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Unter der Anfang der Achtziger aufstrebenden Action-Schmiede Cannon, die mit kleinen Budgets zunächst beachtliche Erfolge erwirtschaftete, machte sich Sam Firstenberg mit seinen Mixturen aus amerikanischen und asiatischen Motiven, die nun schon seit den Siebzigern für den amerikanischen Videomarkt ausgeschlachtet wurden, unter Genrefans einen Namen. Der polnische Regisseur legte mit „Revenge of the Ninja“ sein Cannon-Debüt hin und sollte mit der Fortsetzung „Ninja III: The Domination“, sowie den beiden Dudikoff-Kloppern „American Ninja“ und „American Ninja 2: The Confrontation“ seinen Ruf als Spezialist für die Kombination zweier grundsätzlich verschiedener Filmwelten weiter festigen. Wer die unterirdischen „The Alternate“ und „Quicksand“ oder den durchschnittlichen Spinnenhorror „Spiders II: Breeding Ground“ gesehen hat, weiß, wo er inzwischen leider gelandet ist.

Natürlich brüstet auch „Revenge of the Ninja“ sich Cannon-like mit keiner sonderlich großartigen Geschichte, sondern mit kompromissloser Action und davon gibt es hier viel. Die ersten zehn Minuten werden gleich auch erst mal damit verbracht die Familie von Cho Osaki (Shô Kosugi, „Pray for Death“, „Black Eagle“) abzuschlachten. Firstenberg schickt den hinterhältigen Trupp nicht gerade zimperlich gen hilflose Familienmitglieder. Geschlitzt, durchbohrt, erschossen und zersenst wird hier zu genüge und da wird, so wie es der Genrefreund mag, samt und sonders drauf gehalten. Auch vor Frauen wird dabei nicht halt gemacht. Dafür gibt der wenig später eintreffende Cho den Killern dann umgehend Saures. Das Fangen von Pfeilen mit Händen und Zähnen mag zwar etwas komisch aussehen, wirkt in diesem exotischen Anfang aber nicht deplaziert – zumal Realismus in so einem U.S. – Ninjareißer eh nicht mit der Lupe gesucht werden sollte.

Aus Angst um seinen Sohn Kane (Shô Kosugis Sohn Kane, der für sein Alter erstaunliche Martial-Arts-Fähigkeiten besitzt und auch in späteren Filmen neben seinem Vater zu sehen war) und seine Mutter (Grace Oshita), sowie auf Drängen seines Freundes Braden (Arthur Roberts) kehrt er seinem Heimatland den Rücken und baut sich in den U.S.A. eine neue Existenz auf. Was würde sich da besser anbieten, als eine Kampfsportschule?
Leider ist sein Freund nicht der, für den er ihn hält und so wird seine Gutgläubigkeit gnadenlos ausgenutzt...

Sam Firstenberg ledert „Revenge of the Ninja“ in knackigen 90 Minuten herunter und umschifft dabei gekonnt kitschige Szenen. Weder die Mutter noch der kämpferische Sohnemann werden hier in Lächerlichkeit gebadet, sondern dürfen ihrerseits das kämpferische Talent zum Besten geben. Shô Kosugis darf selbstverständlich, als ein schwarzer Ninja durch die Stadt streicht, alsbald selbst seine Fähigkeiten wieder ausführlich unter Beweis stellen.

Insbesondere die sehr explizite Gewaltdarstellung und das Einfallsreichtum der Ninja-Gimmicks machen hier den Unterschied. Bis zum Finale wird nicht nur mit dem Schwert gehackt. Es wird mit Pfeil und Bogen geschossen, Scharfkantiges gespuckt (!), Räucherkügelchen geworfen und allerlei tödliches Werkzeug aus dem Kimono gezaubert. An Abwechslungsreichtum mangelt es „Revenge of the Ninja“ jedenfalls nicht. Exzentrische Handlanger wie ein sein Tomahawk schwingender Indianer, eine Truppe Rabauken, die am „Y.M.C.A“ – Kontest teilnehmen könnten, und Professor Toru Tanaka („An Eye for an Eye“, „The Running Man“) sorgen dann für einen kunterbunten Mix von Gegnern. Karate-Champ Keith Vitali („No Retreat, No Surrender 3: Blood Brothers“, „American Kickboxer“) ist hier übrigens, leider sehr hölzern, in seiner ersten Filmrolle als Chos Mitstreiter zu sehen.

Bei dieser spaßig anmutenden Zusammenstellung bleibt der Streifen aber immer eine bierernste Angelegenheit. Ein gewisses Maß an Naivität kann man genauso wenig wie einige Klischees verleugnen, aber insgesamt geht der gebackene Kuchen auf. Dafür sorgt nicht zuletzt das ausufernde Finale auf dem Dach eines Hochhauses.

Die Martial-Arts-Fights an sich sind gut choreografiert und scheuen sich selbstverständlich ebenfalls nicht vor detailfreudigen Darstellungen. Autoverfolgungsjagden sind eher die Ausnahme, haben wenn dann ein paar vorzügliche Stunts, zum Teil auch in Zeitlupe zu bieten. Die beabsichtige Evakuierung des Realismus (zig Kugeln ausweichen) sei vor allem im Finale (der selbstschraubende Pfeil in die Betonwand hatte schon was) vernachlässigt. Man ist ja ganz andere Phantastereien auf dem Gebiet gewohnt.


Fazit:
Knallharte Ninja-Action made in U.S.A., die zwar nur einen durchschnittlichen Plot besitzt, aber von Firstenberg temporeich vorangetrieben wird. An mangelnder Abwechslung kann man sich hier jedenfalls nicht beklagen. Schauspielerisch eher mau, erwarten einen bei „Revenge of the Ninja“ blutige, kompromisslose Schlitzer- Stecher- und Durchbohreinlagen, die neben ordentlichen Martial-Arts-Fights und guten Stunts zu den Stärken dieses Films sehen. Genrefans sei er hiermit uncut empfohlen.

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