gar nicht gern und sorgt dafür, dass Gerri von einer grünen Mamba gebissen wird und am Schlangengift stirbt. Es soll wie ein Unfall aussehen – doch daran glaubt Eva nicht…

Wie unschwer bereits an der Inhaltsangabe abzulesen, strotzt „Nackte Eva“ nur so vor christlichen bzw. alttestamentarischen Metaphern: Eva und die Schlange aus dem Paradies sowie Verräter Judas finden sich wieder, wenngleich letzterer im Vergleich zu Jules der eindeutig Harmlosere ist. Piero Umilianos sinnliche Musik versucht sich an einer Interpretation der von toller Kameraarbeit eingefangenen Bilder und soll den Zuschauer in die richtige, erotisch knisternde Stimmung bringen. Denn damit, vom Apfel zu kosten, gibt sich diese Eva längst nicht zufrieden: Sie fantasiert von ihrem Schwarm und masturbiert dazu, auf einer Party baggert sie ein Pärchen an (wird jedoch unterbrochen, eine Sexszene bleibt aus) und beobachtet die attraktive Gerri beim Umziehen, hilft ihr in den Bikini, sondert lüsterne Blicke ab. Beide geben sich einer erotischen Massage hin und als Gerri zurück gen Heimat fliegen will, entsorgt Eva kurzerhand deren Flugticket – denn sie hat sich in sie verliebt.

Jules macht derweil mit einer Candy (Ziggy Zanger, „Black Emmanuelle, White Emmanuelle“) herum, Schlangenspielchen „wie in alten Zeiten“ – und durchaus erotisch gefilmt. Auch Candy hat dabei zunächst ihren Spaß, fällt nach einem Schlangenbiss jedoch in Ohnmacht. Eva besucht lieber einen Nachtclub mit Gerri und frönt dem Slowdance sowie dem Striptease-Auftritt der Kim-Sisters aus Korea, den eine wildgewordene Kamera einfängt. Jules suggeriert, Judas habe Schuld am Schlangenbiss und als beide Brüder verreisen müssen, vertraut Judas Eva seine Schlangen an. Evtl. ist D’Amato an dieser Stelle ebenso wie mir aufgefallen, dass das alles nett anzusehen, aber eben auch ein bisschen langatmig ist, weshalb er nun auf den schockierenden Mondo-esken Typ Exotik setzt und dem Zuschauer Tiersnuff um die Ohren haut, indem er die Häutung, Zerhackung und Zubereitung einer anfänglich lebendigen Schlange auf einem Marktplatz zeigt. Während ich noch sinniere, wie man so etwas Widerlichem beiwohnen und das bedauerliche Geschöpfs dann auch noch verspeisen kann, folgen nackte Tatsachen: Eva und Gerri duschen gemeinsam, Jules beobachtet die Szenerie missgünstig. Weiterer Tiersnuff (eine Schlange erwürgt eine Maus) wechselt sich mit schönen erotischen Momentaufnahmen ab, bis Jules schließlich die grüne Mamba ins Frauenschlafzimmer schleust und das Unheil seinen Lauf nimmt.

(Achtung, massive Spoiler!) Evas Racheplan geht mit einem Ortswechsel einher: Zusammen mit Jules fliegt sie in ihre philippinische Heimat und lässt sich dort von einem Einheimischen liebkosen. Zusammen mit seinem Bruder handelt dieser in Evas Auftrag, als sie Jules nach einheimischer Sitte eine Schlange rektal einführen, die sich durch dessen Körper fressen und damit Gerris Tod rächen soll. Welch herrlich krude Idee! Im Epilog schließlich ist Eva ehrlich zum zurückgekehrten Judas und erhält daraufhin einen Rüffel sowie die Gewissheit, dass Judas nichts mehr von ihr wissen will. Als sie ein letztes Mal mit einer grünen Mamba vor ihm tanzt, schließt sich der Kreis des Schicksals, als auch sie tödlich gebissen wird.

Wenn andere ihre Briefmarkensammlung zeigen, trumpft Judas mit seiner Schlangenkollektion auf und rennt damit nicht nur bei Liebhabern dieser Tiere offene Türen ein, sondern hat hierdurch auch einen starken Bezugspunkt zur Protagonistin dieses Films, die verführerische biblische Schlange bzw. für die Freiheit und die Lust einen Pakt mit der Schlange eingegangene vertriebene Paradiesbewohnerin und wenig domestizierte Wilde zugleich ist, die anziehend und – zumindest am Ende – abschreckend zugleich wirkt, die sich erfolgreich in einer neureichen Welt weißer Dekadenz behauptet, Respekt einfordert und Angriffe hart bestraft. Damit verkörpert Laura Gemser einmal mehr eine starke weibliche und zugleich erotische Persönlichkeit, wenn auch in einem leider seltsam emotionsarmen, diffus und oberflächlich bleibenden Film mit der einen oder anderen Anleihe beim Giallo-Genre. Ihr Ehemann Gabriele Tinti war seinerzeit ein Stammmime an ihrer Seite und Jack Palance in einem waschechten D’Amato innerhalb dieses Ensembles zu sehen, macht natürlich ebenfalls Freude. Wie eine Schlange versteht es „Nackte Eva“, den Rezipienten zu umschlängeln und zu hypnotisieren, für sich einzunehmen. Und ebenso metapherreich und häufig allegorisch bleibt die Handlung, die trotz ihrer dramaturgischen Schwächen in Kombination mit der überdurchschnittlichen fotografischen Gestaltung des Films zu einer zwar nie formvollendet gelungenen, jedoch überdurchschnittlichen Melange aus Softsexfilm und Erotik-Drama führt, aufgrund unnötiger Streck- und Schockszenen aus dem unsäglichen Tiersnuff-Fundus jedoch mit Punktabzug leben muss. Die originelle Rachemethode jedenfalls lohnt es sich zu merken und besser als D’Amatos Ruf ist „Nackte Eva“ allemal.

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