Review

Inland Empire – Analyse
Vorbemerkung


Die Filme „Mulholland Drive“, „Lost Highway“ und „Inland Empire“ von David Lynch werden oft als Trilogie gesehen. Während die beiden ersten Filme – die zu meinen Lieblingsfilmen zählen – gute Ansätze zur schlüssigen Interpretation bieten, steigert sich in „Inland Empire“ die Komplexität der Erzählstruktur auf ein Maß, das den Film noch schwerer erklärbar macht und die drei Stunden, die der Film dauert, sehr lang werden lässt. Im Folgenden findet sich eine Zusammenfassung von verschiedenen Analysen des Films, die im Internet zu finden sind.


Reales Leben
Das fraktale Kaleidoskop „INLAND EMPIRE“ erzählt die Geschichte einer amerikanischen Schauspielerin, Nikki Grace, deren private und berufliche Existenz an einem Wendepunkt angelangt ist. Mit ihr durchläuft der Zuschauer und die Zuschauerin eine Art Selbsterkenntnis-Prozess – „A woman in trouble“ wie der Untertitel des Films auch unmissverständlich andeutet – mit positivem Ausgang.
Nikki Grace lebt mit ihrem aus Polen stammenden wohlhabenden Ehemann Piotrek Król in einer luxuriösen Villa in Hollywood. Sie hofft auf ein erfolgreiches Comeback in dem Film "On High in Blue Tomorrows". Es stellt sich heraus, dass es sich bei "On High in Blue Tomorrows" um ein Script für ein Remake handele. Den Film mit dem Originaltitel "47" habe man allerdings niemals fertiggestellt, weil die beiden Hauptdarsteller während der Dreharbeiten zu Tode gekommen seien. Später stellt sich heraus, dass "47" in Polen gedreht wurde und 47 auch die Nummer des Hotelzimmers ist, in dem die beiden Morde stattfanden. Die polnische Frau - das "Lost Girl" - aus dem Vorspann, das die Handlung des ganzen Films auf TV verfolgt, ist wohl die Schauspielerin von Nikkis Rolle in der alten Verfilmung. Nikki Grace spielt zusammen mir Devon Berk, der als Frauenheld verschrien ist, die beiden Hauptrollen. Die Figuren, die sie repräsentieren, Susan (Sue) Blue und Billy Side, werden eine Affäre miteinander haben, wo beide zu den eigenen Ehepartnern untreu sind. Susan ist verheiratet und Billy hat eine Frau und zwei Kinder. Das gleiche geschieht aber auch zwischen Nikki Grace und Devon, denn sie ist verheiratet und beginnt eine Affäre mit ihm. Im Laufe des Films vermischen sich immer mehr die Realitätsebenen. Nikki  - und ebenso der Zuschauer - kann nicht mehr zwischen ihrem richtigen Leben und ihrer Filmrolle unterscheiden. Sie und der Zuschauer sind orientierungslos. Dazu kommt eine dritte Ebene, die Geschichte der Schauspielerin von Sue aus der ersten Verfilmung. Nur scheinbar als Gegenkonzept gegen diese Orientierungslosigkeit tritt das Muster der Wiederholung. Vieles, was die Figuren im Film erzählen, geschieht auf einen anderen oder derselben Ebenen noch mal. Die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Figuren unterliegen gleichen Mustern, auch wenn sie von verschiedenen Darstellern verkörpert werden. Sogar Sätze und Wörter werden bei verschiedenen Figuren gleich ausgesprochen. Der betrogene Ehemann heißt sowohl im Film als auch in der Realität Piotr Krol und wird in "Inland Empire" vom gleichen Schauspieler gespielt. Auch die Doris Side, die Ehefrau des Schauspielers (Devon/Billy), ist in der Realität die gleiche wie im Film. Hinweise auf die Eben, in der man sich gerade befindet, gibt möglicherweise die Uhrzeit ("Viertel vor Elf" und "Nach Mitternacht" oder so).
Filmebene
