Review

Ist er jetzt völlig verrückt?
Total genial?
Selbstüberschätzung pur, kombiniert mit einer Zwangsneurose im Endstadium?

Diese und ähnliche Kommentare hört man über den "neuen Lynch", der wie  kaum ein anderer Film unterging. Er lieg in kaum einem Kino, machte kaum Schlagzeilen und die Suche nach Werbung, Filmplakaten und anderen Merchandise-Maßnahmen gibt man sehr rasch auf. Völlig berechtigt oder unterschätzt?
Wie oft bei Lynch: findet es selbst herraus.

Eine Story zu beschreiben, die den Gesetzen von Kausalität und Ratio gehorcht macht hier wie bei einigen Lynch-Filmen nur wenig Sinn. Sind Filme wie "Mulholland Drive" noch logisch und in sich schlüssig (ja, richtig gelesen: "Mulholland Drive" ist durch und durch logisch), ist eine logische Betrachtung der Geschichte hier völlig fehl am Platz. Vielmehr wird der Zuschauer dazu aufgefordert, sich (wie oft) ganz und gar auf die Emotion, sprich die psychotisch-bedrückende Atmosphäre des Filmes einzulassen und den Film nachzufühlen. Womit wir beim Angelpunkt von "Inland Empire" wären:

Für knallharte Psycho- und Horror-Fans zu langatmig oder gar langweilig, für die normalen, zart-besaiteten Kinogänger ein Albtraum. Aber für die Freunde des emotional-schockierenden Gruselkinos ein gefundenes Fressen. Eben für Lynch-Fans.

Manche Kritiker gehen so weit, "Inland Empire" als Abschluss einer Trilogie zu sehen, die mit "Lost Highway" begann und mit "Mulholland Drive" fortgesetzt wurde. Dieser Meinung bin ich auch, sind die Elemente doch sehr ähnlich. Zwei Frauen, eine Schauspielerin. Nachtschatten in Hollywood. Jazz und Düsterklang. Traum und Realität. Bildgewaltig, schauderhaft.
Vielleicht sogar Lynchs erster Liebesfilm.
Und: ein Happy End...

Die Länge von drei Stunden und sehr langatmige Szenen sind natürlich ncht jedermanns Sache, keine Frage. Doch Lynch-Fans und Freunde des surrealen, künstlerischen Films sollten unbedingt einen Blick riskieren, und in die düstere Welt eintauchen, die in Lynchs Kopf spukt. Eben ein "Inland Empire".

Düstere Hasen-Soap-Opera.
Verzweifelter Schrecken in den Augen.
Fratzen.
Sexy Nutten.
Psychotische Schizoide und bürokratische Psychoanalytiker.
Sexy Mädchen mit goldener Perücke und Loch zwichen Vagina und Dickdarm mit schreiendem Äffchen als Haustier.
Hollywood bei Nacht.
Mord.
Lynch.

Sehr gut.
8/10 Punkte!

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