Review

Der Sommertraum/ ein Filmalbtraum?



Nun, gut jetzt habe ich ihn auch gesehen. Nachdem ich den Film bereits
im Oktober versäumt hatte. War ich doch sehr froh, dass ARD uns den
Streifen knapp zwei Monate nach seiner Kinouraufführung als Nikolaus-Geschenk präsentiert.

Das Sommermärchen haben wir wohl noch alle recht gut im Gedächtnis. In
Schwabing (München) war die Luft jedenfalls elektrisierend. Trommeln,
Menschenmassen, Trillerpfeiffen, heiße Rhytmen, ausgelassene
Stimmung.  Ein Land im  Ausnahmezustand. Für  eine
Sekunde reißt die WM 06 das Land aus seiner 
Nachkriegslethargie  und  Alltagsdepression heraus. Alle
Menschen sind Brüder und haben sichtlich Ihren Spaß. Geld wird in die
konjunkturgeschwächten Kassen der Wirtschaft gespült. Eine
unbezahlbares Ansehen und standing gegenüber den Rest der Welt.
Abgesehen von dem vereitelteten WM-Titel seitens der Italiener war die
Fußball-WM06 ein voller Erfolg für Deutschland.

So liegt es auch Nahe eine Film über die Helden zu drehen die  alles gaben auf dem Rasen der die Welt bedeutet.
Im
großen und ganzen ist dem Film auch ein durchaus interessanter Blick
hinter
die Kulissen gelungen. So bekommt man viel über die Vorbereitung und
das Training mit. Ein Spieler-Psychologe macht uns begreifbar weshalb
die Deutsche Nationalelf beim Elfmeterkrimi gegen Argentinien so
nervenstark blieb. Fitnesstrainer, Masseure und auch das sonstige Cast
kommen zu Wort. Machen deutlich wie viel Arbeit in dieser WM steckte.
Auch die fantastischen Vier des Trainerstabes rund um Jürgen Klinsmann
kommen hier zu Wort. Jürgen Klinsmann  ist auch sonst ein
Schlüsselwort. Nicht nur für die WM die ohne ihn wohl kaum ein so
wohlgesonnes Ende für die Deutsche National-Elf bedeutet hätte. Sondern
auch für diesen Film. So wird beim netten Brunchen auf Sardinien gleich
zu Beginn klar gestellt was der Medienrummel für einen Einfluss auf ihr
Training haben wird. Nämlich gar keinen. Wichtig ist das Team. Einer
der Highlights sind somit auch die emotionalen und energiegeladenen
Ansprachen von Jürgen Klinsmann vor und während der Spiele. Als würde
er einst wie Mel Gibson in Braveheart seine Mannen zur Schlacht führen.
Für lockere Momente sorgt das Dreamteam Schweini/Podolski. Wobei sich
ein paar Jokes als Rohrkrepierer erweisen. Angela Merkel gibt zwar
einen charmanten, aber auch aufgesetzten Alibi-Besuch. Kahn und Lehmann
reden offen über ihre Zwistigkeiten und Konkurrenz. Ballack gibt
verständnislose Kommentare zur seiner Verletzung und der daraus
resultierenden Spielpause. Und weitere Bedeutungslosigkeiten reihen
sich von nun an mit fortlaufender Spieldauer des Filmes nach und nach
aufeinander.

Insgesamt fällt das filmische  Ergebnis doch sehr nüchtern und
banal
aus.  Abgesehen von den wenig attraktiv gefilmten DV-Aufnahmen ist
es vor allem die Inhaltsleere die dem Film zu schaffen macht. Gerade
bei einer Laufzeit von knapp zwei Stunden passiert hier doch eindeutig
zu wenig. Spielszenen werden nur kurz angedeutet. Gerade hier hätte
etwas mehr Action nicht geschadet. Szenen wie ein siegestrunkener
Podolski der nach einem Tor auf seine Knien rutschend in die Kamera
schlittert oder ein Ballack der im Zeitraffer auf seine Kameraden
springt.  Mehr solche Szenen hätte dem Film etwas mehr Kurzweile
und optische Eleganz verliehen. Einer der Reize des Films liegt darin,
dass die WM aus der Sicht der Spieler gezeigt wird. Somit bekommt man
zwar einen großen Blick über das Leben der Spieler, aber nur einen ganz
kleinen Ausblick was diese WM für ihre sonstige Umwelt bedeutete.
Jubelende Fans, Polizisten und Bundeswehrsoldaten werden hier zwar
gezeigt. Ansonsten ist der Film doch eher nach innen gerichtet. Zum
einen wirkt es zwar interessant wie die Spieler sich der ihr
aufgebürdeten Verantwortung und des doch spürbaren Druckes stellen.
Insgesamt fällt das Ganze, aber dann doch recht unspektakulär aus. Zum
Schluss dürfen die gefeierten Nationalhelden noch mit Xavier Naidoo auf
der Bühne abfeiern. Der mir persönlich nach 6 Wochen
Motivationsdauerbeschallung aus Jürgen Klinsmanns Ghettoblaster auf die
Nerven gegangen wäre. Abgesehen davon was die WM für Deutschland
bedeutete. Ob man Fußball-Fan ist oder nicht. Der Film ist für das Kino
einfach zu unspektakulär. Hier kommen höchstens Fußballcracks oder
Leute die nochmal das WM-Feeling nachspüren wollen auf ihre Kosten.



Fazit: Interessanter Blick hinter die Kulissen einer der bedeutensten
Fußballweltmeisterschaften Deutschlands. Aufgrund der leidlich
spannenden Aufmachung und der inhaltslosen Überlänge, leider nicht
spannender als eine gute Doku auf ARD. Für ein gelungenes Kinoerlebnis
unzureichend.

Details
Ähnliche Filme