Der Film handelt von der Prostituierten Sue, die sich wie alle in ihrem Bordell erhofft, eines Tages von ihrem Zauberprinzen mitgenommen zu werden. Es heißt in der Straße gäbe es einen Mann, das Phantom, der ihr dabei helfen könne. Dazu müsse man eine bestimmte Uhr tragen und ein Loch in die Kleidung brennen. Das Phantom hat hypnotische Fähigkeiten und ist sozusagen der Drahtzieher hinter allem, was in dem Film passiert. Er benutzt für seine Hypnose eine rote Glühbirne als Trigger. Das heißt, immer wenn die Hypnotisierten diese Glühbirne sehen, passiert etwas mit ihnen, und sie werden zu einer anderen Person, manchmal ihr ganzes Leben lang. Er manipuliert auch Sues zukünftigen (unfruchtbaren) Mann und seine Exfrau, die er dazu gebracht hat, sich fast selbst mit einem Schraubenzieher umzubringen. So kriegt er Sue und ihren Mann Piotr/Peter dazu, dass er sie von der Straße holt und dass sie ihren Ursprung als Prostituierte vergisst. Ihre Ex-Kolleginnen wissen jedoch ganz genau, was das Phantom aus ihren Kolleginnen macht, und treiben ihre Späße mit den Opfern. Aus der Idylle wird Frust, und Sue beginnt eine Affäre mit Billy, für den sie arbeitet. Und er schwängert sie, was problematisch ist, da Peter unfruchtbar ist. Sie trifft auch auf Billys Frau, Doris Side, die zufällig Peters Exfrau ist (sie dachte sie wäre diejenige, die keine Kinder zeugen könne) und Kinder mit ihm hat. Die Ehe zwischen Sue und Peter bricht auseinander, vor allem, als eine Zigeuner-truppe auftaucht, die etwas mit ihrem Nachbarn, dem Phantom, zu tun hat. Peter begreift, wer er wirklich ist, und dass Sue nicht von ihm schwanger ist, und verprügelt Sue, die dadurch fast das ungeborene Kind verliert. Danach ist er verschwunden. Sue findet das Phantom, das nicht weit weg wohnt, doch er hat eine rote Glühbirne im Mund, so dass sie sich wieder von ihm abkehrt und einen Schraubenzieher nimmt. Sue geht zurück zu ihrer alten Straße und trifft einen Handlanger, der wahrscheinlich für die Zuhälter arbeitet, und erzählt ihm ihre Geschichte. Gehört das Phantom zu der Verschwörung? Sie bekommt Panik und läuft auf die Straße, wo sie auf ihre alten Kolleginnen trifft. Und dort wird sie auch von Peters Exfrau, die nun weiß, wer sie wirklich ist (oder wieder hypnotisiert wurde), und ihr den Schraubenzieher in den Bauch rammt. Sue stirbt und der Film ist zu Ende.
Filmende
Am Ende des Films stellt sich Nicki, die ihre verschiedenen inneren Ebenen und Charaktere in Einklang bringt, dem Phantom und tötet es. Und sie trifft auf das polnische Mädchen, das „Lost Girl“, die dieselbe Reise hinter sich hat und die das Geschehen auf einem TV-Gerät in einem Hotelzimmer mit verfolgt hat. Als die beiden sich vereinen, kommt Nikki wieder in den Einklang mit ihrer Umwelt. Sie fallen sich in die Arme und lösen sich in Luft auf. Die Filmversion des Lost Girls stürmt anschließend die Hotel- und Kulissengänge entlang und wird von ihrem wieder klar denkenden Ehemann und ihrem Kind mit offenen Armen in ihrem Zuhause in Empfang genommen, während die „echte“ Polin in den nächsten Momenten ermordet wird. Eine andere Interpretation besagt, dass die ganze Geschichte um Nikki von dem "Lost Girl" ausgedacht ist. Nach dem begangenen Ehebruch sitzt sie im Zimmer und weint. Sie hat etwas getan und nun Angst vor den Konsequenzen. Beim Ansehen einer Sitcom laufen vor ihren Augen verschiedene Versionen ihrer Tat und ihrer Zukunft ab, schreckliche Konsequenzen, die sich für sie ergeben könnten. Aber "Die Frau in Schwierigkeiten" wird (im Gegensatz zu Diane Selwyn in Mulholland Drive) dadurch gerettet, dass sie am Ende doch geliebt wird.

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