Review

Mut zur Hässlichkeit


Ralph Bakshis „American Pop“ ist sein persönlichstes Werk und ein popkulturelles USA-Gemälde der feinsten Sorte. Rau, hässlich und doch wunderschön. Superb. Ein generationenübergreifendes Epos über den Stammbaum der Musik, der Popkultur, des Erfolgs und des amerikanischen Traums - anhand von einem russischen Auswandererkind und seinen drei Söhnen und Söhnessöhnen, die über die vergehenden Jahrzehnte jeweils musikalisches Talent und die Sehnsucht nach Erfolg teilen…

„American Pop“ zeigt hässliche, echte Menschen und schöne, zeitlose Musik. Ein Alltimer OST von Coltrane bis Benatar, von Elvis bis Hendrix, von Jazz bis Rock, von russisch-orthodoxen Kirchenchören bis zu Lynyrd Skynyrds „Freebird“. Eine Zusammenstellung der auditiven Extraklasse und das Herzstück des Films. Gerade mich persönlich spricht diese Reise durch die Musikgeschichte (bis '81) momentan besonders an, da ich als Anfänger im Vinylsammeln gerade noch sehr viel entdecke und hier natürlich wiedererkenne. Die Synchro ist leidenschaftlich, das Gefühl von vergehender Zeit und verbrauchten Träumen immens. Kriege, Drogen, Liebe, Popcorn. Die kriechende und kriselnde Kulmination zum Popstar. Mit allem Drum und Dran. Sehr erwachsen, sehr reif, total ungeschliffen und authentisch. Mal Drogentrip, mal Gesellschaftskritik, mal Alptraum und mal kreative Glückseligkeit. Für mich einer der besten und vollwertigsten eher unbekannten Animationsfilm überhaupt. Und Bakshis Bester.

Fazit: coole Collage und killer Kulturkaleidoskop - amerikanisch, musikalisch, episch und mehr als stylisch. Für Musiknerds ein feuchter Traum. 

Details
Ähnliche Filme